
Sie hoffen, zumindest einen Teil ihres Geldes wiederzusehen: Anleger aus Bayern sind offenbar bei Internet-Finanzgeschäften in großem Stil betrogen worden. Online-Fahnder der Spezial-Staatsanwaltschaft in Bamberg haben jetzt erneut mutmaßliche Hinterleute eines Rings von Finanzhaien im Kosovo geschnappt. Mit windigen Versprechen sollen zahlreichen Kunden Millionensummen aus der Tasche gezogen worden sein.
Die seit vier Jahren bestehende Sondereinheit Cybercrime beim Generalstaatsanwalt in Bamberg machte an diesem Mittwoch ihren Ermittlungserfolg öffentlich: Ihrer Mitteilung zufolge hat sie mit Unterstützung einheimischer Polizei in der vergangenen Woche 14 Häuser im Kosovo durchsucht und 20 Personen festgenommen.
Seit fast zwei Jahren hatten die Ermittler mit der Augsburger Kripo nach Hintermännern des Netzwerks gesucht, das aus dem Ausland unter Namen wie Banqoin, OptionFX oder IQToro scheinbar sichere Geldanlagen übers Internet anbot. Inzwischen gibt es laut Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck in Bamberg "zahlreiche Strafanzeigen von betrogenen Anlegern aus ganz Bayern".
Getäuscht und um viel Geld geprellt: Zahlreiche Opfer aus Unterfranken
Unter den Betrogenen seien zahlreiche Opfer aus Unterfranken, sagt Goldbeck: Beispielhaft nannte der Oberstaatsanwalt einen Geprellten aus dem Raum Würzburg, der bei den Finanzberatern gutgläubig etwa 88.000 Euro angelegt und verloren haben soll.
Er und andere Kunden hatten teils hohe Summen auf vermeintlich lukrativen Trading-Plattformen im Internet investiert. Zu Beginn wurden den Fahndern zufolge beträchtliche Gewinne wahrheitswidrig vorgespiegelt. Auch unter Einsatz simulierter, professionell wirkender Charts wurde bei den Anlegern der Eindruck erweckt, durch weitere Investitionen den erzielten Gewinn noch um ein Vielfaches steigern zu können. "Tatsächlich wurden die investierten Gelder jedoch nie angelegt, sondern wanderten ausnahmslos in die Taschen der Betrüger", heißt es von der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg.
Staatsanwaltschaft Bamberg spricht von zweistelligem Millionenschaden
Derzeit liegen Anzeigen von etwa 350 Geschädigten aus Deutschland vor. Der bekannte Gesamtschaden liegt laut Staatsanwaltschaft Bamberg im mittleren zweistelligen Millionenbereich. "Es ist aber von einem beträchtlichen Dunkelfeld und einer Vielzahl weiterer Fälle auszugehen", sagt Goldbeck. Den höchsten Einzelschaden erlitt den Angaben zufolge eine Anlegerin aus Nordrhein-Westfalen: Sie wurde ab Mai 2020 binnen neun Monaten um knapp 1,9 Millionen Euro betrogen.
Bei der Razzia im Kosovo stellten die Beamten Bargeld im sechsstelligen Bereich, Mobiltelefone, PCs, Laptops, USB-Sticks, eine Schusswaffe sowie Unterlagen sicher. Zudem froren die Ermittlungsbehörden sämtliche Konten der Beschuldigten ein, Immobilien und fünf Fahrzeuge wurden beschlagnahmt.