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Mein Montag: Kesselfleisch statt Baguette
Von holger Welsch holger.welsch@mainpost.de
 |  aktualisiert: 13.11.2012 12:01 Uhr

Was wir diese Woche machen? Wir gehen auf jeden Fall weiter zur Arbeit. Wir sind ja nicht gewählt worden. Wie Barack Obama, der nach seiner Wiederwahl offenbar die Wahl hatte weiterzuarbeiten oder nicht. Jedenfalls hab ich vergangenen Freitag die Sensationsmeldung gelesen: „Obama geht nach Wiederwahl wieder zurück an die Arbeit.“ Er hätte wahrscheiblich auch sagen können, „Hallo Freunde, jetzt mach ich erst mal richtig Urlaub.“ Auf Kuba. In Afghanistan. Oder in Würzburg. Wie es Jean-Marc Ayrault vorhatte. An diesem Freitag wollte der französische Premierminister nach Würzburg kommen. Und das gleich beim ersten Deutschlandbesuch als Premier, weshalb sich schon manch einer sorgte: Mein Gott, welchen Eindruck bekommt der wohl von Deutschland? Sind die alle so wie die Würzburger? Oder so was in der Richtung.

Ist egal, da Ayrault seinen Besuch verschoben hat und uns außerdem schon kennt. Er war mal hier, hat an der Uni Germanistik studiert, im Wintersemester 69/70. Ist ne Ecke her, weshalb sich Monsieur Ayrault auf seinem Erinnerungstrip mächtig gewundert hätte, wie sich Würzburg verändert hat: No, Herr Premierminister, über die le vieux pont sur le Main, also die Alte Mainbrücke, fahren keine Autos mehr. Auch kein Renault, Herr Ayrault. Das hohe Teil da drüben? Das ist sozusagen unser Eiffelturm, der tour d' hôtel, hätten wir unseren Hochbau Hotelturm gepriesen. Und verschwiegen, dass der Eiffelturm fünf Mal höher ist, aber vier Mal schneller erbaut wurde.

Möglicherweise hätte sich der Premier über den putzigen „le petit train“ gewundert, da es unser Touristen-Bähnchen zu seiner Würzburg-Zeit noch nicht gab. Der rot-weiße Stauverursacher wird immer beliebter, wie uns die Tourismus-Experten jetzt erklärt haben. Das liegt vor allem daran, dass das Bähnle nicht mehr mit R-Kennzeichen, sondern mit WÜ-Nummernschild rum schleicht. Womöglich ist früher der eine oder andere nicht mitgefahren, weil er gedacht hat, das sei ein Sonderzug nach Regensburg. Oder nach Reichenberg. Oder Randersacker.

Sei's drum, Monsieur Ayrault wird nicht mitfahren. Und er wird auch nicht, wie geplant, seine alte Uni besuchen. Möglicherweise entgeht ihm da was. Denn es ist ja denkbar, dass die Hochschule ihrem prominenten Ex-Studenten einen Doktor-Titel geschenkt hätte. Die Uni hat schließlich noch zwei rumliegen, die sie jüngst erst wieder einkassiert hat.

Wird's also nix mit der französische Woche. Wenn wir Politprominenz erleben wollen, müssen wir am Donnerstag zum „politischen Kesselfleischessen“ der CSU in den „Hirschen“ nach Lengfeld. Dort wird der Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler aufgetischt. Gauweiler hat einen Doktortitel, obwohl er unseres Wissens nicht in Würzburg studiert hat. Das Kesselfleisch kostet übrigens fünf Euro, das Politikgespräch nix, was schon mal die Wertigkeit der Inhalte andeutet.

Und am Samstag können wir bei der Heidingsfelder Rassegeflügelschau uns bislang nicht bekannte Politik-Prominenz erleben. Offiziell angekündigt ist „Bürgermeister und Schirmherr Herr Marion Bauer“. Bürgermeisterin Frau Adolf Schäfer ist offenbar verhindert.

 
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