Erst dieses Jahr wurden 510 Hektar im Irtenberger Wald als Naturwald ausgewiesen und aus der Nutzung genommen. Der BUND Naturschutz (BN) lobte diese Maßnahme als "wichtigen Schritt hin zu mehr Biodiversität". Nur wenige hundert Meter weiter, im Bereich "Kesselboden" südlich der A 81, sorgt eine Durchforstungsaktion nun für Ärger. Seit rund zwei Monaten schlagen die Bayerischen Staatsforsten hier vermehrt alte Rotbuchen ein, was der Würzburger Kreisverband des BN wiederum stark kritisiert.
Armin Amrehn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe, warnt vor einer "massiven Auflichtung des Waldes, was insbesondere in Zeiten der Klimakrise andere Buchen der Gefahr des Sonnenbrandes aussetzt und die Austrocknung der Böden vorantreibt". Auch im Wald hätten ältere Bäume einen wichtigen Schutzcharakter für den Nachwuchs. Das sei wie in der Familie, erklärt er gegenüber dieser Redaktion. Die Wälder hätten in den vergangenen Jahren sowieso schon mit weniger Niederschlag zu kämpfen gehabt. Jetzt gesunde Bäume einzuschlagen, anstatt sie zu schützen, mache keinen Sinn, so Amrehn.
Auch der Diplom-Biologe und BN-Regionalreferent für Unterfranken, Steffen Jodl kritisiert die Forstpolitik des Freistaates: "So kann man einen Wald nicht auf den Klimawandel vorbereiten." Er weist darauf hin, dass sich betroffene Waldstücke in einem europäischen Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet befinden. Der Managementplan für diese Gebiete sehe vor, alte Bäume zur Verbesserung der Biodiversität und Erhöhung der Strukturvielfalt zu fördern.
Die Staatsforsten in Hessen und Rheinland-Pfalz seien dabei sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hätten bis Ende 2021 einen Einschlagstopp für alte Buchenwälder mit geschlossenem Kronendach verhängt, so Jodl.
Der BN versteht nicht, wieso das in Bayern nicht genauso gehandhabt werde, sondern ganz im Gegenteil. "Die Bayerische Forstpolitik ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und holt ohne Rücksicht auf Verluste die Kettensäge heraus." Scheinbar wolle man so verhindern, dass die Bäume weiter wachsen und unter den Schutz fallen, der ab einem Stammdurchmesser von 80 Zentimetern greife, vermuten die Verantwortlichen des Kreisverbands. Man könne fast meinen, die Forstbetriebe wollen in ihrem Wald zwischen Kist und Kleinrinderfeld wieder reinholen, was im Naturwald aus der Nutzung genommen wurde, so Amrehn.
Nicht zu vernachlässigen sei zudem die Bedeutung alter Bäume für Insekten und Vögel. Aber auch geschützte Arten wie die Mops- oder Bechsteinfledermaus, welche hier ihre Höhlen haben, würden unter dem Einschlag leiden.
Förster: nur kranke Bäume werden gefällt
Der zuständige Forstbetrieb Arnstein zeigt sich von der Kritik des BN überrascht. Forstbetriebsleiter Christoph Riegert erklärt, er habe mit den Verantwortlichen des BUND Naturschutz bereits zahlreiche Gespräche und Diskussionen geführt und könne deshalb nicht verstehen, weshalb nun schon wieder "die gleiche Sau durchs Dorf getrieben wird", zumal einige Kritikpunkte schlichtweg unwahr seien.
So sei etwa der Vorwurf der Gewinnmaximierung "einfach Blödsinn". Es werde eine normale Forstwirtschaft betrieben wie in den letzten Jahrzehnten, bei der der Fokus auf dem Walderhalt liege. Teilweise sei der Aufwand sogar größer als der Ertrag, aber dennoch notwendig, um den Wald zukunftsfähig zu machen.
Laut Riegert werden keine gesunde Bäume sondern nur geschädigte gefällt. "Ähnlich wie in Hessen und Rheinland-Pfalz wird in Bereichen mit geschlossenem Kronendach nicht eingeschlagen, solange eine waldbauliche Behandlung nicht nötig ist, weil keine Trockenschäden bestehen."
Die Annahme des BN, dass weniger Eingriffe prinzipiell positiv für den Wald sei, ist in seinen Augen falsch. Dazu müsse man nur in Naturwälder schauen, in denen überhaupt nicht eingegriffen werde und Trockenschäden teilweise sogar größer seien. Riegert: "Der Klimawandel ist so rasant, dass natürliche Anpassungen nicht funktioniert. Es wäre fahrlässig, das Ökosystem Wald sich selbst zu überlassen."
