Martin Hanns hat das Stück geschrieben. Den Text, die Songs, und Regie führt er auch.
„Wart amal“ ist die Geschichte einer Klofrau. Lustig, eigentlich. Aber weh tut er hier und da schon, der Monolog der einsamen Alten. Trotzdem: Was Martin Hanns anpackt, hat meistens mit dem komischen Fach zu tun.
Man sieht es ihm an. Ein fröhliches, freundliches Gesicht hat der 37-Jährige aus Würzburg.
Er selbst bezeichnet sich als Schauspieler, Geschichtenerzähler, Regisseur, Kabarettist, Musiker, Komponist und Sprecher.
In der Würzburger Kleinkunstszene hat der gebürtige Mittelfranke eigentlich schon überall die Finger drin gehabt.
Und auch mit Brigitte Obermeier arbeitet er nicht zum ersten Mal im Sommerhaus zusammen. In „Wart amal“ verkörpert sie die 85-jährige Klofrau Mathilde.
Die sich laut Anweisung ihrer immer unsichtbar bleibenden Chefin „schön hinsetzen“ und „schön warten“ soll. Sogar „schön Mittag essen“ darf sie gehen. Martin Hanns hat ein Rentner-Thema aufgegriffen, komisch, treffend, bitter.
Martin Hanns Künstler
Seine Texte, seine Lieder lassen einen erstmal lauthals lachen. Wenn Mathilde singt, sie lasse sich nicht wegspülen „wie a Stüggala Scheiße im Klo“ zum Beispiel. Martin Hanns bringt es sogar fertig, mit nur einem einzigen Wort eine ganze Generation zu etikettieren:
„Beige“ heißt das Wort, das fast ein Synonym ist für alte Leute. Und so heißt auch das Lied, das dieses öde, aufgezwungene Lebensgefühl beschreibt.
„Solche Geschichten muss man leider gar nicht so arg erfinden“, sagt Hanns. Als Zivildienstleistender hat er die vergebliche Suche einer alten Dame nach schönen Nachthemden miterlebt. „Was Poppiges“ wollte sie. Fand aber nur „beige“.
Martin Hanns mag ein Talent haben für solch zielgenaue Texte. Er hat aber auch das Handwerk gelernt. In Würzburg hat er Schulmusik für Gymnasium studiert, anschließend noch Theaterpädagogik an der Universität der Künste in Berlin. „Ich habe unglaubliche Vorteile durch die pädagogische Arbeit“, verrät Hanns.
Er weiß dadurch genau, was sich gut singen und gut einstudieren lässt. Seinen Liedern wird ein gewisser Ohrwurmcharakter nachgesagt.
Trotzdem ist für den Sohn eines Landwirtes und einer Lehrerin das Lehrerdasein doch nicht ganz das Wahre. Er findet es „schön, dieses Staatsexamen in der Tasche zu haben“. Aber „in der Kleinkunst ist mehr Flow“. Dort kniet er sich mit ganzem Engagement hinein. So sehr, dass er mehr und mehr davon leben kann. Und nicht nur Klofrauen beschäftigen ihn, sondern auch bunte Tiere.
Für das Stück „Das kleine Ich bin Ich“, das dieses Jahr bei den Kinderfestspielen Giebelstadt gezeigt wird, hat er die Lieder geschrieben.
Es sei die große Stärke dieser Festspiele, dass auch Erwachsene Freude an den Liedern hätten, sagt er. Seine Texte für sein junges Publikum seien deshalb auch nicht zu „kindertümelnd“. Und wie packt er so einen Auftrag an wie den für das kleine Ich?
Am Anfang kommt das Schwierige: „Zuerst schreibe ich die Texte“, erklärt der 37-Jährige. „Währenddessen klingt die Musik im Ohr schon mit.“ Hanns schätzt die Vorstellung, an einem feststehenden Projekt zu arbeiten. „Für die Schublade schreiben mag ich nicht.“
Muss er auch nicht. Martin Hanns kennt tausend Leute in der Kleinkunstszene rund um Würzburg. Im Sommerhaus kommt er kaum die Treppe hinunter. Jeder will ihn begrüßen. Sogar seine Eltern sind zu „Wart amal“ nach Sommerhausen gekommen.
Ihnen ist der vielseitige Künstler besonders dankbar. „Obwohl mein Lebensentwurf sehr riskant ist, haben sie mich immer unterstützt“, sagt er. „Das ist wirklich sagenhaft.“
Die Kinderfestspiele Giebelstadt beginnen am Samstag, 12. Juni mit dem Stück „Familie Feuerstuhl im Fußballfieber“. Außerdem wird ab Mittwoch, 16. Juni, „Michel in der Suppenschüssel“ gezeigt. „Das kleine Ich bin Ich“ hat am Samstag, 3. Juli, Premiere. Infos unter
www.kinderfestspiele-giebelstadt.de