Würzburg (mr) Diakonin Martina Fritze ist in einem Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Dekanatskirche St. Stephan von Dekanin Edda Weise feierlich verabschiedet worden. Was macht eigentlich eine Diakonin? Und was möchte Martina Fritze künftig tun? Wir haben nachgefragt.
Martina Fritze: Bereits mit zehn Jahren habe ich mir gewünscht, diesen Beruf ergreifen zu können. Damals gab es in meiner Heimatgemeinde einen Jugendreferenten, dessen Arbeit mir imponiert hat. Und später während meiner Schulzeit auf der Fachoberschule in Bayreuth durfte ich im Evangelischen Jugendwerk dort Praktikum machen und den dortigen Diakon kennenlernen. Da war dann klar: Ja, Diakonin möchte ich auch werden. Auch wenn das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht möglich war, denn damals konnten sich in Rummelsberg nur Männer ausbilden lassen. Aber: Ich hatte Glück. 1982 öffnete die Rummelsberger Diakonie die Diakonenausbildung auch für Frauen, und 1983 fing ich mit der Ausbildung an. Leitgedanke war für mich damals, dass Glaube und Leben zusammengehören. Und ich wollte durch das, was ich tat, auch zeigen, woran ich glaube. Ob mir das immer gelungen ist, weiß ich nicht.
Fritze: Begonnen habe ich im Dekanat Würzburg im Jahr 1996 in der Apostelkirche in Gerbrunn, wo die Gemeindemitglieder eine kleine Stelle aus Spendengeldern finanzierten. 2001 wechselte ich nach Würzburg als Gemeindediakonin in St. Stephan. Ich habe Kinder- und Familiengottesdienste gehalten, Besuche gemacht, Mitarbeiter in der Kinder- und Familienarbeit, aber auch Veranstaltungen aller Art geplant, vorbereitet und durchgeführt. Unvergesslich aus dieser Zeit wird mir die Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte St. Stephan bleiben. Es war für mich eines der Highlights, wenn wir mit den Kindern in der Kirche gemeinsam die Woche vor Ostern mit der Passionsgeschichte gestaltet haben.
Durch viele Besuche bei Gemeindemitgliedern bin ich in die Beratungsarbeit, die ich später hauptsächlich in der Altersberatung wahrgenommen habe, hineingewachsen.
Seit dem Jahr 2008 bin ich als Referentin im Dekanat tätig gewesen. Hier war mein Hauptaufgabengebiet die Referententätigkeit für Dekanin Edda Weise und die Stellvertretende Dekanin Susanne Wildfeuer. Dazu gemeinsam mit der Dekanatssekretärin Karin Full das Projekt-, Veranstaltungs- und Sitzungsmanagement für ganz unterschiedliche Veranstaltungen und die Öffentlichkeitsarbeit für das Dekanat.
Darüber hinaus war ich mit einer Viertelstelle Dekanatsseniorenbeauftragte. Hier habe ich in Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung und dem Diakonischen Werk ehrenamtliche Altersberater ausgebildet und begleitet. Außerdem habe ich Kontakte zu den Mitarbeitenden in der Seniorenarbeit in den einzelnen Kirchengemeinden gepflegt und dort auch Gottesdienste und Vorträge gehalten.
Fritze: In der Fülle der Veranstaltungen, die wir gemeinsam vorbereitet haben, wird für mich immer der Unterfränkische Kirchentag auf dem Residenzplatz in besonderer Erinnerung bleiben. Es war für mich ohne Zweifel das größte Projekt, das wir gestemmt haben.
Aber auch die diversen Ausstellungen in der Kirche, besonders die Begleitausstellung zur Landesausstellung 2009 in St. Stephan wird mir immer in Erinnerung bleiben. Und nicht zuletzt auch das Jubiläumsjahr „1000 Jahre St. Stephan“ mit dem Festgottesdienst und der Ausstellung „Christus-Gestalten".
Höhepunkte sind für mich aber nicht nur ökumenische Veranstaltungen wie die „Nacht der offenen Kirchen“ gewesen, sondern auch alle Veranstaltungen in der Stadt. Zum Beispiel, als unser Dekanat seinen Beitrag zu „Würzburg ist bunt“ geleistet hat und wir mit allen gesellschaftlichen Gruppen Veranstaltungen gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung organisiert haben.
Aber es sind nicht nur die großen Veranstaltungen. Es hat mich fasziniert, dass unser Dekanat Würzburg in vielen Bereichen neue Wege gegangen ist. Zum Beispiel im Bereich der Seniorenarbeit. Die Ausbildung zum ehrenamtlichen Altersberater, die heute in vielen Gemeinden bayernweit stattfindet, wurde von der Erwachsenenbildung hier in Würzburg konzipiert. Ich war immer stolz darauf, Mitglied dieses Teams zu sein.
Fritze: Besonders werde ich die vielen Kontakte vermissen, die hier über die Jahre hinweg entstanden sind. Menschen, mit denen ich eng zusammen gearbeitet und mit denen ich auch Neues gewagt habe. Und nicht zuletzt auch die Menschen in den unterschiedlichen Kirchengemeinden, die ich bei Gottesdiensten und Vorträgen kennen gelernt habe. Ich habe so viele Lebensgeschichten kennen gelernt. Das ist ein unendlicher Schatz, den ich nicht missen möchte.
Fritze: In den nächsten Monaten werde ich mich hauptsächlich auf zwei Dinge konzentrieren: Auf meinen neuen Dienstauftrag in Rummelsberg, wo ich im Rahmen einer Projektstelle den Kollegen in der Abteilung Kommunikation für das Jubiläum „125 Jahre Rummelsberger Diakonie“ zuarbeiten werde.
Und dann werde ich mich besonders auf den Abschluss meines Studiums konzentrieren. Ich habe in den letzten eineinhalb Jahren berufsbegleitend Gerontologie in Heidelberg studiert und stehe nun vor den Abschlussprüfungen. Vor diesen Prüfungen steht eine Abschlussarbeit. Als Thema habe ich mir gewählt: „Der Angehörige in der geriatrischen Rehabilitation“. Ich habe gemerkt, dass viele Angehörige anlässlich der Erkrankung eines älteren Familienmitgliedes vor zentralen Fragen stehen. Mich interessiert: Was brauchen Menschen in dieser Situation, und wer unterstützt sie bei ihrer Entscheidungsfindung?
Fritze: Örtlich sicher hier in Würzburg. Meine Familie ist hier verwurzelt und mein Mann ist hier als Diakon in der Altenheimseelsorge tätig. Ich selbst möchte gern als Gerontologin arbeiten.
Am liebsten in der Beratung und Begleitung älterer Menschen und ihrer Angehörigen, aber auch in der Lehre, zum Beispiel als Dozentin an einer Fachschule für Altenpflege oder Krankenpflege das Fach „Gerontologie“ unterrichten und so junge Menschen für die Arbeit mit den älteren und alten Menschen begeistern.
Und ich würde möchte dazu beitragen, dass in allen gesellschaftlichen Bezügen Netzwerke für alte Menschen geknüpft werden. Hier steht aus meiner Sicht unsere Gesellschaft vor einer großen Herausforderung.
Wie und wo das sein kann, weiß ich noch nicht, aber vielleicht tun sich ja auch hier Türen auf, so wie damals, als ich Diakonin werden wollte.