
Der Beschlussvorschlag der Kister Gemeindeverwaltung lautete: "Der Gemeinderat beschließt, das Staatliche Bauamt aufzufordern, die im Jahr 2022 vorgesehene Erneuerung der Fahrbahn der Staatsstraße 578 zwischen der Einmündung der Staatsstraße nach Kleinrinderfeld und der Landesgrenze zu Baden-Württemberg zurückzustellen und einen straßenbegleitenden Rad- und Fußweg in die Planung aufzunehmen." Denn dieser sei bei der Planung erneut nicht berücksichtigt worden, ärgerte sich Bürgermeister Volker Faulhaber (SPD). "Wir haben nie den Antrag gestellt, dass diese Straße saniert werden soll", gab er seinen Gefühlen freien Lauf.
Hintergrund sind konkrete Planungen des Staatlichen Bauamtes in der zweiten Jahreshälfe dieses Jahres, die Staatsstraße 578 von der Abzweigung nach Kleinrinderfeld bis zur Landesgrenze nach Baden-Württemberg zu sanieren und mehrere Wochen komplett zu sperren. "Und wieder ist unser Radweg nicht in den Planungen mit dabei", echauffierte er sich. Faulhaber fürchtet, dass mit der Straßensanierung auf Jahre ein straßenbegleitender Radweg nicht gebaut werden würde.
Das Thema ist eines seiner liebsten Themen, das sagte der Bürgermeister auch so in der Gemeinderatssitzung, denn er versucht schon seit vielen Jahren einen entlang der Straße verlaufenden Radweg zu bekommen. Bisher scheiterte dieses Vorhaben vor allem an der Bayerischen Staatsregierung, denn ein großer Teil der Strecke verläuft durch Staatswald. Sogar eine Demonstration im August vergangenen Jahres mit über 150 Teilnehmern wurde organisiert, um die Dringlichkeit des Radwegs zu verdeutlichen.
Doch geholfen hat das alles nichts, gab sich Faulhaber weiter kämpferisch. "Bevor man alte Leute im Zickzack durch den Wald schickt, ist es besser, den Radweg entlang der Straße zu bauen", nahm er Bezug auf Planungen seitens des Landratsamtes, den Radweg auf bestehenden Forstwegen durch den Wald auszuschildern. Dies sei überhaupt nicht zielführend, findet nicht nur er, sondern viele Pendler, die täglich auf der viel befahrenen Straße von Gerchsheim nach Würzburg pendeln oder in umgekehrter Richtung. "Es gibt Lösungen, wenn man nur will", hatte schon Doris Tillenburg, eine der Organisatorinnen der Fahrraddemo, festgestellt. Doch den fehlenden Willen unterstellt Faulhaber den Entscheidern in München.
Christoph Spall (CSU) meinte, dass das Bauamt gute Gründe für die Sanierung der Straße haben wird und sah genauso wie sein Parteikollege Jochen König keinen Zusammenhang mit dem gewünschten Radweg. Manfred Spiegel (SPD) findet es legitim, das Thema bei der Straßensanierung anzusprechen. Schließlich gebe es seines Wissens noch keine definitive Entscheidung über den Verlauf einer Radwegtrasse. Und so stimmte die Mehrheit des Gemeinderates für den oben aufgeführten Beschluss bei drei Gegenstimmen in der Hoffnung, dass doch noch ein Wunder passiert und ein Radweg entlang der Staatsstraße gebaut wird.
Einstimmig ging es allerdings bei der Neuausrichtung der Gebühren für die Mittagsbetreuung in der Grundschule. Diese waren nun sieben Jahre konstant, berichtete Bürgermeister Faulhaber: "Wo wir jetzt hinwollen, sind für andere Gemeinden die aktuellen Startzahlen für eine Erhöhung." Die Kister Mittagsbetreuung ist, so hatte es eine Umfrage der Verwaltung bei umliegenden Kommunen ergeben, sehr preiswert. Das soll auch in Zukunft so bleiben und deshalb folgte der Gemeinderat der Empfehlung der Verwaltung, die Gebühren ab dem 1. September 2022 auf monatlich 90 Euro (bisher 70 Euro) zu erhöhen sowie auf 85 Euro (60 Euro) für das erste und 80 Euro (50 Euro) für das zweite Geschwisterkind. Ab dem dritten Geschwisterkind sollen weiterhin keine Gebühren erhoben werden. Zudem wurde Erhard Spiegel (SPD als Stellvertreter für Manfred Spiegel (SPD) in der Verwaltungsgemeinschaftsversammlung bestimmt.