Ein Historiker und Autor, der Kunstverein Würzburg und viele Freiwillige: „Ein breites Spektrum von Kunstschaffenden und Kulturträgern“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt, ist am Donnerstag im Rathaus für großes Engagement mit der Kulturmedaille der Stadt ausgezeichnet worden.
„Die Kultur ist es, die das Leben lebenswert macht“, sagte Schuchardt im voll besetzten Ratssaal. Auch Dr. Josef Schuster, der neu gewählte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ließ es sich im neuen Amt nicht nehmen, an der Verleihung teilzunehmen.
Seit 1995 – und damit heuer zum 20. Mal – spricht die Stadt durch die Kulturmedaille jenen Bürgern, Institutionen und Gruppen Anerkennung und Dank aus, die sich besonders für das kulturelle Leben einsetzen – „und das in der Regel im Ehrenamt“, wie Schuchardt betonte.
Seit einem Vierteljahrhundert – gegründet wurde er im September 1989 als „Würzburger Gesellschaft für Neue Kunst“ – kümmert sich der „Kunstverein Würzburg e.V.“ um die Verbreitung zeitgenössischer Kunst in der Region. Eine „bis heute und weit in die Zukunft weisende Pioniertat“ sei die Gründung des Vereins gewesen, sagte Professor Dr. Klaus Toyka, selbst Träger der Kulturmedaille, in seiner Laudatio: „Der Verein möchte den Menschen die Berührungsangst vor zeitgenössischer Kunst nehmen.“
Die „Iris“, ein alter Kohlefrachter aus dem Saarland, wurde umgebaut und 1995 als Kunstschiff „Arte Noah“ am Mainkai eröffnet. Auf dem Schiff zeigt der Verein regelmäßig Ausstellungen deutscher und internationaler Künstler. Zwischenzeitlich lag das Schiff eher versteckt im Hafenbecken hinter dem Kulturspeicher vor Anker. Inzwischen durfte es – wegen der Arbeiten an der maroden Kaimauer – wieder an seinen alten Standort zurückkehren.
Klaus Toyka und Bernd Schmidtchen, der Vorsitzende des Kunstvereins, verbanden die Verleihung der Kulturmedaille mit einem Appell an den Oberbürgermeister und Kulturreferent Muchtar Al Ghusain: Sie sollen sich dafür einsetzen, dass die Arte Noah ihren Liegeplatz an der neu gestalteten Mainpromenade auch künftig behalten darf. Es gibt einen guten Grund dafür: „Die Besucherzahlen haben sich dort mehr als verdoppelt“, so Toyka.
Seit inzwischen zehn Jahren gibt es die „Volunteers“, also die freiwilligen Helfer am Mainfränkischen Museum. Gut vierzig Frauen und Männer helfen dem Museum seit der großen Riemenschneider-Ausstellung im Jubiläumsjahr 2004 und kümmern sich ehrenamtlich um die Besucher. „Sie sind echte Spezialisten für das Museum und darüber hinaus geworden“, sagte Dr. Claudia Lichte, die Leiterin des Mainfränkischen Museums: „Die Verlässlichkeit der Volunteers ist mir sehr viel wert. Wir haben mittlerweile ein fast familiäres Verhältnis.
Gerda Hoffmann und Klaus Schaller nahmen stellvertretend für die 40 Freiwilligen die Kulturmedaille entgegen. „Wir sind mit Herz und Liebe dabei und arbeiten gerne im Museum“, sagte Hoffmann.
Fast wie bei der Oscar-Verleihung fühlte sich nach eigenen Worten Stadtgeschichtsforscher Roland Flade. Der Main-Post-Redakteur verfasst seit über dreißig Jahren wichtige und in Fachkreisen anerkannte Bücher über die Würzburger Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Er ist ein fußnotengenauer Zeithistoriker mit Bewusstsein für die kleinen Details im Kontext der Geschichte und gleichzeitig Lokaljournalist mit einem Gespür für das Besondere im Alltag einer Stadt“, sagte Laudatorin Dr. Bettina Keß.