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WÜRZBURG
Mein Montag: Tiefkühlkost und Frauentag
Von Holger Welsch holger.welsch@mainpost.de
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:42 Uhr

Was uns diese Woche bewegt? Eine ganze Menge. Am Freitag zum Beispiel ist „Tag der Tiefkühlkost“, den angeblich US-Präsident Ronald Reagan eingeführt hat. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil Reagan als kalter Krieger galt. Jedenfalls war zu lesen, dass die Deutschen jährlich mehr als drei Millionen Tonnen Tiefkühlkost verzehren. Ob sie die vorher auftauen, stand blöderweise nicht in dem Artikel.

Sicherheitshalber hat man wohl am Samstag gleich den „Tag der gesunden Ernährung“ nachgeschoben, dem am Sonntag der „Tag der kochenden Mütter“ folgt. Scherz. Am Sonntag ist Weltfrauentag, den aber selbst viele Frauen nicht mehr so toll finden. Einst habe der Kampftag für Gleichberechtigung ja seinen Sinn gehabt, doch mittlerweile dürfen die meisten Frauen wählen. Oder sogar Autofahren. Und außerdem sei Gleichberechtigung eine ganzjährige Angelegenheit, plädiert Alice Schwarzer für die Abschaffung „dieses gönnerhaften 8. März“. Gönnerhaft? Wahrscheinlich meint Schwarzer Sätze wie „Liebste, heute ist Weltfrauentag. Da darfst du mal die Waschmaschine reparieren.“ Oder so was in der Art.

Aber noch ist der Frauentag nicht gestrichen, weshalb auch wir unseren – und superwitzigen – Beitrag leisten wollen und in dieser Rubrik ab dieser Zeile nur noch weibliche Wortformen verwenden. Beschäftigen wir uns also mit einer schönen Zitat, die uns vergangene Woche Tourismus-Chefin Peter Oettinger geliefert hat: „Ohne weitere Betten laufen wir auf eine Stagnation zu“, war die Botschaft. Soll heißen, dass bald keine Gästinnen mehr kommen, weil sie mangels Ruhemöglichkeit die Nacht durchmachen oder in der Ringpark schlafen müssen.

Doch zurück zur Zitat. Wie kann man, Entschuldigung, es muss natürlich frau heißen, auf eine Stagnation, also eine Stillstand zulaufen? Klingt verwirrend, beschreibt aber herrlich treffend die Würzburger Modell, die wir von vielen Stadtprojekten wie Straßenbahn, Theatersanierung oder Nautiland-Bau kennen: Es läuft was, aber es passiert nix.

Außer in der Zellerau. Dort entsteht derzeit eine neue Touristenmagnet, für die wir wahrscheinlich nicht nur ein paar zusätzliche Betten, sondern eine ganze Hotel brauchen: Zwei Rieseneier mit einer phallusähnlichen Gebilde in der Mitte, die weit sichtbar die Eindruck einer erotischen Kunstinstallation vermitteln. Dabei sind es nur Faultürme, die unsere Fäkalien umhüllen. Eine gigantische Projekt, immerhin fallen 26 000 Tonnen Klärschlamm in die Jahr an. Unglaublich, wieviel Mist wir so produzieren.

Die Türme, also die Rieseneier, sollen von einer Membran umhüllt werden wie die Münchner Allianz-Arena. Und werden wie diese dann beleuchtet – in allen Farbkombinationen, verspricht die Baureferat. Demnach leuchten die „Big Balls“ in der Zellerau – mit ihrem passenden Werbespruch „Ich hab' Bock drauf“ – nicht nur in der Vereinsfarbe der Entwässerungsbetriebe, also braun, in die Nachthimmel. Eine schöne Beweis, dass auch jede Menge Schei . . . eine echte Hingucker werden kann. Vorausgesetzt, sie erscheint in einer anderen Licht.

 
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