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Würzburg
Massive Baumfällung im Landkreis Würzburg: Kritik an Staatsforst
Viele Rotbuchen nahe der A81 sind gefallen. Der Bund Naturschutz ist sauer und kritisiert die Forstpolitik des Freistaates. Der Vorwurf: Die Gewinne sollen maximiert werden.
Armin Amrehn, Vorsitzender der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Würzburg, beim Ortstermin im Waldstück 'Kesselboden' zwischen Kleinrinderfeld  und Kist. Hier fällte der Bayerische Forstbetrieb viele Buchen.
Foto: Patty Varasano | Armin Amrehn, Vorsitzender der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Würzburg, beim Ortstermin im Waldstück "Kesselboden" zwischen Kleinrinderfeld  und Kist. Hier fällte der Bayerische Forstbetrieb viele Buchen.
Lukas Brand
Lukas Brand
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:39 Uhr

Erst dieses Jahr wurden 510 Hektar im Irtenberger Wald als Naturwald ausgewiesen und aus der Nutzung genommen. Der BUND Naturschutz (BN) lobte diese Maßnahme als "wichtigen Schritt hin zu mehr Biodiversität". Nur wenige hundert Meter weiter, im Bereich "Kesselboden" südlich der A 81, sorgt eine Durchforstungsaktion nun für Ärger. Seit rund zwei Monaten schlagen die Bayerischen Staatsforsten hier vermehrt alte Rotbuchen ein, was der Würzburger Kreisverband des BN wiederum stark kritisiert.

Massive Baumfällung im Landkreis Würzburg: Kritik an Staatsforst

Armin Amrehn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe, warnt vor einer "massiven Auflichtung des Waldes, was insbesondere in Zeiten der Klimakrise andere Buchen der Gefahr des Sonnenbrandes aussetzt und die Austrocknung der Böden vorantreibt". Auch im Wald hätten ältere Bäume einen wichtigen Schutzcharakter für den Nachwuchs. Das sei wie in der Familie, erklärt er gegenüber dieser Redaktion. Die Wälder hätten in den vergangenen Jahren sowieso schon mit weniger Niederschlag zu kämpfen gehabt. Jetzt gesunde Bäume einzuschlagen, anstatt sie zu schützen, mache keinen Sinn, so Amrehn.

"Die Bayerische Forstpolitik ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und holt ohne Rücksicht auf Verluste die Kettensäge heraus."
BN-Regionalreferent für Unterfranken Steffen Jodl

Auch der Diplom-Biologe und BN-Regionalreferent für Unterfranken, Steffen Jodl kritisiert die Forstpolitik des Freistaates: "So kann man einen Wald nicht auf den Klimawandel vorbereiten." Er weist darauf hin, dass sich betroffene Waldstücke in einem europäischen Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet befinden. Der Managementplan für diese Gebiete sehe vor, alte Bäume zur Verbesserung der Biodiversität und Erhöhung der Strukturvielfalt zu fördern.

Die Staatsforsten in Hessen und Rheinland-Pfalz seien dabei sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hätten bis Ende 2021 einen Einschlagstopp für alte Buchenwälder mit geschlossenem Kronendach verhängt, so Jodl.

Der BN versteht nicht, wieso das in Bayern nicht genauso gehandhabt werde, sondern ganz im Gegenteil.  "Die Bayerische Forstpolitik ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und holt ohne Rücksicht auf Verluste die Kettensäge heraus." Scheinbar wolle man so verhindern, dass die Bäume weiter wachsen und unter den Schutz fallen, der ab einem Stammdurchmesser von 80 Zentimetern greife, vermuten die Verantwortlichen des Kreisverbands. Man könne fast meinen, die Forstbetriebe wollen in ihrem Wald zwischen Kist und Kleinrinderfeld wieder reinholen, was im Naturwald aus der Nutzung genommen wurde, so Amrehn.

