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WÜRZBURG
Metzgerei-Sterben geht weiter
Geschäftsaufgabe: Das Sterben kleiner Metzgereien in Würzburg nimmt kein Ende. Nun schließen zwei weitere Geschäfte in der Stadt. Personalmangel und Auflagen verhindern ein Weitermachen.
Metzgermeister Bernhard Schömig mit seiner Frau Elfriede in ihrem Geschäft in der Spiegelstraße.
Foto: Herbert Kriener | Metzgermeister Bernhard Schömig mit seiner Frau Elfriede in ihrem Geschäft in der Spiegelstraße.
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:20 Uhr

Vor kurzem hat die Metzgerei Hein-Hofmann neben dem Kaufhof aufgegeben, jetzt schließen bald zwei weitere Familienbetriebe mit Tradition: die Metzgerei Schömig in der Spiegelstraße zum Jahresende und in wenigen Tagen schon die Metzgerei Kneuer in der Wagnerstraße in Grombühl.

Hauptursache ist auch diesmal wieder der Mangel an geeignetem Personal und an Nachwuchskräften. Dazu kommen behördliche Auflagen, die insbesondre den kleinen Betrieben das Überleben schwer machen. Der Obermeister der Metzger-Innung Würzburg Horst Schömig hatte vor kurzem im Gespräch mit dieser Redaktion auf die Probleme seiner Branche hingewiesen, die unter Personalmangel, wachsenden Vorschriften und der Preisschlacht der Lebensmittelketten und Discounter leidet. In besten Zeiten hat es in Würzburg einmal 160 Metzgereien gegeben, bald sind es nur noch neun.

Metzgerei Schömig muss ebenfalls schließen

Die Metzgerei Schömig in der Spiegelstraße ist eines der nächsten Opfer. Verwandtschaftlich verbandelt sind die Inhaber mit der Metzgersfamilie Schömig in Lengfeld. Metzgermeister Oswald Schömig hat 1961 als letztes Gebäude in der Straße den Wiederaufbau seines Hauses abgeschlossen, wo nach dem Krieg ein Zeitungsladen in einer Bretterbude war. Sein Sohn Bernhard Schömig, der heutige Inhaber, ist noch in Lengfeld zur Schule gegangen, wuchs dann im Haus seiner Eltern auf. Schon mit 14 Jahren hat er im Betrieb mitgearbeitet und hier seine Lehre gemacht. 1975 wurde er Meister, zum 1. Januar 1988 übernahm er den Betrieb seiner Eltern.

Dass die Metzgerei so lange erfolgreich war, ist vor allem Familienangelegenheit: Seine Frau Elfriede arbeitet von früh bis spät mit seit sie verheiratet sind, und das sind sie seit 39 Jahren. Mit im Betrieb ist auch der jüngere Sohn Andreas Schömig, der beim Würzburger Metzger Dotzel gelernt und seinen Meisterbrief 2011 erhalten hat. „Er ist die gute Seele unseres Betriebes“, sagt der Vater. Der ältere Sohn Thomas hat seinen Meister als Kälteanlagenbauer gemacht und hält im elterlichen Betrieb die Theken in Schuss. „Ohne die Söhne hätten wir das alles nicht geschafft“, sagt eine stolze Mutter.

Gearbeitet wurde und wird auch heute noch in der Wurstproduktion, die mit einer Sondergenehmigung im eigenen Hause untergebracht ist. Hergestellt wurden einmal bis zu 100 eigene Wurstsorten, heute sind es immer noch 40. Beliebt bei den Kunden sind vor allem Leberkäse, Bierschinken und gekochter Schinken. Dazu kommt der täglich Mittagstisch mit typisch fränkischen Brotzeiten, Suppen Schweine- oder Rinderbraten. Mehr als genug Arbeit also jeden Tag.

Am 31. Dezember ist nun Ende. „Ich bin doch nicht blöd und schaff in meinem Alter noch 17 Stunden am Tag“, sagt Schömig. Um die Zukunft seines Sohnes macht er sich keine Sorgen, denn „Metzger sind gefragt“. Ein Grund, warum Schömig jetzt schließt, sind die Personalprobleme. „Es ist sehr schwierig geworden, Mitarbeiter zu bekommen, die qualifiziert sind“, sagt Schömig. Früher hat er jedes Jahr einen Lehrling ausgebildet, seit zehn Jahren nicht mehr. „Was uns hierher geschickt wird, sind Leute, die nicht einmal fünf und fünf zusammenzählen können.“

