Ein Aufzug von der Stadt aus hoch zur bald neu gestalteten Festung Marienberg, das wäre schön. Nur kosten darf er für die Stadt nichts. Denn wenn der Freistaat schon 130 Millionen in die Umgestaltung und ein Fränkisches Landesmuseum steckt, dann könnte doch auch noch Geld für einen barrierefreien Zugang übrig sein. So lautete das Fazit der Diskussion in der Sitzung des Würzburger Stadtrats Stadtrats am 18. Februar.
Angestoßen hatte diese Diskussion die Würzburger Liste um den Altoberbürgermeister Jürgen Weber. Diese hatte beantragt, den Stadtrat über die in den 1980er Jahren fast zur Ausführung gelangten Pläne eines Festungsaufzuges zu informieren. Aus dieser Diskussion ging dann der Auftrag an die Stadtverwaltung hervor, beim Freistaat Bayern darauf hinzuwirken, sich mit dem Thema „bessere Erreichbarkeit des neuen Landesmuseums“ zu befassen. „Eine stadtbild- und denkmalschutzverträgliche Erschließung des Landesmuseums durch Beförderungs- und Verkehrsmittel, gegebenenfalls Festungsaufzug/-bahn werde seitens der Stadt Würzburg befürwortet“, hieß es weiter.
Wenig Konkretes aus München
Was sagt man im Finanzministerium in München dazu? Und gibt es vergleichbare Bahnen in andern Städten? Auf die erbetene schriftliche Anfrage hin wird man in München nicht sehr konkret. In der Antwort des Pressereferates heißt es, man arbeite derzeit an der Sanierung der Festung Marienberg und der Einrichtung des neuen fränkischen Landesmuseums. Und: Ein Aufzug sei dabei eine sehr sensible Sache.Weiter heißt es, natürlich dürfe das historische Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt werden. Im Rahmen der staatlichen Hochbaumaßnahme würden selbstverständlich auch die Belange des barrierefreien Bauens berücksichtigt. Durch die Generalsanierung werde die Festung behindertengerecht gestaltet, schließt die schriftliche Antwort.
Die Pläne aus den 1980er Jahren, für die es laut WL-Antrag bereits konkrete Finanzierungszusagen des Freistaates gegeben hatte, scheiterten letztlich am Rückzug eines Mitinvestors, der geplant hatte, die Talstation in ein Hotel am Spitäle zu integrieren. Von dort sollte eine 270 Meter lange Standseilbahn in 95 Sekunden die 75 Meter Höhenunterschied zum Husarenkeller auf der Festung überwinden.
Allerdings war in der Stadtratssitzung Mitte Februar auch zu hören gewesen, dass die damals geplante Variante einer in einem Tunnel verlaufenden Standseilbahn nach dem Unglück von Kaprun, bei dem vor knapp 16 Jahren 155 Menschen starben, aus sicherheitstechnischen Gründen kaum mehr zu verwirklichen sei.
Erschließung für ein Wohngebiet
In Künzelsau, knapp 70 Kilometer südlich von Würzburg, wurde 1997 per Bürgerentscheid entschieden, ein neu erschlossenes Wohngebiet, das mit rund 3000 Einwohnern 170 Meter höher liegt als die Kernstadt, durch eine Standseilbahn zu erschließen. Dabei handelt es sich um eine schienengeführte Bahn mit zwei Wagen, die über ein Seil verbunden sind und sich gegenseitig hochziehen. Kapazität: 80 Personen. Die Fahrtzeit beträgt drei Minuten, was einer Förderleistung von 960 Personen in der Stunde entspricht. Der Einzelfahrschein für Erwachsene kostet 2,50 Euro, Kinder zahlen einen Euro. Es gibt Monats- und Jahreskarten.
In Koblenz führt seit der Bundesgartenschau 2011 eine 850 Meter lange Seilbahn über den Rhein. Über drei Millionen Fahrgäste transportierte die Seilbahn allein während der sechs Gartenschau-Monate. Mittels Seilbahn besuchten 2013 etwa 550 000 Menschen die Festungsanlage.
Wie ein Aufzug zu bedienen
Die Heidelberger Schlossbergbahn überwindet im unteren Abschnitt von der Stadt bis zur sogenannten Molkenkur auf einer Strecke von 471 Metern, davon 210 Meter in einem Tunnel, einen Höhenunterschied von 171 Metern. Die Obere Bahn bis hoch zum Königstuhl auf knapp 550 Meter Höhe ist 1020 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von 260,5 Metern.
Zu einer Diskussion über einen Festungsaufzug lädt der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg diesen Samstag, 12. März, um 10 Uhr in die Gaststätte „Time Out“, Frankfurter Straße 1.