Gefällte Buchen in der Nähe des Irtenberger Waldes. 
Foto: Patty Varasano | Gefällte Buchen in der Nähe des Irtenberger Waldes. 

Nicht zu vernachlässigen sei zudem die Bedeutung alter Bäume für Insekten und Vögel. Aber auch geschützte Arten wie die Mops- oder Bechsteinfledermaus, welche hier ihre Höhlen haben, würden unter dem Einschlag leiden.

Förster: nur kranke Bäume werden gefällt 

Der zuständige Forstbetrieb Arnstein zeigt sich von der Kritik des BN überrascht. Forstbetriebsleiter Christoph Riegert erklärt, er habe mit den Verantwortlichen des BUND Naturschutz bereits zahlreiche Gespräche und Diskussionen geführt und könne deshalb nicht verstehen, weshalb nun schon wieder "die gleiche Sau durchs Dorf getrieben wird", zumal einige Kritikpunkte schlichtweg unwahr seien.

So sei etwa der Vorwurf der Gewinnmaximierung "einfach Blödsinn". Es werde eine normale Forstwirtschaft betrieben wie in den letzten Jahrzehnten, bei der der Fokus auf dem Walderhalt liege. Teilweise sei der Aufwand sogar größer als der Ertrag, aber dennoch notwendig, um den Wald zukunftsfähig zu machen.

Laut Riegert werden keine gesunde Bäume sondern nur geschädigte gefällt. "Ähnlich wie in Hessen und Rheinland-Pfalz wird in Bereichen mit geschlossenem Kronendach nicht eingeschlagen, solange eine waldbauliche Behandlung nicht nötig ist, weil keine Trockenschäden bestehen."

"Der Klimawandel ist so rasant, dass natürliche Anpassungen nicht funktioniert. Es wäre fahrlässig, das Ökosystem Wald sich selbst zu überlassen."
Leiter des Staatlichen Forstbetriebs Arnstein, Christoph Riegert

Die Annahme des BN, dass weniger Eingriffe prinzipiell positiv für den Wald sei, ist in seinen Augen falsch. Dazu müsse man nur in Naturwälder schauen, in denen überhaupt nicht eingegriffen werde und Trockenschäden teilweise sogar größer seien. Riegert: "Der Klimawandel ist so rasant, dass natürliche Anpassungen nicht funktioniert. Es wäre fahrlässig, das Ökosystem Wald sich selbst zu überlassen."

Zur Förderung von Naturverjüngung und Strukturvielfalt sei teilweise punktuell auch eine deutliche Auflichtung nötig, vor allem weil gerade die Buche am stärksten von Trockenschäden betroffen sei. "Wenn geschädigter Altbestand eine Gefahr für nachfolgende Generationen darstellt, weil die Bäume entweder absterben oder bereits abgestorben sind und womöglich in Jungbäume hineinfallen könnten, dann schreiten wir ein", sagt Riegert.

Im Staatsforst 'Kesselboden' gefällte Buchen.
Foto: Patty Varasano | Im Staatsforst "Kesselboden" gefällte Buchen.

Eine Gefahr für die Jungbäume durch die Auflichtung sieht Riegert nicht, da so klimastabile Bäume wie Eiche, Kirsche oder Spitzahorn gefördert würden, die trockenresistenter seien und mehr Licht bräuchten. Auch sei der Einschlag in diesem Jahr so nach hinten verlegt worden, sodass geschützte Tiere schon in ihre Winterquartiere umziehen konnten.

