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WÜRZBURG
Mit Nitrat aus Salat gegen wundes Zahnfleisch
Das Team der Salatsaftstudien: die Zahnärztinnen Nicole Petersen und Peggy Stölzel, Professor Dr. Ulrich Schlagenhauf und Dr. Yvonne Jockel-Schneider.
Foto: Klaus Nowarra | Das Team der Salatsaftstudien: die Zahnärztinnen Nicole Petersen und Peggy Stölzel, Professor Dr. Ulrich Schlagenhauf und Dr. Yvonne Jockel-Schneider.
Alice Natter
 |  aktualisiert: 26.10.2016 03:28 Uhr

Seriöse Wissenschaftler sind vorsichtig mit Empfehlungen. Und kluge Ärzte halten sich mit Versprechungen zurück. Professor Ulrich Schlagenhauf, Leiter der Abteilung für Parodontologie an der Zahnklinik der Uni Würzburg, verweist denn auch darauf, dass erst weitere Untersuchungen nötig seien, um „zugrunde liegende Mechanismen“ zu verstehen. Und er sagt auch nicht, dass man jetzt nur noch Salat – oder zumindest möglichst viel davon – essen soll. Was Schlagenhauf aber sagen kann: „Der regelmäßige Konsum eines nitratreichen Salatsaftgetränks reduziert wirksam Zahnfleischentzündungen.“

Mit Prophylaxe-Preis ausgezeichnet

Dass Nahrungsnitrat auf Gingvitis abschwächend wirken kann – das hat der Parodontologe mit seinem Team und mit Lebensmittelanalytikern der Uni Hohenheim entdeckt und in einer klinischen Studie untersucht. Für die Erkenntnis haben die Zahnmediziner jetzt den mit 3000 Euro dotierten „Wrigley Prophylaxe Preis“ in der Sparte Wissenschaft erhalten.

Die Würzburger und Hohenheimer Forscher stellten fest, dass Nitrat aus einem handelsüblichen Gemüsesaft den Verlauf chronischer Zahnfleischentzündungen bereits nach nur zwei Wochen spürbar verbessern konnte. Die Ergebnisse legen nahe, dass Gingivitis-Patienten mehr nitratreiche Gemüsesorten wie Kopfsalat, Rucola, Spinat oder Rote Bete essen sollten: „Damit eröffnet sich eine verblüffend einfache, effektive und kostengünstige Möglichkeit, etablierte Therapien zur Kontrolle gingivaler Entzündungen zu unterstützen“, kommentierte Professor Thomas Attin von der Uni Zürich die Entscheidung der Jury. Der „Wrigley Prophylaxe Preis“ wird seit 22 Jahren für bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe ausgeschrieben. Er steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), die Stifterorganisation ist das „Wrigley Oral Healthcare Program“.

Wie pflanzliches Nahrungsnitrat die schmerzhaften Zahnfleischentzündungen hemmt, das muss erst noch weiter erforscht werden. Vermutlich, so Schlagenhauf, spielen „reaktive“ Zwischenprodukte wie Stickstoffmonoxid oder Stickstoffdioxid eine Schlüsselrolle. Sie entstehen im Stoffwechsel nach der Reduktion von Nitrat zu Nitrit durch Bakterien in der Mundhöhle. Und sie wirken unter anderem blutdrucksenkend und entzündungshemmend.

Positive Wirkung des verrufenen Nitrats erkannt

Nitrate sind in vielen Pflanzen, insbesondere in grünem Blattgemüse enthalten. In der Vergangenheit habe man sie oft „nur als potenziell schädliche Nahrungsbestandteile betrachtet“, sagt der Paradontologe. Mittlerweile habe eine ganze Reihe von Studien aber nachgewiesen, dass der Verzehr nitratreicher Lebensmittel positiv wirken kann.

Stickstoffmonoxid und Nitrit wird eine starke antimikrobielle Wirkung zugeschrieben.

So wirksam wie gängige Mundspülungen - ohne Nebenwirkung

Weil Entzündungen des Zahnfleisches mit bakteriellen Belägen auf den Zähnen verbunden sind, machten die Zahnärzte an der Abteilung für Parodontologie der Würzburger Uniklinik die 14-tägigen Tests mit Salatsaft. „Die Ergebnisse dieser Studie“, so Schlagenhauf, „legen nahe, dass der Konsum nitratreichen Gemüses Zahnfleischentzündungen ähnlich wirksam zu reduzieren vermag wie übliche antibakterielle Mundspüllösungen – ohne deren unerwünschte Nebenwirkungen.“

 
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