Schwester Bertholda Pfeuffer, die dem Orden der Schwestern des Erlösers angehörte, ist kürzlich im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Ordensfrau verbrachte ihren Lebensabend im Kloster Heidenfeld, auch "Kloster Maria Hilf" genannt, das der Kongregation als Alten- und Pflegeheim dient.
Mit dem Tod von Bertholda, deren Taufname Agnes lautet, verliert der 88-jährige Josef Pfeuffer seine ältere Schwester und das Dorf die letzte der hier gebürtigen Ordensfrauen.
Agnes Pfeuffer, die als gerade mal 14-Jährige als Hausmädchen im Schweinfurter St. Josefs Krankenhaus zu arbeiten begonnen hatte, absolvierte später eine Ausbildung zur Krankenschwester in der Würzburger Universitätsklinik. Anschließend war Schwester Bertholda nahezu sechs Jahrzehnte lang als Krankenschwester im St. Josefs Krankenhaus beschäftigt.
Dass es im 20.Jahrhundert mal acht Sulzdorferinnen waren, die in den Orden der Erlöserschwestern eingetreten sind, das weiß Josef Pfeuffer genau. Er kann das frühere Leben in dem kleinen Ort anschaulich schildern.
Besonders fromm?
Über die Frage, ob die Menschen in dem rund 550 Einwohner zählenden heutigen Giebelstädter Ortsteil früher besonders fromm und gläubig waren, darüber muss der 87-jährige erst mal nachdenken.
Neben den Zeugen der Volksfrömmigkeit wie den Bildstöcken in der Flur sowie den Statuen und Bildnissen, die im Altort an nahezu jedem Anwesen zu sehen sind, ist es eine auffällige Häufung, dass von 1926 bis 1953 acht junge Frauen in den Orden eingetreten sind. Dass auch drei junge Männer ihrer Berufung für das Priesteramt gefolgt sind, führt der geistig rege Senior nicht zuletzt auf die damaligen Lebensumstände zurück.
Tischgebet gehörte dazu
Sulzdorf war mal, wie er erzählt, ein typischer von der Landwirtschaft geprägter Ort. Da bei den Hofbesitzern die nachgeborenen Geschwister kaum etwas anderes waren als Mägde oder Knechte, könnte besonders bei den Schwestern die Entscheidung, ins Kloster zu gehen, eine Rolle gespielt haben.
Josef Pfeuffer, dessen Cousine Maria Pfeuffer (1912-2000) ebenfalls dem Orden angehört hat, ist, wie er sagt, mit drei Geschwistern "in ärmlichen Verhältnissen" aufgewachsen. Der Alltag begann für die Kinder mit dem Gang in die Kirche und anschließend in die Schule. Das Tischgebet mit Mutter Johanna und Vater Gustav Pfeuffer gehörte für die zwei Töchter und zwei Söhne ebenso zum Tag wie das gemeinsame Rosenkranzgebet am Abend. Das war, wie sich Josef Pfeuffer erinnert, in allen Häusern in Sulzdorf so. Selbstverständlich war für die Buben auch der Ministrantendienst.
Lauter Josefs
Später führte der 87-jährige dreifache Vater, der allein mit seiner Frau Sieglinde (80) in dem 1967 in der Siedlung erbauten Haus lebt, den kirchlichen Dienst 13 Jahre lang als Messner fort. Über sein Leben in Sulzdorf, kann Josef Pfeufer sehr viel erzählen. Zum Beispiel, dass im Ort im vorigen Jahrhundert so viele Buben den Vornamen "Josef" bekamen, das diese über lange Zeit hinweg ihren Namenstag am 19.März gemeinsam gefeiert haben.
Der Sulzdorfer, der über vier Jahrzehntelang als Berufsfeuerwehrmann zunächst in Giebelstadt und anschließend in Niederstetten tätig war, und der sich als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Sulzdorf ebenso zur Verfügung gestellt hat wie in der Vorstandschaft des Bürgerverein, stöbert in Chroniken nicht nur der Vergangenheit nach, sondern er hält seit langem auch alles fest, was sich in "seinem" Dorf ereignet.
Angefangen bei der Geburt von Kindern bis hin zu Sterbefällen verzeichnet er in seiner privaten Chronik jetzt auch den Tod von seiner Schwester, mit der die Ära der Ordensfrauen aus Sulzfeld zu Ende gegangen ist. Die Verstorbene wurde auf dem Friedhof in Heidenfeld im Landkreis Schweinfurt beigesetzt.
