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KÜRNACH
Mit dem Thermomix die Welt erklären
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 18.02.2016 03:34 Uhr

Jetzt ist es raus. Bei Ländners unterm Weihnachtsbaum lag dieses Mal ein Thermomix. Keine Ringe und Ketten mehr für Ehefrau Helga, sondern eine sündhaft teure Küchenmaschine. Und natürlich war es das Original. Nicht die Billig-Version vom Discounter. Beim Starkbieranstich der Landkreis-CSU in Kürnach lüftete Manfred Ländner das Geheimnis. Denn mit so einem Thermomix kann ein CSU-Politiker wunderbar die Welt erklären – zumal wenn er in seiner Rolle als Quirinius von Quirnaha, als Statthalter von Kürnach, daher kommt.

Seit 1994 wird die Höllberghalle zu Beginn der Fastenzeit zu einem „Tempel der schwarzen Brüderlichkeit“. Politik und gute Laune ist dabei das Motto der Landkreis-CSU, die es immer schafft, die Halle zu füllen. Auch, weil stets ein prominenter Politiker zu Gast ist. Diesmal war das Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium.

Gute Laune – ist das in den Tagen nach dem schweren Zugunglück von Bad Aibling überhaupt möglich? Lange haben sie überlegt, ob der Starkbieranstich in Kürnach nicht auch ausfällt, machte CSU-Kreisvorsitzender Thomas Eberth deutlich. Den traditionellen Aschermittwoch in Passau sagte die CSU deswegen ab. Und auch die anderen Parteien zogen nach. „Doch Politik darf keine Pause machen“, findet Eberth. „Denn die Welt steht nicht still.“ Dann standen alle auf, es wurde mucksmäuschenstill im Saal und für ein paar Sekunden waren die Gedanken bei den Opfern des Zugunglücks und ihren Angehörigen. Danach spielte die Körnier Dorfmusik die Polka Nummer 37 – und alles ist wie immer.

Nach dem Musikstück musste der Staatssekretär das Bierfass anstechen. Alles ist bereitet. Nach einigen Pannen der Vorjahre – nicht zu vergessen die große Sauerei, die der einstige Landwirtschaftsminister Josef Miller einmal hinterlassen hat – stand dieses Mal extra ein Aufputztrupp bereit. Doch der blieb arbeitslos. Pschierer trieb den Hahn mit gezielten Schlägen ins Spundloch. Geschafft! Das Starkbier fließt, kein Tropfen geht daneben. Das Publikum war erfreut.

Dann sprach der Staatssekretär. Erst über seinen ersten Schulausflug nach Nürnberg, später auch nach Würzburg. Für einen Schwaben schon eine beachtliche Reise. Und das Frankenlied hat er auch gelernt in seiner Jugend. Was ganz wichtig sei, um sich eine „regionale Identität“ zu bewahren.

Nach dieser Einführung leitete Pschierer dann schnell über zum Werbeblock der bayerischen Staatsregierung. „Den kann ich ihnen nicht ersparen“, sagte er und führte aus, was Bayern stark macht. Eine gute Familienpolitik und die Innere Sicherheit gehörten dazu. „Das sind Markenzeichen der CSU.“ Stolz ist Pschierer auch darauf, dass es in Bayern keine offene Drogenszene gibt. Wohlwissend, dass einige Grünen-Politiker den Starkbieranstich der CSU gerade als solche bezeichnen würden.

Ausführlich sprach er dann noch über die aktuelle Asylpolitik. „Wir haben nicht unsere Nationalität aufgegeben. Multi-Kulti gibt es nicht. Staat heißt für uns auch, Schutz der staatlichen Grenzen. Wir treten das Asylrecht mit Füßen, wenn wir sagen, es ist ein Allgemeinrecht für alle.“ Es sind Sätze wie diese, für die er donnernden Applaus bekam.

Die CSU, so Pschierer, wolle stärker differenzieren, zwischen jenen, die eine Bleibeperspektive haben und den anderen. Und auch die Bevölkerung dürfe nicht überfordert werden, sagte er. „Wir werden unserer Verantwortung gerecht. Uns geht es um Begrenzung“, gibt auch Pschierer die CSU-Position wieder, die in Unionskreisen und bei anderen Parteien umstritten ist.

Dann wurde es Zeit für Quirinius. Im goldenen Glitzerkostüm und begleitet von zwei Fackelträgern sprach er zu seinen Anhängern – und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Als erstes war Randersacker dran und der Bürgermeister, der „jetzt im Dauerurlaub mit Bezügen ist“. Auch wenn sie gekürzt sind, so verdiene er mehr als manch ein Handwerker, frotzelte Ländner in der Rolle des Quirinius und fragte sich, was wohl los wäre, wenn sich ein CSU-Bürgermeister so verhalten hätte.

Dann ging's nach Kürnach. „Ein Ort, der gesegnet ist, mit einem Bürgermeister, der täglich in der Zeitung steht. Und einer Landtagsabgeordneten, die in München nachfragt, wie gut das Wasser der Kürnach ist, statt vor die Tür zu gehen“, lästerte Ländner über seine Landtags-Kollegin Kerstin Celina.

Auch Würzburg bekam sein Fett weg. Besonders die neue Skyline der Stadt, also die beiden Faultürme der Kläranlage, haben es dem Kürnacher Statthalter angetan. „Wer so gut aufgestellt ist, der braucht auch keinen Hafensommer“, frotzelte Quirinius und forderte den Kulturreferenten auf, mal weniger Zeit für Demonstrationen und SPD-Arbeit zu verwenden, sondern für den Job, für den er bezahlt wird.

Und schließlich das Geheimnis um den Thermomix. Ländners Ehefrau Helga ist begeistert von der neuen Maschine, erzählte sie hinterher. Und der Ehemann – ganz der Weltpolitiker – entdeckte in der neuen Küchenmaschine Metaphorisches. „Da kommt alles nei und heraus kommt ein g'sichtsloser Brei“, stellte er fest. „Ohne zu erkennen, was eigentlich drin ist – und genauso gehe es auch zu auf dieser Welt“, weiß Ländner. „Super“ rief da der Staatssekräter, der sich diesen Vergleich zudem gleich notierte.

Und auch das Publikum war begeistert. Frenetisch feierten sie ihren Quirinius und eines ist sicher, Politik und gute Laune wird es auch im nächsten Jahr geben. Man darf gespannt sein, wer dann den Werbeblock für die bayerische Staatsregierung sendet und mit welchem Weihnachtsgeschenk Manfred Ländner seiner Helga dann eine Freude bereitet hat.

Manfred Ländner zeigte als Quirinius von Quirnaha ausladende Gesten beim CSU-Starkbieranstich in Kürnach.
Foto: Thomas Obermeier | Manfred Ländner zeigte als Quirinius von Quirnaha ausladende Gesten beim CSU-Starkbieranstich in Kürnach.
 
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