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REGION OCHSENFURT
Mit dem Taxi von Röttingen nach Würzburg – ein Selbstversuch
Es ist 7.35 Uhr und noch dämmrig draußen. Auf dem Marktplatz in Röttingen kann man die Lichter eines wartenden Taxis sehen. Moment mal! Taxi? Wo ist denn der Bus, den ich vor einer Stunde bestellt habe? Habe ich mich am Ende verwählt?
Taxifahrer und Rufbusfahrer: Alexander Beck ist im gesamten Ochsenfurter Gau unterwegs.
Foto: MICHAELA MENTH | Taxifahrer und Rufbusfahrer: Alexander Beck ist im gesamten Ochsenfurter Gau unterwegs.
Von unserer Mitarbeiterin

Michaela Menth
 |  aktualisiert: 03.10.2014 16:55 Uhr

Aber nein. Der Verkehrsverbund kooperiert mit dem Ochsenfurter Taxiunternehmen Hennermann, um die kleinen Gemeinden im südlichen Landkreis im Zwei-Stunden-Takt an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Seit dem 1. September müssen die Fahrgäste dafür nicht einmal mehr den früher üblichen Aufschlag von 1,50 Euro zahlen. Wie das System funktioniert, zeigt ein Selbstversuch.

Wer den Rufbus benutzen will, muss seinen Wunsch mindestens eine Stunde vorher in der Taxizentrale anmelden. Dort werden die Rufbusse koordiniert. Von der Zentrale erfährt man dann auch die genaue Abfahrtszeit an der gewünschten Haltestelle – eine Haltestelle, die nicht unbedingt in Röttingen sein muss. Selbst kleine Ortschaften wie Lenzenbrunn, Strüth, Oberhausen oder Stalldorf sind in das neue Rufbussystem eingegliedert worden. Die Fahrzeiten sind so bemessen, dass der Rufbus rechtzeitig in Giebelstadt ankommt, wo der „normale“ Linienbus im Stundentakt in Richtung Würzburg abfährt.

„Das Rufbussystem wurde am 1. September umgestellt“, erklärt Rufbus-Taxifahrer Alexander Beck. „Man erhofft sich damit eine bessere Anbindung der kleinen Orte.“ Reguläre Linienbusse einzusetzen, sei teurer, zumal die dann oft leer oder nur mit ein, zwei Personen besetzt durch den Gau fahren würden. „Das Ganze war jedoch kein unbekanntes System“, so Dominik Stiller, Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Würzburg-Mainfranken. „In den Ortschaften südlich von Ochsenfurt haben wir das schon jahrelang.

Das einzige, was neu dazu gekommen ist, sind die vertakteten Linien in Giebelstadt.“ Die Gemeinde wurde, zusammen mit Ochsenfurt und Reichenberg, zu einem Busknotenpunkt, bis zu dem die Rufbusse fahren. Ob Zeitfahrkarte, Studentenausweis oder aber andere Fahrkarten – alle, die für den normalen Linienbus gelten, werden ohne Aufpreis auch beim Rufbus akzeptiert. Hat man keine Karte, so kann man beim Fahrer eine lösen.

Die Karte wird vorgezeigt, dann geht's los: Den größten Teil der Strecke befinden sich nur zwei Gäste und der Fahrer im Taxi. Der Fahrgast auf dem Beifahrersitz ist Rollstuhlfahrer. „Mit den neuen Rufbussen bin ich sehr zufrieden“, sagt er. „Das einzige Problem ist, dass manche Busbahnsteige noch nicht barrierefrei sind. Sonst ist die Idee wirklich super.“

Andere sind mit den neuen Rufbussen und Buslinien nicht so glücklich, sagt Taxifahrer Beck. Für einen Fahrgast, der regelmäßig von Röttingen nach Ochsenfurt pendelt, sei es jetzt komplizierter geworden, weil der Röttinger Rufbus nur Giebelstadt ansteuert. Er hat also die Wahl, entweder in Giebelstadt in den Bus nach Ochsenfurt umzusteigen, oder er fährt ins benachbarte Bieberehren. Von dort fährt ein Rufbus direkt nach Ochsenfurt.

Auf der Fahrt nach Giebelstadt füllt sich das Taxi. „Wenn es möglich ist, wird immer das Taxi als Rufbus eingesetzt, das schon in der Nähe ist. Man möchte ja so wenig Leerkilometer fahren wie möglich“, erklärt Taxifahrer Alexander Beck. „Wenn allerdings fünf oder mehr Leute vorbestellt hätten, wäre der Neun-Sitzer geschickt worden.“

Aber warum überhaupt ein Taxi als Bus? „Ein Linienbus müsste stets alle Ortschaften anfahren“, erklärt Dominik Stiller, Verwaltungsleiter des Nahverkehr Würzburg-Mainfranken (NWM), „der Rufbus hingegen ist ein flexibles System. Er fährt nur dann, wenn sich Mitfahrer angemeldet haben. Und wenn er fährt, fährt er auf dem kürzest möglichen Weg. Somit kann ein großes Fahrtenangebot trotz weniger Mitfahrer aufrecht erhalten werden.

Auch wenn das nicht die eigentliche Haltestelle ist, steigen zwei der Fahrgäste schon am Giebelstadter Zobelschloss wieder aus. Das geschieht jedoch nicht ohne weitere Extrawünsche: „Könnten Sie bitte um die Ecke parken, damit ich besser aussteigen kann?“ Mit einem normalen Taxi als Rufbus ist das trotz schmaler Straßen möglich.

Angekommen im Langwiesengraben steigen auch die restlichen zwei Mitfahrer aus. Nach zwei Minuten hält der zu rund einem Viertel besetzte Bus. Auf dem Weg nach Würzburg füllt sich der Linienbus, bis rund drei Viertel der Sitzplätze belegt sind. In Würzburg angekommen hält er pünktlich um 8.35 Uhr an der Wendeplattform in der Königsberger Straße in der äußeren Sanderau.

Auch dieser Umstieg ist neu. Um gerade in Hauptverkehrszeiten, die Stadt nicht noch zusätzlich mit Linienbussen zu verstopfen, werden die Fahrgäste an der Stadtgrenze auf die Straba verwiesen. Einige Fahrgäste haben sich mit der Umgewöhnung schwer getan. Anders aber lasse sich der Stundentakt nach Giebelstadt nicht zuverlässig einhalten, sagt Dominik Stille.

An der Straßenbahnhaltestelle wartet die Linie 4 in die Zellerau. um 8.45 Uhr steige ich am Dom mitten in der Stadt aus.

 
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