"Wir brauchen mehr von den Wundern, die die Organspende möglich macht", findet Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Rund 1400 Menschen warten derzeit in Bayern auf ein dringend notwendiges Spenderorgan. Doch die Zahl der Organspenden im Freistaat ist zuletzt sogar gesunken – auf 58 bis Ende Mai. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 65 Spenden gewesen.
Er könne ein Nein zur Organspende akzeptieren, sagt Heiner Röschert: "Verstehen kann ich es allerdings nicht." Der Mann aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg) weiß, wovon er spricht: An Heiligabend 2011 kamen seine Kinder Pia und Felix bei einem unverschuldeten Autounfall ums Leben. Beide hatten einen Organspendeausweis. Während Pia an der Unfallstelle verstarb und als Spenderin deshalb nicht in Frage kam, konnten die Organe von Felix vier Menschen eine neue Lebenschance schenken.
1400 Menschen in Bayern warten auf eine Organspende
Trotz des schweren Schicksalsschlages beide Kinder zu verlieren, habe Heiner Röschert "die Kraft gefunden, etwas für andere zu tun", sagte Huml beim Festakt zur Verleihung des 19. Bayerischen Organspenderpreises im Landtag in München. Denn 2016 gründete Röschert ein Netzwerk für Angehörige von Organspendern. Auch die Spender und deren Familien müssten mehr gesellschaftliche Anerkennung bekommen, findet Huml: "Das ist ihnen wichtig und das unterstützen wir." Deshalb bekomme Röschert als erster Angehöriger überhaupt einen "Ehrenpreis zur Förderung der Organspende".
Er könne die Auszeichnung nur stellvertretend annehmen, entgegnet Heiner Röschert auf dem Podium: "Denn die Spender müssen mehr in die Öffentlichkeit." Er hoffe aber, dass es endlich einen Durchbruch für deutlich mehr Organspenden in Deutschland gebe, erklärt er wenig später auf Nachfrage dieser Redaktion. Um viel mehr Menschenleben retten zu können, müsse endlich Klarheit geschaffen werden: "Alle Menschen müssen sich entscheiden: Organspende ja oder nein", fordert er.
Paralympics-Siegerin: Ohne Spender wäre ich nicht mehr am Leben
Was Organspenden bewirken können, schilderte im Rahmen der Veranstaltung die Würzburgerin Franziska Liebhardt sehr eindrücklich: Die Paralypics-Siegerin im Kugelstoßen von 2016 leidet seit 2005 an einer Immunerkrankung, die 2009 zu einer Lungentransplantation und 2012 zu einer Nierentransplantation führte. Liebhardt kämpfte sich immer wieder ins Leben zurück – und bis zum Olympiasieg. Das größte Glück ihres Lebens sei aber etwas anderes, sagte sie: "Ich stehe hier, weil zwei Menschen mir ihre Organe geschenkt haben, ohne die ich heute nicht mehr am Leben wäre."