
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat das 1925/26 unter tatkräftiger Beteiligung der Bevölkerung errichtete Gebäude als Nachtrag in die Liste der schützenswerten Baudenkmäler aufgenommen. Es sei, so die Begründung, ein wichtiges Zeugnis der kirchlichen Sozialfürsorge der Zwischenkriegszeit. Damit bedürfen bauliche Veränderungen an dem späthistoristischen Gebäude im Heimatstil zusätzlicher Absprachen mit dem Denkmalschutz und sie müssen denkmalpflegerische Gesichtspunkte berücksichtigen.
Die Gemeinde Rottendorf, deren Benehmen für diesen Schritt angefragt war, hat mit Beschluss des Gemeinderats der Aufnahme in die Liste keine Einwendungen entgegengebracht. Das Marienheim befindet sich zwar im Eigentum der örtlichen Kirchenverwaltung, die Gemeinden müssen jedoch aufgrund ihrer örtlichen Kenntnisse mit ihrer Stellungnahme gehört werden. Bürgermeister Roland Schmitt sprach im Rat von einem "besonderen, einem altehrwürdigen Gebäude". Er sehe keinen Grund, das Benehmen zu verweigern. Die Aufnahme in die Liste habe zur Folgen, dass die Kosten stiegen, im Gegenzug würden aber steuerliche Erleichterungen und staatliche Zuschüsse in Aussicht stehen.
Für die Kirchenverwaltung als Eigentümer erklärt auf Nachfrage Kirchenpfleger Michael Seufert, dass man die Tatsache, ein Baudenkmal zu besitzen, "so hinnehme, ohne sie beurteilen zu wollen". Die Liste der Baudenkmäler sei eine offene Liste und könne jederzeit erweitert werden. Auf das Gebäude wurde die bayerische Behörde durch ein Wertgutachten aufmerksam, das die Kirchenverwaltung beauftragt hatte und zu einer Anfrage bei der Behörde führte. Er geht ebenso wie Mario Hauck, der Sprecher der Gruppierung, die für den Erhalt streitet, davon aus, dass damit die Erhaltung des Marienheims zumindest als historisches Gebäude gesichert ist.
Auch bei der Frage nach der Zukunft sind sich beide einig, dass sie nun die Gemeinde "als erste Wahl" eines Verkäufers in der Pflicht sehen. Insofern ziehen beide derzeit am gleichen Strang. "Wir hatten genug Wallung im Ort, die Lage hat sich deutlich beruhigt", stellt der Kirchenpfleger fest. Wie Seufert bestätigt, ist das Wertgutachten inzwischen erstellt und dient als Gesprächsgrundlage in den kommenden Monaten. Die Kirchenverwaltung sieht sich mit der anstehenden Sanierung des Gebäudes überfordert. Mit Einnahmen von höchstens 10.000 Euro im Jahr lasse sich diese nicht stemmen.
Das Marienheim wird von mehreren Vereinen genutzt. Auch Bürger können es anmieten. Besonders die Bühne im großen Saal ist beliebt. Für die Vereine erklärt Mario Hauck, Vorsitzender der Theatergruppe, dass er zumindest auf den ersten Blick die Einstufung als Baudenkmal begrüßt. Den Freunden des Marienheims sei es gelungen, mit breiter Unterstützung der Bürger den "besonderen Wert des Marienheims für Rottendorf" herauszustellen. Der Verein hatte 2023 mit Aktionen – einem Spendenfest oder der Einbindung des Laufs der Generationen – mehrere Tausend Euro an Spenden gesammelt.
Damit konnte, so Hauck, die defekte Heizung repariert und so für einige weitere Jahre der Betrieb gesichert werden. Im Winter 2022/23 musste das Heim wegen der Kälte gesperrt bleiben. Hauck kann sich vorstellen, dass in Rottendorf möglich ist, was in Veitshöchheim einem ähnlich gelagerten Fall eines Kirchensaals gelang. Dort hat die Gemeinde für einen eher symbolischen Betrag das Gebäude übernommen und so für die Allgemeinheit gesichert. Auf Nachfrage hat sich Bürgermeister Roland Schmitt bewusst vorsichtig geäußert, ob das "Veitshöchheimer Modell" in Rottendorf denkbar ist. Es würden Gespräche geführt, bestätigt er. Es kommt demnach auf den Gemeinderat und seine Einschätzung an.