 
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  • vbesserh
    1. Holz ist ein wertvoller, nachwachsende Rohstoff, den wir unbedingt brauchen. Ok, aber bitte nicht für Niedrigpreise in die VR China vermarkten.
    2. Forstwirtschaft hat den Anspruch wirtschaftlich und auch nachhaltig zu sein. Man entnimmt über definierte Zeiträume nicht mehr Holz, als wieder nachwächst. Man fällt vor allem Bäume, die anderen Individuen/ Baumarten bedrängen, die dann pro Jahr um so mehr Photosynthese betreiben können.
    3. Man sieht an dem Foto, viele Stämmen waren nicht mehr kerngesund. Von daher macht es Sinn, diese zu entnehmen, bevor man die gar nicht mehr vermarkten kann.
    4. Naturwald gibt es nur noch in Ost-Polen (Białowieża) und die haben einen hohen, ökologischen Wert. Ein moderner Förster wird bizarre Buchen für Spechte etc. gezielt stehen lassen und standortgerechten Bewirtschaftungsmix anstreben, auch bei den Pflanzenarten, um sich etwas Richtung ökologische Vielfalt von Białowieża zurückzubewegen.
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  • rasputin32
    Ich glaube, da sind nicht nur die Bäume krank.
    Wenn man diese Buchen und auch gefällte Stämme an anderen Orten anschaut, sieht man dass diese krank sind und von innen absterben.
    Das sind nicht nur die Auswikungen der letzten 3 Hitzesommer. Ausserdem verdunstet eine große Buche ca 400 ltr Wasser täglich. Wenn da weniger stehen, bleibt mehr Wasser für junge Pflanzen. Die derzeit geringen Niederschläge füllen den Wurzelraum bis 1,50 m Tiefe nicht auf, dass auch 2021 weitere Trockenschäden zu befürchten sind.
    Wirtschaftlich gesehen wäre besser, diese Bäume als Biotopbäume stehen zu lassen und dafür 100€ zu kassieren. Soviel bleibt beim Holzverkauf nicht. Der Wald müßte dann jedoch für Spaziergänger gesperrt werden, da eine Gefährdung durch Astbruch besteht.
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  • henner59
    http://www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de/

    Lasst uns Luft zum Atmen!
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  • sigeroa
    Es gib immer Besserwisser, die noch nie einen Baum gepflanzt haben oder eine neue Pflanzfläche jahrelang ausgegrast haben. Mein Großvater hat mir einmal gesagt: Merke Dir, vor einem Baum mußt Du zweimal in die Knie gehen, einmal wenn du ihn pflanzt und noch einmal wenn du ihn fällen willst. Ich bin kein Forstmann, habe aber ein paar kleine Flächen mit Wald. Wenn ich die Bilder der gefällten Bäume betrachte, dann ist mir klar, warum diese gefällt werden mussten. Aber den "Grünen" ist dies alles egal. Hauptsache sie können wieder einmal meckern!
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  • rebnik
    Die Folklore mit dem Niederknien, dem Tütütü und den lustigen Uniformen dient ja eher als Deckmäntelchen dafür, dass man der Schöpfung das Heft aus der Hand nahm und nimmt. Obwohl die Försterei immer noch auf dem Irrweg des übermäßigen Eingriffs in die Natur wandelt und die Gesellschaft sich als immer kritischer erweist, zeigen die meisten Forstleute wenig Anzeichen von Einsicht und so gut wie keine Bereitschaft zur Änderung.
    Naja. Würde ich vielleicht selbst nicht, wenn ich eine einflussreiche Lobby hätte, die der Bundesforstministerin erfolgreich ne halbe Milliarde Euro abpresst, damit ich keine unbequeme Neuorientierung beginnen muss...
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  • Doedi.wue
    „Grüne Pest“… wehe wenn sie losgelassen! Hoffentlich sehen die Mitbürger endlich,welche Laus man sich hier durch dämliches Wählen in den eigenen Pelz setzt!
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  • Albatros
    Die Inhalte der Grünen, und von denen scheinen viele hier im Forum ihre vor Kompetenz strotzenden Kommentare auszuschütten, sind nicht viel mehr als der aufgewärmte Mist des späten 20. Jahrhunderts, grüner Tee im x-ten Aufguss. Nachdem die Wählerquoten in Zeiten von Corona stark rückläufig sind, muss man jeden gefällten Baum in Frage stellen, ob zu Recht oder zu Unrecht, Hauptsache medienwirksam. Wie schlimm es um die Grünen wirklich steht zeigt nun noch die Vermessenheit einer Frau Annalena Baerbock. Noch nie in ihrem Leben in der freien Wirtschaft einen Finger gerührt meint sie alledings, dass zwei geborene Kinder absolut die Kriterien für`s Kanzleramt erfüllen. Frau Baerbock, wer noch nicht einmal zwischen Kobalt und Kobold unterscheiden kann, wer einen FDP-Politiker öffentlich einen Nazi nennt, wer kaum einen öffentlichen Auftritt hingelegt, ohne sich nicht komplett blamiert zu haben, die will Kanzlerin werden!? Eher fließt das Wasser den Berg hinauf liebe Frau Baerbock.
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  • rebnik
    Dieser Kommentar nicht zur Diskussion bei.
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  • jhuller@gmx.de
    "...Noch nie in ihrem Leben in der freien Wirtschaft einen Finger gerührt..."

