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Würzburg
Medizintechnik trifft Musiktherapie
Musiktherapeutin Laura Blauth testete den digitalen Kommunikationsassistenten zur Texteingabe mittels Pupillenbewegungen. Beobachter im Hintergrund (von links): Benedikt Keßler, Professor Walter Kullmann, Professor Jürgen Seifert und Professor Esa Ala-Ruona.
Foto: FHWS | Musiktherapeutin Laura Blauth testete den digitalen Kommunikationsassistenten zur Texteingabe mittels Pupillenbewegungen.
Bearbeitet von Stefan Pompetzki
 |  aktualisiert: 03.08.2019 02:12 Uhr

Im Schweinfurter Institut für Medizintechnik (IMES) an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt trafen sich Musiktherapeuten, Mediziner und Medizintechniker zu einem interdisziplinären Meinungsaustausch. Die Kooperation der verschiedenen Fachdisziplinen lässt eine Steigerung der Qualität in der musiktherapeutischen Behandlung von Patienten erwarten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Kann Medizintechnik die Musiktherapie unterstützen? Wie kann der therapeutische Erfolg der Musiktherapie digital gemessen und quantifiziert werden? Wie können smarte Algorithmen und Methoden der Künstlichen Intelligenz in der Musiktherapie genutzt werden?

Diese und ähnliche Fragen diskutierten der Musik- und Psychotherapeut Professor Esa Ala-Ruona von der finnischen Universität Jyvaskyla, die Musiktherapeuten Professor Thomas Wosch und Laura Blauth sowie der Mediziner Professor Jürgen Seifert von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der FHWS mit dem Medizintechnikern Ying Zhao, Benedikt Keßler und dem Medizinphysiker und Leiter des Instituts für Medizintechnik Professor Walter Kullmann bei einem Treffen im Schweinfurter Medizintechnik-Institut.

Im Zentrum der Diskussionen standen mobile Messsysteme zur möglichen Detektion von Vitaldaten wie EKG, Puls, Sauerstoffsättigung und Blutdruck bei musiktherapeutischen Maßnahmen. Stresszustände sollen quantifizierbar messbar sein. Physiologische Zusammenhänge können genutzt werden, um die Messtechnik möglichst einfach und gebrauchstauglich zu gestalten und mittels smarten Algorithmen und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz ein umfassendes, diagnostisches Bild zu erzielen.

Die Gebrauchstauglichkeit muss für unterschiedliche therapeutische Personengruppen von Jugendlichen, über Erwachsene bis hin zu Senioren mit Depressionen und Demenz gleichermaßen gegeben sein. Gleichzeitig wird eine für den Therapeuten direkt nutzbare Archivierung gefordert.

Die Nutzung von Synergieeffekten erlaubt den Transfer von intelligenten elektro-optischen Systemen zur Bewegungs-Erfassung in der medizinischen Rehabilitation auf Anwendungen in der Musiktherapie. Bewegungen beim Musizieren und Tanzen werden ohne Sensoren am Körper detektiert und mit intelligenter Software analysiert und weiterverarbeitet.

Von großem Interesse in der internationalen Musiktherapie sei die nichtinvasive Detektion von Gehirnaktivitäten, so Kullmann. Der Einsatz smarter Algorithmen ermögliche sogar die Steuerung von Musikinstrumenten mittels Gedankenkraft.

Auch die Augensteuerung von digitalen Kommunikationsassistenten könnte hilfreich in der Musiktherapie zum Einsatz kommen. Schwerstbehinderte Patienten könnten mit dieser Technik über Blickrichtungsänderungen Musikinstrumente spielen.

Ein Rundgang mit Erläuterungen von verschiedenen medizintechnischen Entwicklungen der vergangenen Jahre schloss den Besuch ab.

Die Gruppe der interdisziplinären Spezialisten vereinbarte auf diesem Treffen eine Intensivierung der Zusammenarbeit auf dem Feld der quantifizierbaren Musiktherapie. Es wurden konkrete Pläne zur interdisziplinären Forschung in einem europäischen Konsortium zusammen mit dem Institut für Medizintechnik und dem Center Health Research des neu gegründeten IFAS (Institut für Angewandte Sozialwissenschaften) der FHWS für das vierte Quartal 2019 beschlossen.

 
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