Seine Markenzeichen sind ein schwarzer Mantel mit Schlapphut und altertümliche Stiefel, dazu Hellebarde und Laterne. Damit zieht Wolfgang Mainka nun seit 25 Jahren durch Würzburgs Gässli und erzählt dazu Gschichtli. Jetzt feierte der Rechtsanwalt, Nachtwächter und fränkische Mundartschreiber seinen 70. Geburtstag.
Geboren wurde Wolfgang Mainka in Gelnhausen im Spessart. Mit fünf Jahren kam er 1955 mit seinen Eltern nach Würzburg, wo sein Vater eine Metzgerei in der Arndtstraße eröffnete. Nach Schillerschule und Siebold-Gymnasium studiere er in Würzburg Jura – gemeinsam mit Peter Auffermann, der ihn heute als Stadtführer "Schorsch" begleitet. Zunächst arbeitete Mainka als "Bauernanwalt" in Arnstein, eröffnete dann 1995 in der Domstraße in Würzburg seine Kanzlei, die er bis 2005 betrieb.
Nachwächterführung durch Rothenburg als Auslöser
Doch was hat den Anwalt dazu gebracht, Nachtwächter zu werden? "Verrückte Ideen haben mich schon immer verfolgt", sagt er lachend. So hatte er einmal als Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins zum Martinsgans-Essen nach Rothenburg eingeladen. Dort machten sie nachts mit einem der wenigen Nachtwächter, die es damals gab, eine Führung durch die Altstadt. In den nebeligen Gassen erzählte der Direktor des Kriminalmuseums interessante Geschichten aus der Geschichte Rothenburgs. "Da hab’ ich mir gedacht: Das ist es!".
1995 hat Mainka nach langen Überlegungen mit seiner Frau Simone beschlossen, für Verwandte und Freunde eine Nachtwächter-Führung durch Würzburg zu machen, und zwar nur mit "Gschichtli und Schnurre", als Blödsinn, wie er sagt. Geholfen hat ihm dabei Werner Dettelbacher, sein "Deutsch- und Erdkäs-Lehrer". Zusammen haben sie die Stationen und die Anekdoten ausgesucht. 100 Gäste kamen und zogen mit dem Nachtwächter bei minus fünf Grad Celsius durchs winterliche Würzburg. Zur Erwärmung hatte Mainka zwei Flaschen Cognac mitgenommen und ist dann nach dem Ausklang im Bürgerspital mit dem Spieß voraus "ins Taxi neigffalle, so bsoffe war ich".
Beruf als Rechtsanwalt an den Nagel gehängt
Dunkle Stunden erlebte Mainka mit dem Tod seiner ersten Frau 2005, mit der er zwei Töchter großgezogen hatte, wobei die eine Innenarchitektin, die andere Physik-Professorin geworden ist. In dieser schweren Zeit wollte Mainka seinem Leben eine andere Richtung geben. So beschloss er, seinen Beruf als Rechtsanwalt an den Nagel zu hängen und sich ganz seinem Hobby zu widmen. "Dem Nachwächter verdanke ich sehr viel; das war wie eine Psychotherapie für mich", sagt er heute. Seit 2014 ist Mainka wieder verheiratet, "doch mei Fra lässt mich frei laufe."
Mainkas erster Partner als Nachwächter wurde Günter Stock, den er in der Alten Mainmühle spontan angesprochen hatte. Der ehemalige SPD-Bürgermeister von Margetshöchheim war damals schon durch seine Auftritte im Fasching bekannt. Dritter Partner im "Trio Infernale" wurde Josef Wolf von KoeBau.
Aktuell acht Nachtwächter im Einsatz
Wie viele Führungen als Nachtwächter hat Mainka in 25 Jahren gemacht? ,,Pffff, du frachst fei ä Zeuch. En Haufe." Mainkas Idee jedenfalls wurde zu einer Riesen-Erfolgsgeschichte, die Nachahmung in manch anderer Stadt gefunden hat. Aktuell sind acht Nachtwächter im Einsatz, darunter auch eine Frau. Nach dem Corona-Lockdown gibt es seit Anfang Juni wieder jeden Tag (außer Sonntag) öffentliche Führungen, wenn auch nur in kleinen Gruppen. Zusätzlich bietet Mainka seit einigen Jahren auch Führungen am Tag mit dem "Schorsch" an. Vor zwei Jahren hat Maika in der Plattnerstraße sein "Nachtwächterstüble" eröffnet, wo es nach den Führungen auf Bestellung für geschlossene Gesellschaften den "Nachhock" gibt mit Wein, Brotzeit oder Essen.
Sein buntes Leben bereichert hat der Jubilar, den Oberbürgermeister Jürgen Weber seinerzeit offiziell zum "Würzburg Nachtwächter" ernannt hatte, auch als Mundart-Autor. So war er als Kolumnist für die Main-Post tätig und hat unter anderem die Bücher "Würzburger Nachtwächterbüchle", "Würzburger Geschicht(l)e" und den Krimi "Von Mäusen, Ratten und Priestern" geschrieben. Momentan arbeitet er mit dem Karikaturisten Carlo Dernbach aus "Kaaschd" am Bilder-Buch "Fränkisches Schlaraffenland", das sich der hiesigen Küche widmet.