Was macht den neuen Stadtteil Hubland aus, wie lebt es sich dort? Um diese und andere Themen dreht sich ein Podiumsgespräch der Main-Post am kommenden Sonntag. Wenn ich als Hubland-Bewohnerin diese Fragen beantworten müsste, dann so: Das Leben auf dem Berg, hoch oben über der Stadt, ist gut. Und speziell. Es bringt ein Lebensgefühl mit sich, das vor allem durch die Landesgartenschau geprägt ist – und durch die Bewohner des neuen Stadtteils.
Wie diese so ticken, und wie die LGS immer wieder den Alltag der Hubländer bestimmt, zeigte sich unter anderem an einem Samstag im Spätsommer, als eine Flohmarkt-Premiere der Hubland-Bewohner einiges über sie selbst und die Eigenheiten des neuen Stadtteils offenbarte.
1. Der Neu-Hubländer ist spontan. Ein Flohmarkt vor der eigenen Haustüre? Der Hubländer überlegt nicht lange, er ist dabei. Und so wurden kistenweise Sachen aus Kellern geschleppt, und Stände entlang der Stadtbau-Häuser am Rande der LGS aufgebaut. Beim Verkaufen zeigte der Hubländer eine Eigenschaft, die er als Pionier eines neuen Stadtteils dringend braucht:
2. Improvisationstalent. Ein Käufer erzählte beiläufig, was er schon immer mal auf einem Flohmarkt erstehen wollte, bisher aber nirgends gefunden hat. Der gewiefte Hubland-Verkäufer scannte in Gedanken sein Inventar – und ließ den gewünschten Gegenstand über ein per Handy herbeigerufenes Familienmitglied innerhalb weniger Minuten aus der Wohnung an den Stand bringen.
3. Offenheit: Wo lernt man sich besser kennen, als auf einem gemeinsam veranstalteten Flohmarkt? Schließlich hat jeder zu verkaufende Gegenstand eine Geschichte. Die Plüscheule mit riesigen Augen etwa stammte vom Exfreund der Nachbarin und wurde genussvoll zum Niedrigstpreis verschleudert; das Sortiment an Pflanzensetzlingen am Stand der Studentin aus dem Nebenhaus brachte fachsimpelnde Hobbygärtner zusammen. Dass die meisten Schätze nur schwer an den Mann oder die Frau zu bringen waren, lag an Punkt vier:
4. Abgeschiedenheit: Ob Handwerker, Möbellieferant oder Pizzabote – wer noch nie im neuen Stadtteil Hubland war, wird ohne eine detaillierte, am besten in Echtzeit am Handy durchgegebene Wegbeschreibung, auch niemals dort ankommen. Ortsunkundige Flohmarkt-Liebhaber waren daher an einer Hand abzuzählen; die meisten Verkäufe wurden von Stand zu Nachbarstand getätigt. Mit einer Ausnahme, die zu Punkt fünf führt:
5. Die Landesgartenschau: Auch wenn externe Flohmarktgänger weitgehend ausblieben – auf die LGS-Besucher war Verlass. Während vor den gut gefüllten Ständen die meiste Zeit gähnende Leere herrschte, flanierten hinter dem Zaun, der die Stadtbau-Häuser von der LGS trennt, Besuchermengen übers Gelände. Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Kinder hinter dem Zaun versammelten und die Verkaufsstände musterten: „Mama, ich will die Kasse von der Frau im roten T-Shirt!“ Kurz darauf wechselte die Spielzeugkasse den Besitzer – der Verkauf über den Zaun war eröffnet; und durch die Gitterstäbe hindurch teilten sich LGS-Besucher und Hubländer nicht nur das eine oder andere Schnäppchen, sondern auch Kaffee und Kuchen.
In diesem Moment war es ganz präsent, das Hubland-Lebensgefühl: gut, und irgendwie speziell.
Über die Kolumne "Mein LGS-Balkon" Unsere Autorin lebt in einem der ersten Wohngebäude im neuen Stadtteil Hubland und ist fasziniert davon, einem Stadtteil bei seiner Entstehung zusehen zu können. Das Hubland wird geprägt von der Landesgartenschau (LGS); die Autorin befindet sich samt ihrer Wohnung in einer der Stadtbau-Neubauten direkt daneben. In „Mein LGS-Balkon“ berichtet sie von Beobachtungen und Erlebnissen, die sich durch das Wohnen am Rande der Gartenschau ergeben.