EU-Richtlinien erschweren das Geschäft zusätzlich

Ein weitere Grund für die Aufgabe sind die rechtlichen Vorschriften. „Die EU-Richtlinien machen die Kleinen kaputt“, sagt der Metzger. Sein Betrieb ist in die Jahre gekommen, und er müsste viel investieren, angefangen vom Fettabscheider bis hin zu den kleinen Sprüngen in den schönen alten Kacheln an der Wand. „Ein Riesenaufwand, der sich für uns nicht mehr lohnt.“

Betroffen von der Schließung sind zwei Halbtagskräfte im Verkauf und eine Küchenhilfe. Die Verkäuferinnen hätten am Vormittag sehr selbstständig und zuverlässig gearbeitet, sagt der Chef, der nachmittags seit langem mit seiner Frau allein den Laden schmeißt. Beide Angestellte hätten schon neue Arbeit gefunden. Auch über die Zukunft des Ladens ist schon entschieden: Hier eröffnet nächstes Jahr ein mediterraner Imbiss.

Mit der Metzgerei Kneuer in der Wagnerstraße in Grombühl schließt ein weiterer Familienbetrieb, und das schon am 5. November. Metzgermeister Thomas Kneuer, Inhaber in der dritten Generation, hat sich schweren Herzens wegen Personalproblemen dazu entschlossen. Sein Großvater Vinzenz Kneuer stammt aus dem Raum Münnerstadt, hatte in Schweinfurt eine Metzgerei, 1929 das Haus in Grombühl erworben und die Metzgerei eingerichtet.

Mit der Schließung geht auch ein Stück Familientradition zu Ende

Sein Sohn Willi Kneuer hat bei ihm gelernt und seinen Metzgermeister gemacht. Wegen schwerer Erkrankung musste dessen Sohn Thomas Kneuer, der im eigenen Hause seine Metzgerlehre gemacht hatte, mit in die Verantwortung und wurde nach dem Tod seines Vater 1993 Inhaber.

Seine große Stütze ist seine Mutter Gertrud Kneuer. Sie wird heuer 80 Jahre alt und steht immer noch den ganzen Tag mit im Laden. Produziert wird im eigenen Haus, in einer Wurstküche im Keller. Fast alles wird noch selber gemacht. Beliebt bei den Kunden sind vor allem Leberkäse und gekochter Schinken und bei den Arbeitern die herzhaften Brotzeiten und das warme Essen zu Mittag. Die Salate dazu macht die Mutter noch alle selbst.

Nun also ist auch dieses Stück Familientradition bald zu Ende. Eine der beiden Fachverkäuferinnen war schon längere Zeit krank, die andere hat gekündigt. Dazu kommt, dass die Mutter nun Probleme beim Stehen hat. So hat sich der Inhaber kurzfristig zur Aufgabe entschlossen. Vor der Schließung am 5. November gibt es noch eine Woche lang einen Ausverkauf. Was mit dem Laden dann geschieht, darüber hat sich der Inhaber noch keine Gedanken gemacht. Ein Stück Kneuer-Tradition bleibt aber: Seinen Party-Service wird Thomas Kneuer weiterhin betreiben.

Metzgermeister Thomas Kneuer mit seiner Mutter Gertrud Kneuer in ihrem Fachgeschäft in der Wagnerstraße in Grombühl.
| Metzgermeister Thomas Kneuer mit seiner Mutter Gertrud Kneuer in ihrem Fachgeschäft in der Wagnerstraße in Grombühl.
 
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  • friedrich.metzger@web.de
    Hihi: wie kommen Sie auf "Bruchbude"?
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  • Hihi
    Verbieten die doch Glatt dass man in einer Bruchbude Fleisch zubereitet und sein Fett in den Abfluss Kippt. Was fällt diesen EU Bürokraten wohl als nächstes ein? Vielleicht muss sich der Metzger in Zukunft auch noch die Hände Waschen wenn er vom Klo kommt.********EU.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    war in D im Prinzip schon vorher geregelt - heutzutage streitet man sich drüber, ob in der Wurstküche zwecks der Arbeitssicherheit aufgerauhte Fußbodenkacheln verlegt sein müssen oder zwecks Sauberkeit glatte. Ich glaube, in D kommen mehr Menschen wegen unangebrachter Smartphonebenutzung zu Schaden als wegen sowas...

    Sorgen machen sollten Sie sich lieber über die Leute, die zwar vornerum Richtlinientreue schwören, aber hintenrum alles probieren, das zu umgehen (s. alle möglichen Lebensmittelskandale, aber z. B. auch das Ding mit den billigen Silikonimplantaten), denn wer mehr Geld ausgibt als er einnimmt, macht das nicht lange, und wer am billigsten anbieten will, muss es irgendwo wieder hereinholen...