    Die Aussage trifft wohl auf fast alle Politiker aller Fraktionen zu, lässt man mal Aufsichtsratspöstchen aussen vor.
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  • deweka
    Die Mitgliedschaft in der FDP schließt Nazi-Ansichten nicht aus.

    Man braucht nur an die marktradikalen Forderungen der FDP zu denken, die oft von tiefer Menschenverachtung zeugen.
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  • Albatros
    @deweka, so so, jetzt führen bereits "marktradikale Forderungen" dazu, dass man als Nazi bezeichnet werden darf. Hier endet für mich die Diskussion mit Ihnen.
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  • deweka
    @ Albatros
    Es werden menschenverachtende Forderungen gestellt.

    Das bedeutet überhaupt nicht dass es sich hierbei um Nazis handelt, es bedeutet aber dass es mit der Moral solcher Politiker nicht weit her sein kann.

    Und dass die FDP mit Nazis keine Berührungsängste hat zeigte sie ja auch schon.
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  • f.l.
    Wenn ich mir den STapel von Stämmen anschauen sind diese wirklich krank.
    Gesunde Stämme sind blütenweis im Kern - hier schon Stockschäden
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  • georg-ries@web.de
    das stimmt, ist aber den Ideologen egal.
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  • rebnik
    Bei anderen von Ideologie sprechen, selbst aber beim Thema Wald permanent in Förstergedanken denken und Förstersprache sprechen - finde den Fehler.
    Wald ist gut für Menschen und braucht keine Förster.
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  • Doedi.wue
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • georg-ries@web.de
    Amrehn studierter Förster? Glaub ich nicht. Gewerkschafter und Öffentlichkeitsarbeit, liest man zumindest.
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  • georg-ries@web.de
    hunderttausende Bundestrainer, jetzt hunderttausende Forstsachverständige. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln!
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  • rebnik
    Fußball ist U-Musik. Was mit Bayerns Staatswäldern gemacht wird ist E-Musik.
    Um sich eine Meinung zu machen braucht man nicht immer Experte sein. Man kann doch bewerten, dass schon die ganze Richtung nicht stimmt.
    Wenn aller Staatswald in Zukunft Naturwaldreservat wird und die BaySF aufgelöst und abgewickelt werden, überlasse ich das Einzelne gerne den Experten!
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  • gowell70@yahoo.de
    Um das Thema mal auf den Punkt zu bringen:
    Wenn diese gefällten Buchen
    aus dem Forst verbracht
    und vermarktet werden,
    dann dient dies
    allein der Geldmacherei.

    Wäre es denn so,
    dass diese Buchen gefällt werden mussten, weil sie krank und hinfällig waren,
    dann hätten die Stämme
    als Totholz im Wald zu verbleiben,
    um den Boden zu beschatten,
    Feuchtigkeit zu binden
    und um mit der Zeit
    zu verrotten.
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