Zur Förderung von Naturverjüngung und Strukturvielfalt sei teilweise punktuell auch eine deutliche Auflichtung nötig, vor allem weil gerade die Buche am stärksten von Trockenschäden betroffen sei. "Wenn geschädigter Altbestand eine Gefahr für nachfolgende Generationen darstellt, weil die Bäume entweder absterben oder bereits abgestorben sind und womöglich in Jungbäume hineinfallen könnten, dann schreiten wir ein", sagt Riegert.
Eine Gefahr für die Jungbäume durch die Auflichtung sieht Riegert nicht, da so klimastabile Bäume wie Eiche, Kirsche oder Spitzahorn gefördert würden, die trockenresistenter seien und mehr Licht bräuchten. Auch sei der Einschlag in diesem Jahr so nach hinten verlegt worden, sodass geschützte Tiere schon in ihre Winterquartiere umziehen konnten.
2. Forstwirtschaft hat den Anspruch wirtschaftlich und auch nachhaltig zu sein. Man entnimmt über definierte Zeiträume nicht mehr Holz, als wieder nachwächst. Man fällt vor allem Bäume, die anderen Individuen/ Baumarten bedrängen, die dann pro Jahr um so mehr Photosynthese betreiben können.
3. Man sieht an dem Foto, viele Stämmen waren nicht mehr kerngesund. Von daher macht es Sinn, diese zu entnehmen, bevor man die gar nicht mehr vermarkten kann.
4. Naturwald gibt es nur noch in Ost-Polen (Białowieża) und die haben einen hohen, ökologischen Wert. Ein moderner Förster wird bizarre Buchen für Spechte etc. gezielt stehen lassen und standortgerechten Bewirtschaftungsmix anstreben, auch bei den Pflanzenarten, um sich etwas Richtung ökologische Vielfalt von Białowieża zurückzubewegen.
Wenn man diese Buchen und auch gefällte Stämme an anderen Orten anschaut, sieht man dass diese krank sind und von innen absterben.
Das sind nicht nur die Auswikungen der letzten 3 Hitzesommer. Ausserdem verdunstet eine große Buche ca 400 ltr Wasser täglich. Wenn da weniger stehen, bleibt mehr Wasser für junge Pflanzen. Die derzeit geringen Niederschläge füllen den Wurzelraum bis 1,50 m Tiefe nicht auf, dass auch 2021 weitere Trockenschäden zu befürchten sind.
Wirtschaftlich gesehen wäre besser, diese Bäume als Biotopbäume stehen zu lassen und dafür 100€ zu kassieren. Soviel bleibt beim Holzverkauf nicht. Der Wald müßte dann jedoch für Spaziergänger gesperrt werden, da eine Gefährdung durch Astbruch besteht.
Lasst uns Luft zum Atmen!
Naja. Würde ich vielleicht selbst nicht, wenn ich eine einflussreiche Lobby hätte, die der Bundesforstministerin erfolgreich ne halbe Milliarde Euro abpresst, damit ich keine unbequeme Neuorientierung beginnen muss...
Die Aussage trifft wohl auf fast alle Politiker aller Fraktionen zu, lässt man mal Aufsichtsratspöstchen aussen vor.
Man braucht nur an die marktradikalen Forderungen der FDP zu denken, die oft von tiefer Menschenverachtung zeugen.
Es werden menschenverachtende Forderungen gestellt.
Das bedeutet überhaupt nicht dass es sich hierbei um Nazis handelt, es bedeutet aber dass es mit der Moral solcher Politiker nicht weit her sein kann.
Und dass die FDP mit Nazis keine Berührungsängste hat zeigte sie ja auch schon.
Gesunde Stämme sind blütenweis im Kern - hier schon Stockschäden
Wald ist gut für Menschen und braucht keine Förster.
Um sich eine Meinung zu machen braucht man nicht immer Experte sein. Man kann doch bewerten, dass schon die ganze Richtung nicht stimmt.
Wenn aller Staatswald in Zukunft Naturwaldreservat wird und die BaySF aufgelöst und abgewickelt werden, überlasse ich das Einzelne gerne den Experten!
Wenn diese gefällten Buchen
aus dem Forst verbracht
und vermarktet werden,
dann dient dies
allein der Geldmacherei.
Wäre es denn so,
dass diese Buchen gefällt werden mussten, weil sie krank und hinfällig waren,
dann hätten die Stämme
als Totholz im Wald zu verbleiben,
um den Boden zu beschatten,
Feuchtigkeit zu binden
und um mit der Zeit
zu verrotten.