    In der Schweiz z. B. wird meines Wissens bei Ausschreibungen das billigste Angebot von vorneherein nicht berücksichtigt - weil man sozusagen amtlichermaßen davon ausgeht, dass das nicht kostendeckend sein kann/ es miese Qualität gibt/ Ärger mit Nachforderungen ins Haus stehen dürfte.
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  • R.Silber
    Es ist zweifelsohne richtig, dass die Großmärkte den Druck auf die Metzgereien erhöht haben. Aber die Metzgereibranche sollte durchaus auch einmal vor der eigenen Türe kehren, denn man hat in den vergangenen Jahrzehnten mit Minimallöhnen gearbeitet. Heute können sich die jungen Leute ihren Ausbildungsplatz weitestgehend aussuchen, sie werden sich sicherlich nicht für einen der schlecht bezahltesten Berufe entscheiden. In welchen Branchen ist die Not an Ausbildungsplätzen am größten? In den Branchen, in welchen jahrzehntelang die niedrigsten Löhne bezahlt wurden. Das Aussterben vieler Traditionsbetriebe ist in großem Maße hausgemacht.
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  • friedrich.metzger@web.de
    Dass die Discounter, die mit allen (zulässigen!) Tricks arbeiten, um möglichst billig zu sein, dazu beitragen, die kleinen Metzgereien zu ruinieren, ist sicher nicht von der Hand zu weisen.
    Beispiel: Diese Woche bietet ein Discounter das KILO Hackfleisch für 3,33 € an.
    Als besondere Zugabe gibt es unter der Folie Schutzgas, damit das Hackfleisch lange rot und frisch aussieht.
    Für den Metzger gibt es eine strenge Hackfleischverordnung, nach der er sich richten muss.
    Am meisten jammern wahrscheinlich wieder diejenigen, dass die kleinen Metzgereien schließen, die den Discountern die Bude einrennen, um den billigen Schund zu kaufen und seit langem keine Metzgerei mehr von innen gesehen haben.
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  • info@softrie.de
    Schwachsinn. Wir haben uns selbst das Grab geschaufelt. Ist halt für uns "geiler" die billige Wurst beim Aldi zu kaufen statt beim Metzger. Ist halt so, man kann das System verteufeln. Ich glaube nicht, dass gut gelernte Metzger künftig ohne Jobs da stehen. Sie sehen ja selbst, dass diese gefragt sind.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    ich lege aber Wert darauf festzustellen, dass ich nach wie vor versuche, (u. a.) meinen Bedarf an Brot und Fleisch bei lokalen Anbietern zu decken, wobei einem das aber zunehmend schwer gemacht wird (s. auch diesen Artikel). Die billig-billig-billig-Angebote kommen dagegen bei mir grundsätzlich nicht auf den Tisch, weil mir klar ist, dass man zu diesen Preisen nicht nachhaltig mit hoher Qualität "produzieren" kann und ich das nicht unterstützen mag.

    Was mein "Lob" auf die EU, angeht, so bleibe ich dabei. Egal wo Sie hinschauen, Landwirtschaft, Fischerei, Handwerk, Dienstleistungen - es wird gnadenlos dem niedrigsten Preis Vorschub geleistet, und auch die "Ausschreiberitis" bei öffentlichen Aufträgen macht das nicht besser. TTIP könnte dem noch eins draufsetzen - indem Kommunen, die einmal eine Leistung "privatisiert" haben (w. z. B. die Trinkwasserversorgung), das im Endeffekt nie mehr rückgängig machen können.

    Da liegt einiges im Argen - können Sie ruhig glauben.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    für das Fördern industrieller Strukturen in der gesamten Wirtschaft und ihre Verdienste im unermüdlichen Kampf gegen diese ### kleinen und mittleren Unternehmen...

    In dieses Bild passen ganz hervorragend auch die so genannten "Freihandelsabkommen", bei denen es in Wirklichkeit genau darum geht, billig-billig-billig weiter Vorschub zu leisten und jeden gnadenlos auszubremsen, der bei der Preisspirale nach unten nicht mithalten will oder kann.

    Dass dabei "unnütze" Umwelt- und/ oder Sozialstandards als erstes auf der Strecke bleiben (müssen), ist ja wohl klar. Allerdings lassen sich manche Fakten nur (sehr) temporär ignorieren, bevor die Rechnung dafür auf den Tisch kommt - und um ein Vielfaches höher ausfallen könnte, als wenn man gleich berücksichtigt hätte, was manche Dinge "wert" sind.

    OK, wenn man in Quartalsberichten o. ä. denkt, mag einen das in erster Näherung natürlich nicht interessieren, aber den Letzten beißen halt die Hunde - und das dann richtig.
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