Preise vergleichen lohnt sich, auch wenn dabei nur Centbeträge herausspringen. „So kann eine Packung mit drei Pizzen genauso viel kosten wie eine Packung mit einer Markenpizza“, erläuterten die Studierenden im Interview. Vier Monate lang beschäftigten sich siebzehn angehende Betriebswirte der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Rahmen eines studentischen Projekts mit der Frage, wie überschuldete Menschen im Gefängnis nach der Entlassung besser mit ihrem Geld klarkommen können.
Die Studierenden belegten bei Professor Dr. Franz-Josef Eichhorn, Dozent für Finanz- und Investitionswirtschaft an der FHWS, den Studienschwerpunkt Financial Services und arbeiteten erstmalig in einer Kooperation mit einer sozialen Organisation, der Würzburger Christophorus-Gesellschaft. Die gemeinnützige Gesellschaft kümmert sich um überschuldete Menschen – auch und gerade um diejenigen, die, oft aufgrund ihrer prekären Lebenssituation, straffällig wurden und im Gefängnis sind. Künftig wollen die Experten der Christophorus-Gesellschaft Straftäter mit einem Minus auf dem Konto nicht mehr nur einzeln beraten, sondern in kleinen Gruppen schulen. Der Studienschwerpunkt erarbeitete unter der Regie des Finanzwirtschaftsprofessors an einem Schulungskonzept zur Prävention von Schulden. Tobias Wenz fungierte dabei als studentischer Projektkoordinator.
Fünf Kurseinheiten entwickelt
Fünf Kurseinheiten von jeweils neunzig Minuten wurden von den Studierenden entwickelt. In ihnen soll Wissen rund um das Thema „Finanzen“ auf eine interaktive Weise vermittelt werden. Die Kurse docken thematisch direkt an der Lebenswelt von jungen Männern an. So geht es beispielsweise darum, wie man sich vor „Lockvogelangeboten“ schützt oder wie man auf ein Ziel, etwa einen Urlaub, hin sparen kann. Außerdem wird erklärt, wie man eine günstige Versicherung etwa für das Auto findet.
Auch auf die Frage, wie man legal die Einnahmenseite erhöhen kann, wird im Kurs eingegangen. Nicht immer ist den Menschen bekannt, welche sozialen Leistungen ihnen zustehen und wo sie diese beantragen können. Diskutiert wurde bei der Konzeption der Kurse über einzelne Ausdrücke, die aus dem finanzwirtschaftlichen Fachjargon in die Alltagssprache übersetzt werden sollten. Eichhorn: „Wir wollten allein Begriffe wie ,Soll' und ,Haben' vermeiden.“ Schon darunter können sich Menschen ohne Finanzexpertise nur wenig vorstellen. Viel bildhafter sei es deshalb, von „Minus“ und „Plus“ auf dem Konto zu sprechen.
Das bayerische Justizministerium hat 2015 erstmals ein solches Präventionsangebot gefördert. Nun soll der Kurs 2016 mit den umfangreichen Hochschulmaterialien von den Experten der Christophorus-Gesellschaft in der Würzburger Justizvollzugsanstalt implementiert werden. Ziel ist es laut Eichhorn, den Drehtüreffekt zu durchbrechen: Viele Sträflinge kehren nach der Entlassung nicht zuletzt deshalb wieder zurück in die JVA, weil sie im Alltag mit ihrem Geld nicht klarkamen und neuerlich begannen, sich illegal Geld zu beschaffen.