Was wir diese Woche machen? Natürlich das, was wir am Besten können. Wir setzen uns gewaltig unter Druck. Wie kompetent wir darin sind, hat jüngst eine Studie aufgezeigt, laut der die Deutschen am meisten von sich selbst gestresst sind. Wer ein Leben lang weitgehend mit sich selbst zusammenleben musste, den dürfte diese Erkenntnis nicht sonderlich überraschen. Und erst recht nicht, dass wir uns in der Heiligabend-Woche noch mehr unter Druck setzen.
Wem schenke ich was für wieviel und warum überhaupt? Werde ich meine Geschenke umtauschen können? Wird der Baum ge- oder umfallen? Was kochen wir an den Feiertagen? Wer von der Verwandtschaft wird am Fest des Friedens als erstes explodieren? Das sind gängige Fragen aus dem weihnachtlichen Druckmittelkatalog.
Eine Hilfe bietet hierzu die Werbung eines Würzburger Bekleidungshauses, derzeit an vielen Plakatwänden in der Stadt zu sehen: „Ein Fest für die ganze Familie. Stille Nacht – mit Geschenken, die sprachlos machen.“ Sprachlosmachende Geschenke? Eine faszinierende Vorstellung von einer endlich geruhsamen Bescherung.
Wie man beispielsweise die Gattin zum fassungslosen Schweigen bringen kann? Vergangene Weihnachten hat sich das ein guter Bekannter ziemlich viel kosten, den Juwelier aber trotzdem Juwelier sein lassen: Die Liebste bekam ein bildschöne Dunstabzugshaube. Solch ein Liebesbeweis macht einen sprachlos.
Sollte aber keiner der Herren auf die Idee des Nachahmens kommen. Dunstabzugshauben sind nicht mehr gefragt, Essen wird im Freien zubereitet – auch an Weihnachten. Diesen Trend haben wir dieser Zeitung entnommen. Laut einem aktuellen Bericht über die „Würzburger Grillschule“ wird jetzt gerne im Winter gegrillt.
Garniert war der Artikel mit einem Grillrezept für die weihnachtliche Gänsebraterei unter freiem Himmel, was uns allerdings nicht sonderlich wundert, weil uns schon lang nix mehr wundert und außerdem der Winter, der morgen beginnt, sich im Gegensatz zu uns nicht mehr stressen lässt von diesem Weiße-Weihnacht-Gedöns, weshalb wahrscheinlich diese Woche das Dallenbergbad wieder aufmacht mit einem großen Wasserski-Wettbewerb, damit unsere Sportausrüstung nicht nutzlos vor sich hin gammelt.
Zum Glück hat sich wenigstens die Tradition bewahrt, die Kinobesucher mit einem besinnlichen Weihnachtsfilm zu erfreuen, was mit der 38. Episode von „Star Wars“ auch eindrucksvoll gelungen ist. Dazu haben die Kollegen der „Zeit“ ebenso passende wie wunderbare Worte gefunden: „Ein Krieg für die ganze Familie.“
Und selbst die Stadt hat sich mächtig unter Druck gesetzt und uns zum Fest noch schnell ein neues Bauwerk beschert: zwei Rieseneier an der Zellerauer Kläranlage. Ostern schon an Weihnachten? So schnell war Würzburg noch nie. Macht uns sprachlos.