Er ist der „Mister Gips“: der Ingenieur Heiner Hamm, geboren in Trier an der Mosel, zuhause in der ganzen Welt und seit 40 Jahren Würzburger Bürger. Am Donnerstag, 5. April, feiert er 80. Geburtstag.
Andere seines Alter sind längst in Ruhestand, nicht so Heiner Hamm: Letzte Woche noch war er mit seiner Frau Karin in Tripolis. In dem von Bürgerkrieg erschütterten und von Granaten übersäten Libyen will er als Teil der Aufbauhilfe und im Auftrag der Knauf Gipswerke in Iphofen ein Gipswerk errichten. Es wird das 143. Werk sein, das Knauf in 45 Ländern der Erde gebaut hat, und bei den meisten war Hamm federführend verantwortlich. 2008 wurde er nach 43 Jahren aus der Knauf Geschäftsleitung verabschiedet und ist seitdem im Aufsichtsrat tätig.
„Nach Libyen denke ich ans Aufhören“, sagt er, aber seine Frau lacht: „Das glaubst du doch selbst nicht“, sagt sie. Sie hat bei den vielen Auslandsreisen ihres Mannes die Familie zusammengehalten, vier Kinder großgezogen, die nun zusammen mit sieben Enkeln gratulieren können. „Dass ich so alt geworden bin, verdanken ich nach meinem Unfall vor 20 Jahren der Medizin und meiner Frau“, sagt der Jubilar dankbar.
Die Lebensgeschichte des Prof. Dr. Ing. Dr. h.c. mult. Heiner Hamm könnte auch als Filmvorlage dienen. Eigentlich wollte er Schiffbau studieren, doch weil es besser bezahlt wurde, ging er vor 60 Jahren zum Bergbau, und der brachte ihn in Holzappel an der Lahn 1100 Meter dem Erdmittelpunkt näher. Da war er infiziert und hat Bergbau studiert in Österreich, England und Berlin. 1957 begann er bei Klöckner-Humboldt-Deutz in Köln und baute seiner erste Fabrik für Braunkohletagebau in Griechenland. Ab 1960 war er für die Braunschweigische Kohlebergwerke in Helmstedt, wo er mit der Chefsekretärin seine spätere Frau kennenlernte, die häufig mit ihm Kontakt suchen musste, weil sie seine Handschrift nicht entziffern konnte. 1964 kam der lebensprägende Wechsel zu den Gebr. Knauf Westdeutsche Gipswerke, die im Geburtsjahr Hamms 1932 gegründet worden waren.
Die Erkrankung und die folgende Behinderung seiner jüngste Tochter ist Hintergrund für die andere Seite des Heiner Hamm, sein außergewöhnliches Engagement gemeinsam mit seiner Frau für die Lebenshilfe. 1972 kam er in Vorstand des Vereins, wurde 1976 auch Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Lebenshilfe, er war Mitbegründer und Mitgeschäftsführer der Mainfränkischen Werkstätten GmbH, seit 1997 ist er deren Aufsichtsratsvorsitzender.
Zwei Dutzend hochrangige Auszeichnungen würdigen Heiner Hamms Lebensleistung, darunter auch das Bundesverdienstkreuz und der Diamantorden „Schöpfer des Jahres“ der russischen Baubranche.