1988: Im Mai beginnt die UdSSR mit dem Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan, beim Flugtag in Ramstein sterben 70 Menschen. Werder Bremen wird Deutscher Fußballmeister, und Steffi Graf gewinnt im Tennis alle vier Grand-Slam-Turniere des Jahres.
In Würzburg findet das U&D zum ersten Mal statt, das thüringische Suhl wird offizielle Partnerstadt, im Stadtteil Lengfeld wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Doch ein Ereignis überstrahlt in diesem Jahr alles: Der "King of Pop" höchstselbst kommt nach Würzburg und weilt in der Stadt. Am 21. August 1988 gibt Michael Jackson tatsächlich ein Konzert auf den Mainwiesen an der Talavera.
43.000 Popfans bevölkerten die Mainwiesen. Viele, die kein Ticket mehr ergattert hatten oder es sich schlichtweg nicht leisten konnten oder wollten, saßen zuhauf gegenüber, in den Weinbergen am Stein. Hätten sie alles sich eine Karte kaufen können, hätte das Würzburger Konzert wohl nicht zu den kleineren Konzerten in Deutschland gehört, die der Superstar auf seiner "Bad World Tour" vom Herbst 1987 bis zum Januar 1989 gab. Zum Vergleich: Am 10. Juli 1988 in Hockenheim waren rund 80.000 Besucher dabei gewesen, in Köln und München am 3. und 8. Juli waren es jeweils über 70.000 Musikfans.
70.000 Watt hat die Anlage, mit der der Popstar die Menge am Main beschallt, 300 Polizisten und etliche Sicherheitsleute sind an jenem August-Tag im Einsatz. Die Stadt ist zugeparkt, mit Sonderzügen der Straßenbahn werden die Fans an die Mainwiesen gebracht.
Über 600 Konzertbesucher mussten ärztlich versorgt werden
Die sieben Ärzte und 200 Rotkreuz-Helfer hätten alle Hände voll zu tun gehabt, wird das Fränkische Volksblatt danach berichten. Vor allem unter den weiblichen Fans fordern die Aufregung und das Sommerwetter ihre Opfer. Bis zum Konzertende um 23 Uhr hat das mit neun Zelten und 17 Rettungswagen vertretene Rote Kreuz über 600 Patienten zu versorgen. Und das, obwohl die kochende Menge schon vor Konzertbeginn mit Schläuchen von der Bühne aus abgekühlt worden ist. Die Diagnose lautet in den meisten Fällen Kreislaufkollaps, 17 Personen müssen in die Klinik gebracht werden.
Studenten vor dem Zaun auf der Wiese
Gunther Schunk, heute Unternehmenssprecher der Vogel Gruppe und Vorstandsvorsitzender der Vogel Stiftung, war damals 21 Jahre alt und studierte Germanistik und Politik in Würzburg. "Ich war Student und konnte mir die Karte nicht leisten", berichtet er. "Aber ich wollte das trotzdem irgendwie mitkriegen, also standen wir draußen vor dem Zaun auf der Wiese und haben das Spektakel gehört und auch in bisschen mitbekommen." Rund 500 Leute seien dort gewesen, von Michael Jackson selbst sei allerdings von dieser Stelle aus nichts zu sehen gewesen. "Auch in den Weinbergen und auf der Brücke waren viele Leute", erinnert sich Schunk, "es war halt ein großes Ereignis, wo man neugierig war und schauen wollte, was da los ist".
Strenge Regeln für Main-Post-Fotograf
Auch Main-Post-Fotograf Thomas Obermeier war vor Ort. "Man hat uns mit einem Kleinbus aufs Gelände gebracht und zu einem Zelt gefahren", erinnert er sich. "Als das Konzert begann, hat man uns auf die Bühne gebracht und wir mussten mit dem Rücken zu Michael Jackson das erste Lied abwarten", sagt der Fotograf. "Dann bekamen wir ein Zeichen, durften uns umdrehen und das zweite, dritte und vierte Lied lang fotografieren und das war's dann." Es sei für ihn "das erste Konzert gewesen, bei dem es so streng reglementiert war", blickt Obermeier zurück. "Heute ist das ja gang und gäbe."
Richtig zu sehen war der Megastar für das Würzburger Publikum dann aber kaum
Der Würzburger Journalist Karl-Georg Rötter, seit Anfang des Jahres im Ruhestand, war einer der Berichterstatter, die den Auftritt des Weltstars damals beruflich begleiteten. Richtig zu sehen sei der Megastar für das Würzburger Publikum aber kaum gewesen, erinnert er sich. Nur über die großen Videowände habe man Michael Jackson in voller Größe sehen können.
Es stört die Fans offenbar nicht. 18 Songs inklusive Zugaben gibt der Megastar zum Besten, dann ist die große Sause nach gut zwei Stunden vorbei.
Für den Abmarsch der Fans sperrt die Polizei für ein halbe Stunde die große Friedensbrücke, zehn Gelenk-Sonderzüge der Straßenbahn sind im Einsatz und bringen die glücklichen Fans wieder nach Hause. Von den Erinnerungen an den 21. August zehren viele noch wochenlang . . .
Seit dem 21. September 1988 gibt es den Verein Freiwillige Feuerwehr Würzburg-Lengfeld e.V., der gegenwärtig rund 200 Mitglieder zählt. Beheimatet ist diese Würzburger Freiwillige Feuerwehr im Gerätehaus in der Alten Würzburger Straße 1.
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