
Eigentlich ist Malen das Hobby von Ute Etzkorn. Trotzdem sitzt die Eibelstadterin neugierig im Untergeschoss der Grundschule auf einem Kunststoffstuhl und lässt sich über die Möglichkeit einer Erwachsenenbläserklasse informieren. Referent ist der Eibelstadter Bürgermeister Markus Schenk, der an diesem Abend aber in seiner Funktion als Vorsitzender der Bläserjugend da ist. Sein Aufruf im Mitteilungsblatt hat Gehör gefunden: Neben Ute Etzkorn sind noch acht andere Erwachsene gekommen.
„Wir haben das Rad nicht neu erfunden“, sagt Schenk zur Idee einer Bläserklasse für Erwachsene. „In Unterpleichfeld und Rimpar gibt es das schon seit ein paar Jahren.“ Schenk weiß, dass es so manchen Erwachsenen reut, in seiner Jugend kein Instrument erlernt zu haben – sei es aus Desinteresse, Zeitmangel oder aus anderen Gründen. Bläserklassen, in denen ein Blasinstrument sowohl in Form von Einzelunterricht als auch bei gemeinsamen Proben erlernt werden kann, werden aber üblicherweise nur für Kinder und Jugendliche angeboten.
Musikalische Vorbildung ist keine Voraussetzung
Die Verwaltungsmeinschaft (VG) Eibelstadt hat vor einigen Jahren diese Möglichkeit für den Nachwuchs aus den vier Mitgliedsgemeinden geschaffen und die Bläserjugend der Verwaltungsgemeinschaft gegründet, um gemeinsam die Nachwuchsarbeit zu betreiben. Zwei Bläserklassen wurden gegründet, und einige der Kinder haben inzwischen in verschiedene Kapellen gewechselt.
Wenn ein Kind Querflöte oder Klarinette lernen kann, dann kann das auch ein Erwachsener, sagt Schenk. Vielleicht tue sich jemand, der schon auf die Rente zugeht, tatsächlich zunächst etwas schwerer. Andererseits traut Schenk den Erwachsenen beim Üben mehr Konsequenz und Durchhaltevermögen zu. Deshalb ist musikalische Vorbildung für die Teilnahme auch keine Voraussetzung. Wer mitmachen möchte, muss weder Noten lesen können noch früher schon mal ein Instrument gespielt haben. Er sollte nur Interesse an Musik haben, zum Üben bereit sein und im besten Fall auch gemeinsam mit anderen in einer Kapelle spielen wollen.
Eine Bläserklasse braucht Vielfalt an Instrumenten
Ganz am Anfang steht die Entscheidung für ein Instrument. Manche der Interessenten haben schon einen Favoriten – das Saxophon wird am häufigsten genannt. Neun Saxofonspieler ergeben aber leider keine Musikkapelle, gibt Markus Schenk zu bedenken. Die Bläserklasse kann nur zustande kommen, wenn sich eine möglichst breite Mischung an Instrumenten findet. „Hohes Blech, tiefes Blech, Holz und Schlagzeug“, sagt er.
Zur Auswahl stehen Trompete, Kornett, Posaune, Tuba, Euphonium, Flügelhorn, Klarinette, Querflöte, Schlagzeug und Saxophon. Bei einem weiteren Termin Mitte November sollen sich Instrumente und Interessenten erstmals persönlich begegnen. Die zukünftigen Musiker haben dann Gelegenheit, verschiedene Instrumente auszuprobieren. Oft stelle sich bei diesen Terminen heraus, dass jemandem ein ganz anderes als das ursprünglich ins Auge gefasste Instrument viel eher liege, sagt Schenk.
Neben Einzelunterricht findet auch eine Tutti-Probe statt
Wer ganz neu anfängt mit der Musik oder seit Jahrzehnten kein Instrument mehr in der Hand gehalten hat, muss sich mit dem Instrument erst einmal vertraut machen. „Und dann mit ihm wachsen“, erklärt Markus Schenk. In der Bläserklasse bekommen die Teilnehmer Einzelunterricht, oder auch gemeinsam nach Registern. Regelmäßig finden darüber hinaus Tutti-Proben statt, also alle zusammen. „Nach ungefähr zwei Jahren kann man dann gucken, ob die Formation zusammenbleibt oder ob die einzelnen Musiker in andere Orchester wechseln können“, sagt Schenk.
Ute Etzkorn freut sich auf das Instrumenten-Kennenlernen. Sie interessiert sich für Klarinette oder Saxophon. „Musik zu produzieren ist schön“, sagt sie, obwohl sie bislang weder ein Instrument gespielt hat noch Noten lesen kann. „Es kann einem sehr viel geben, wenn man zusammen spielt.“ Außerdem könne man für andere spielen. Ganz anders sei das als beim Malen, wo man immer alleine sei.
Gemeinsam Spaß haben – als Markus Schenk das erwähnt, nicken alle. Obwohl Schenk schon jetzt andeutet, dass es ganz sicher bei dem einen oder anderen auch mal Frust geben werde, weil der Fortschritt im Lernen zu stagnieren scheint. Irgendwann aber gehe es dann doch wieder weiter, und das gemeinsame Musizieren mache einfach Freude.