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KLEINRINDERFELD
Mit knochenharter Arbeit im Steinbruch fing alles an
Mit einem Fahnenumzug ging es zur Feier des 120-jährigen Jubiläums des AKUV nach dem Gottesdienst in das Gemeindehaus zum Festkommers.
Foto: AKUV | Mit einem Fahnenumzug ging es zur Feier des 120-jährigen Jubiläums des AKUV nach dem Gottesdienst in das Gemeindehaus zum Festkommers.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 05.07.2017 03:36 Uhr

In Zeiten, in denen es noch kein Krankenkassensystem gab und das Wort „Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“ noch ein Fremdwort war, gründeten auch die Bürger von Kleinrinderfeld eine Art Ausfallversicherung für die arbeitende Bevölkerung: den „Arbeiter- Krankenunterstützungsverein“.

Die Geschichte des Arbeiter-Krankenunterstützungsvereins (AKUV) Kleinrinderfeld ist untrennbar mit der Entwicklung der Steinindustrie in der Gemeinde. Jahrhundertelang hatten die Einwohner von Ackerbau und Viehzucht gelebt, bis Ende des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Wende eintrat. Seit dieser Zeit wurde systematisch Muschelkalkstein gebrochen. Mit teilweise primitiven, auf jeden Fall aber unzureichenden Werkzeugen schafften die Arbeiter das über den Steinquadern abgelagerte Erdreich beiseite. Mittels Brechstangen beförderten sie die Steinquader heraus, die zuvor aus ihrem Lager gepalten oder gesprengt wurden. Unter Zuhilfenahme von Kränen, Winden und Loren brachten sie die Quader auf den Werkplatz zu den „Bossierern“, die sie grob nach vorgegebenem Maß bearbeiteten. Das war harte Knochenarbeit und nicht selten kam es zu ernsten Verletzungen, so dass die Arbeiter ihrem Broterwerb nicht mehr nachgehen konnten.

Aus diesem Grund heraus gründeten die Steinbrucharbeiter am 17. März 1897 den Verein, der heute noch lebendig ist. Durch kleine Monatsbeiträge war es möglich, ein Krankengeld von täglich eine Mark zu bieten. Für manche Familie bedeutete dies eine große Hilfe. Anfangs, so der Vorsitzende Edgar Zipprich, war es schwer, die jeweiligen Mittel zur Unterstützung aufzubringen. Oft genug musste die gesamte Bevölkerung des Ortes zusammen helfen. Man veranstaltete Wald- oder Gartenfeste, um die Vereinskasse mit dem Erlös aufzubessern. Das führte zur Stärkung der Kameradschaft und das Ansehen in der Gemeinde wuchs. Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschlands änderte sich die soziale Struktur und Sozialleistungen wurden selbstverständlich. So wurde bereits 1954 eine umfassende Reform der Satzung des AKUV beschlossen und ist bis heute ein „kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“. Man könne darüber diskutieren, ob solche Unterstützungsvereine heute noch aufrecht erhalten bleiben sollen. Doch, so das Vorstandsmitglied Hubert Baunach, die gegenseitige Hilfeleistung ist heute noch so wichtig wie vor 120 Jahren. Außerdem sieht er es als Aufgabe des Vereins an, zum gesellschaftlichen Leben beizutragen.

Dies gelang unter anderem mit der 120-Jahr-Feier, die mit weiteren Vereinen im Gemeindehaus gefeiert wurde. Dabei wurden folgende Mitglieder geehrt. Für 60 Jahre: Willi Düll, Edgar Heck, Otto Spiegel und Hermann Link. Seit 50 Jahren dabei sind Ernst Hörner, Oskar Leukert, Paul Leukert und Edgar Zipprich. Für 40-jährige Vereinstreue: Willi Berberich, Heinz Keller und Hubert Schäfer sowie für 25 Jahre Heidi Drexel, Helmut Drexel, Manfred Keller und Hans Krebs.

 
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