Die Geschichte der Christin Theodora ist hochdramatisch. In dem Oratorium von Georg Friedrich Händel, das streckenweise wie eine Oper anmutet, geht es um Entsagung bis zum Tod, um Schwärmerei, Leidenschaft und Liebe. Und es regt die aktuelle Frage an, inwieweit sich der Staat in individuelle Entscheidungen einmischen darf.
Der Komponist erzählt das Schicksal Theodoras in farbigen Tönen voller Ausdruckskraft, die der Monteverdichor Würzburg unter der gewohnt lebhaften und bewährten Leitung von Matthias Beckert, der auch die Orgel bediente, in der Neubaukirche mit Enthusiasmus und Singfreude darbot. Die auf den Punkt agierenden Sängerinnen und Sänger begleitete das Orchester "La Strada Armónica" auf historischen Instrumenten perfekt.
Festliche Stimmung im Kirchenschiff
Während der drei Akte können sich der Chor bei seinen mehrstimmigen Festgesängen oder vierstimmigen Sätzen ebenso wie die Solisten jederzeit auf einem sicheren Klangteppich bewegen, Melodien oder Koloraturen fließen lassen. Da jubilieren die Streicher, flüstern, seufzen oder treiben dramatisch voran. Da klagt die Flöte, da verbreitet das Fagott Schwermut, da mischen liebliche Hörner mit.
Valens, römische Statthalter in Antiochia, ruft ein Fest anlässlich des Geburtstags von Diokletian aus und fordert ein feierliches Opfer für Jupiter. Mit Kerker und Tod bestraft werden soll, wer sich den Huldigungen widersetzt. Mit kraftvollem, wohl tönendem Bass ("Go, my Faithfull holder, go") bringt Johannes Weinhuber festliche Stimmung in das coronamäßig besetzte Kirchenschiff, das von kurzen Trompetenfanfaren durchflutet wird.
Gesang mit Mimik und Gestik unterstrichen
Mit "And draw a blessing down" erklingt die Grundstimmung der heidnischen Römer, fröhlich und ausgelassen ("Venus laughing from the skies") im Gegensatz zu den gottergebenen Christen. Während der Arie "Found flatt'ring world, adieu!" lässt sich Theodoras ergebenes Schicksal bereits erahnen. Sopranistin Anna Nesyba gestaltet ihren Charakter zart und mit gut geführter Stimme, bewundert von ihrer Freundin Irene, von Altistin Pauline Stöhr intensiv dargestellt.
Die Männer unterstreichen ihren Gesang immer wieder mit Mimik und dezenter Gestik, so auch Tenor Oliver Kringel, der als römischer Offizier Septimius wohl tönend sogar Mitleid zum Ausdruck bringen kann ("... we can only pity, whom we dare not spare") und mit klarer Stimme und Selbstbewusstsein beeindruckt. Mit Joël Vuik in der Rolle des Didymus fügt sich ein Countertenor in das Solistenquintett, der mit differenziertem Gesang und spannender Technik aufhören lässt.