In der Regel befördert Berufskraftfahrer Frank Palzer mit seinem Lkw Schuttgut. Auf dem Truckerfest des Blindeninstituts aber hatten er und seine vier Kollegen einen Einsatz der anderen Art. Nämlich den blinden und behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einmal das Fahrgefühl "mit ordentlich Kraft unter der Haube", wie Palzer es ausdrückt, zu vermitteln.
Fahrgefühl und Technik vermittelt
Aber nicht nur das Fahrgefühl konnte erlebt werden. Auch über die Technik und Ausstattung der gigantischen Zugmaschinen sowie über das Leben als Berufskraftfahrer gaben die Mitglieder des Lkw-Fahrerclubs Deutschland bereitwillig Auskunft. Die Interessierten durften sich auf den Fahrersitz setzen und sich bei ausgeschaltetem Motor einmal selbst wie ein Trucker fühlen. Dabei erhielten sie Informationen über die Funktionen.
Dass solch ein Lkw nicht nur ein Gefährt, sondern für die Berufskraftfahrer auch eine Art zweites Zuhause ist, bemerkt man in der Ausstattung der Fahrerkabine. Bett, Kühlschrank, Standheizung und eine gemütliche persönliche Einrichtung zeugen von einer fünf Tage Woche bei der Arbeit und oftmals auch Feierabend in der Fahrerkabine verbracht werden.
Initiiert wurde das Truckerfest von den beiden Zuständigen für Öffentlichkeitsarbeit: Sabine Tracht vom Blindeninstitut und Marion Gock vom Lkw-Fahrerclub Deutschland. Hintergrund war die Augenuntersuchung von Gocks Tochter am Blindeninstitut. Am Ende reichte dem Mädchen eine Brille. Aber für Gock war es damit nicht getan. "Ich wollte etwas zurückgeben und den Menschen vom Blindeninstitut etwas Gutes tun", erzählt sie. "Meine Tochter Larissa ist als Kind manchmal bei einem Freund im Truck mitgefahren und war davon total begeistert."
Wie es sich anfühlt wenn 520 PS eine Maschine antreiben, gehupt und im Kabinenraum gefunkt wird - das ungewöhnliche Fahrgefühl lässt sich auch ohne Augenlicht erleben. Für alle, die aufgrund ihrer körperlichen Behinderung nicht die hohen Fahrerkabinen der Lkws erklimmen konnten, bot die Polizei für Schwerverkehr und Kontrollgut eine Mitfahrt in ihrem Polizeiauto an.
Band vom Blindeninstitut "The Braillers" spielte an Coversongs
Für die musikalische Untermalung des Festes waren nicht nur die Hupen der LKWs und das Martinshorn des Polizeiautos zuständig. Die Band vom Blindeninstitut "The Braillers" sorgte mit einer großen Bandbreite an Coversongs für Stimmung. Die Musikgruppe, die der selbst blinde Musiktherapeut Markus Rummel leitet und am Keyboard begleitet, ist in und über Würzburg hinaus bekannt. Außergewöhnlich ist nicht nur, dass zwei der fünf Bandmitglieder blind und die drei anderen stark sehgeschwächt sind, sondern auch das Musiktalent der Bandmitglieder ist ein Alleinstellungsmerkmal. "Fast alle haben das absolute Gehör. Diese Gruppe ist ein Geschenk", schwärmt Rummel. Gespielt wird dementsprechend nicht nach Noten, sondern nach dem Gehör.
Während die Musik spielte, kamen die Trucks an und fuhren mit neuen Mitfahrern wieder ab, begleitet vom lauten Hupen während der Abfahrt. Wie beeindruckend das Fahren in den PS-Monstern sein muss, spiegelte sich in den begeisterten Gesichtern der Mitfahrenden. Die stellvertretende Institutsleiterin Barbara Knötgen war einmal zuvor in ihrem Leben mit dem Lkw von Würzburg nach Berlin gefahren. Sie erinnert sich begeistert: "Es war ein einmaliges Erlebnis besser als Berlin."