Das Projekt „Würzburg integriert“ ist eine Internet-Plattform, die die Stadt in Kooperation mit dem Dienstleister Arvato, eine Bertelsmann-Tochter, auf Basis einer öffentlich-privaten Partnerschaft entwickelt. Die Basis für eine technisch vereinheitlichte Datenverwaltung entstand in Zusammenarbeit mit dem Würzburger Prof. Dr. Rainer Thome.
„Ein wirklich außerordentliches Projekt, das es in dieser Form in Deutschland bislang nicht gibt“, erklärte die OB vor Journalisten. Wenn die Rechnung aufgeht, ist es vor allem eines mit lauter Gewinnern: Den Bürgern bleibt künftig der Gang „durch den Dschungel des Hauses“, so die OB, erspart. Ihre Anliegen wie An- und Abmelden, neue Papiere oder eine Fundsache erledigt zentral ein Ansprechpartner im neuen Bürgerbüro, für das der Langgasse-Flügel des Rathauses umgebaut wird. Wer seine Angelegenheit lieber von zu Hause aus regelt, kann das online tun – mittels Passwort und Benutzernamen.
Das komplette Angebot wird allerdings nicht von Anfang an zur Verfügung stehen. Auch nicht der Gewinn, sprich die Kosteneinsparung, die die Stadt und Arvato für ihre zehnjährige Kooperation errechnet haben: Durch die dank Internet-Vernetzung effizientere Verwaltungsarbeit sollen rund 75 Mitarbeiterstellen im Haus wegfallen. Keine Entlassungen, sondern ausschließlich Stellen, die nicht wieder besetzt werden, betont OB Beckmann.
Mögliche Ersparnis: Rund 27 Millionen Euro. Davon bekäme die Stadt rund zehn Millionen. Die restlichen 17 Millionen Euro Gewinn gingen an Arvato, die damit ihre Investitionen begleicht. Diese sollen knapp zehn Millionen Euro betragen, die der Stadt um die zwei Millionen. Das Honorar von Arvato hängt vom Grad der Einsparung ab.
Die städtische Verbindung mit Europas größten Mediendienstleiter (weltweit rund 45 000 Mitarbeiter, Jahresumsatz knapp fünf Milliarden Euro) hat in vergangenen Tagen nach Medienberichten für Wirbel gesorgt: Teilweise wurde der Eindruck erweckt, die Stadt würde ihre Verwaltung privatisieren. „Das will ich nicht und das wird auch nicht passieren“, machte die OB deutlich. „Wir verkaufen keine Mitarbeiter.“ Arveto sei ausschließlich mit der technischen Steuerung betraut, kümmere sich um die Hard- und Software.
Die OB zerstreut auch Sorgen um den Datenschutz. „Die Daten bleiben im Haus.“ Mögliche Ursache der Privatisierungsängste: In England betreut Arvato eine Kommune in Eigenregie. Kommunalreferent Wolfgang Kleiner, städtischer Projektleiter von „Würzburg integriert“, hält so etwas in Bayern für nicht möglich. Für möglich hält er indes, dass durch die dank Elektronik einfacheren Verwaltungswege Gebühren, beispielsweise beim Müll billiger werden.
„Die Stadt verkauft keine Mitarbeiter“
Pia Beckmann Oberbürgermeisterin
Über 30 Mitarbeiter arbeiten im neuen Bürgerbüro, etwa die Hälfte am Frontdesk, im direkten Kontakt mit dem Bürger. „Dort will ich nur Freiwillige sehen, die Spaß am Umgang mit neuer Technik und den Bürgern haben“, nennt die OB die Beschäftigungs-Bedingung im neuen Aushängeschild der Stadtverwaltung.
Offensichtlich wollen viele Stadtbedienstete Spaß an der Arbeit und einen laut OB „höherwertigen Arbeitsplatz“. Es sollen sich bereits viele junge Mitarbeiter beworben haben.