Gelassener werden, zur Ruhe finden und zu sich selbst: Viele Menschen nehmen sich täglich Zeit für Meditation oder innere Einkehr - oder meditieren wenigstens einmal in der Woche. Meditation ist ein wesentliches Element in verschiedenen religiösen Traditionen, insbesondere im Buddhismus und im Hinduismus, aber auch Christentum. Heute wird sie als Entspannungsmethode eingesetzt, mitunter auch in der Psychotherapie.
Aber wie gelingt Meditation? Wie schafft man den Einstieg? Was ist am Anfang zu beachten? Vier Meditationslehrerinnen aus Unterfranken geben Tipps.
1. Eva Taylor: "Man braucht nur Geduld und einen ruhigen Ort"
"Die Meditation bewirkt im Hier und Jetzt anzukommen, durchzuatmen, zu verschnaufen, den Kopf mal durchzulüften und wieder Kraft zu sammeln. Wir müssen uns die Ruhe selber schaffen, denn im Alltag werden wir sie nicht mehr so einfach finden. Das Leben ist stressig geworden. Es gibt zu viele visuelle und auditive Reize. Wir werden von unseren Medien überflutet oder überfluten uns freiwillig selbst. Jeder Moment des Nichtstun, zum Beispiel auf den Bus warten, wird mit einem Blick aufs Handy überbrückt. Selbst beim Spazierengehen lassen wir uns häufig noch berieseln.
Man braucht nicht viel, um das Meditieren zu lernen. In erster Linie Geduld und einen ruhigen Ort. Dort setzt man sich auf ein Kissen oder einen Stuhl. Den Rücken aufgerichtet, lenkt man die Aufmerksamkeit durch unterschiedliche Techniken immer wieder zu sich und den eigentlichen Moment zurück.
Ich verbiete mir manchmal bewusst negative Gedanken weiter zu denken, denn sie rauben mir nur Kraft und bringen mich nicht weiter.
Mir hat die Asanapraxis für die Meditation geholfen, also Yogaübungen. Es fiel mir am Anfang sehr schwer, im Sitzen zu meditieren. Meine Gedanken waren überall, den Fokus zu halten war sehr sehr anstrengend. Viel leichter fiel es mir durch die Verbindung von Bewegung und Atmung meinen Geist zur Ruhe kommen zu lassen."
Eva Taylor stellt in ihren Yogastunden verschiedene Formen vor: von der angeleiteten, bildhaften Meditation über Entspannungsmeditation zu Meditation mit Mantra und mehr. Infos: www.karkuma.de
2. Maria Kolek Braun: "Wichtig ist, dass die Aufmerksamkeit auf einen Fokus gerichtet ist"
"Mit dem Meditieren ist es wie beim Schwimmen: Man sollte es regelmäßig üben. Dabei ist hilfreich, sich am besten pro Tag, aber mindestens zweimal pro Woche eine feste Zeit dafür zu reservieren, in der man ungestört ist. Wichtig ist, dass die Aufmerksamkeit auf einen Fokus gerichtet ist: auf den Atem, einen Laut oder ein Wort.
Beim Meditieren ist der Körper ein wichtiger Begleiter: Ich sitze in entspannter, möglichst unangestrengter, gleichzeitig aufrechter, wacher Haltung - auf einem Meditationskissen, Bänkchen, Hocker oder Stuhl. Diese Körperhaltung unterstützt die Aufmerksamkeit auf einen Fokus und präsentiert das, was ich tue: nur sitzen und da sein.
Es ist ganz normal, dass die Gedanken immer wieder abschweifen, das geht (fast) jedem so. Man übt nicht nur das richtige Sitzen, sondern gleichzeitig Geduld, Gelassenheit und vor allem Freundlichkeit mit sich selbst. Sobald ich bemerke, dass die Gedanken nicht mehr beim Fokus sind, sondern irgendwo in der Vergangenheit oder Zukunft, führe ich sie klar, bestimmt und freundlich zurück in diesen Augenblick, in diesen Raum, zu meinem Atem – immer wieder. Darin besteht die Übung."
Maria Kolek Braun ist Theologin, Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof in Holzkirchen und Vorstandsmitglied im Würzburger Forum der Kontemplation. Infos: www.benediktushof-holzkirchen.de
3. Birgit Spitzhüttl: "Meine Meditationspraxis ist das tägliche Sitzen in Stille"
"Am einfachsten ist es, in der Gruppe und mit einer Anleitung zu meditieren. Eine gute Möglichkeit, sind 'Stressreduktion durch Achsamkeit'-Kurse, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gruppen angeleitete Meditationstechniken im Sitzen, Gehen und Liegen sowie achtsames Yoga lernen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Meine persönliche Meditationspraxis ist das tägliche 'Sitzen in Stille', also Zazen, der Zen-Tradition. Dazu übe ich achtsames Yoga, welches als Meditation in Bewegung erlebt werden kann, wenn man sich vom Leistungsgedanken löst.
Den Augenblick bewusst wahrzunehmen hat häufig eine entspannende Wirkung auf Geist und Körper. Für Anfänger kann es jedoch auch bedeuten, dass zu Beginn der Übungspraxis deutlich wird, wie unser unruhiger Geist ständig abschweift und sich körperliche Anspannung breit macht. Das ist aber völlig normal. In angeleiteten Kursen werden solche Erfahrungen besprochen und die Kursteilnehmer lernen mit einer wohlwollenden Haltung diesen Zustand zu akzeptieren."
Birgit Spitzhüttl ist zertifizierte Lehrerin für "Mindfulness-Based Stress Reduction" (MBSR) und Coach. Sie bietet auch Einführungskurse in die Meditation an. Infos unter www.yomea.de
4. Carola Catoni: "Der Atem ist stets mein Rettungsanker"
"Wenn du Lust zum Meditieren hast, dann fange einfach an. Suche dir eine Lehrerin oder einen Lehrer oder probiere es selbst aus. Alles was du dafür brauchst, bist du selbst. Die Umgebung beim Sitzen in der Stille sollte ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Ich selbst meditiere sanft, inspiriert vom vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh. Der Atem ist mein Partner, mein bester Freund - er immer für mich da. Ich beobachte ihn liebevoll, wie er kommt und geht. Ich lasse ihn frei fließen. Er ist stets richtig, wie er ist. Ich umarme ihn, und er umarmt mich.
Das bewusste Atmen erzeugt die Energie der Achtsamkeit, die wie ein Lichtstrahl durch den Körper strömt. Ich bin zuhause in mir. Ich lerne mich und meine Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen besser kennen. Der Atem ist stets mein Rettungsanker. Immer wieder erfahre ich Körper und Geist beim Meditieren als harmonische Einheit. Ich entwickle Mitgefühl für mich und andere. Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl wachsen.
Beim Meditieren gibt es so viele Techniken, wie es Menschen gibt. Ich meditiere im Sitzen, Gehen, Stehen, Liegen, in Bewegung, Gesprächen, beim Telefonieren, Essen und Trinken, beim Aufräumen und Staubwischen, auf dem Zahnarztstuhl und in der Warteschlange, beim Einkaufen und in der Natur. Kurz gesagt ich lebe Meditation im Alltag."
Carola Catoni kam nach einer Burnout-Krise mit Panikattacken zur Atemmeditation. Heute bietet sie geführte Meditation und Einführungen an. Infos unter www.atmen-und-sein.com
müsste man 24 Stunden am Tag meditieren...