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Rottendorf
Marienheim: Bleibt die wichtige Kulturstätte für immer geschlossen?
Dem katholischen Marienheim in Rottendorf droht die Schließung.
Foto: Christian Ammon | Dem katholischen Marienheim in Rottendorf droht die Schließung.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 08.10.2022 02:35 Uhr

Noch vor genau einem Jahr galten bei der jährlichen Bürgerversammlung in Rottendorf strenge Regeln mit Abstand, Maske und Desinfektion. Bei der jüngsten Versammlung ergab sich das aus den früheren Jahren vertraute Bild. Dennoch sind die Vorzeichen andere. "Viele glaubten, schlimmer könne es nicht mehr kommen", so Bürgermeister Klaus Friedrich bei seinem Grußwort. Dann kam der Ukraine-Krieg samt Inflation.

Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger am Gemeindeleben ist groß: Mit deutlich über 100 Besuchern war die Teilnahme in der derzeit noch unbeheizte Erasmus-Neustetter-Halle groß.

Corona habe "vieles zerschlagen", stellte Bürgermeister Roland Schmitt fest: "Wir dürfen hier nichts abreißen lassen". Er betonte mehrfach die Bedeutung des Zusammenhaltens in der Gemeinde. Aus seinem Bericht ergab sich, dass zumindest die großen Einrichtungen wieder regulär arbeiten können: Ob bei der Feuerwehr, in der Musikschule, dem Jugendzentrum oder den vielfältigen Tätigkeiten der Agenda 21-Arbeitskreise, das gesellschaftliche Leben ist wieder durchgestartet. Selbst das Partnerschaftskomitee konnte wieder eine Besuch in die Normandie unternehmen. Mit dem Familienstützpunkt im Haus der Generationen ist sogar ein weiterer Anlaufpunkt hinzugekommen.

Ob das Marienheim im Frühjahr wieder aufmacht, ist ungewiss

Dennoch steht eine Institution im Gemeindeleben auf der Kippe. Ab Mitte Oktober bleibt das Marienheim der katholischen Kirche geschlossen. Ob das markante Gebäude nahe der Ortsmitte im Frühjahr wieder aufmacht, ist zumindest nach Ansicht der dort untergebrachten Gruppe und Vereine ungewiss. Es ist zum Teil sanierungsbedürftig, die Heizanlage ist kaputt. "Das Marienheim dürfte nur zu halten sein, wenn sich die Gemeinde einbringt", stellte Mario Hauck von der Theatergruppe im zweiten Teil der Veranstaltung fest, der komplett den Bürgeranliegen vorbehalten war. Die Gemeinde dürfe nicht so lange warten, bis der Eigentümer, die Kirchenverwaltung St. Vitus, eine Entscheidung trifft. "Ein Marienheim ist mindestens genauso erhaltenswert wie ein Bahnhof", betonte er.

Bürgermeister Roland Schmitt verwies darauf, dass die politische Gemeinde nur begrenzte Möglichkeiten der Einflussnahme habe. Die Kirchenverwaltung sehe sich nicht in der Lage, das Gebäude den Winter über weiter zu betreiben. Es gebe jedoch die Zusage, dass es nach der Heizperiode weitergeht. Die weitere Zukunft sei noch nicht klar. Der Theatergruppe bot er als Ausweichmöglichkeit die Schule am Rothof an.

Alle Bürgeranfragen müssen innerhalb von drei Monaten im Gemeinderat behandelt werden. Dies ist in der Gemeindeordnung so geregelt. Der große Beifall im Publikum deutet darauf hin, dass es vielen Rottendorfer ein Anliegen ist, das Marienheim der Öffentlichkeit zu erhalten.

Dunkle Wolken über dem Haushalt: Die Zeiten sprudelnder Gewerbesteuer-Einnahmen sind vorbei

Der Haushalt der Gemeinde zeigt sich im laufenden Jahr immerhin stabil. Dennoch sind unübersehbar dunkle Wolken aufgezogen. Mit der Ankündigung von Edeka, die Fleischverarbeitung in Rottendorf einzustellen, und der Dauerkrise von s.Oliver dürften die Zeiten sprudelnder Gewerbesteuer-Einnahmen vorbei sein. Immerhin wächst das Gewerbegebiet: Die Tankstelle hat ihren Betrieb aufgenommen, der 112 Feuerwehr-Store steht kurz der Eröffnung und daneben ist der Rohbau der Frankonia Jagd weitgehend beendet. Die Gemeinde ist seit 2015 schuldenfrei und verfügt über 21 Millionen Euro Rücklagen.

Unter den Bauvorhaben hob der Bürgermeister die Sanierung des lang gestreckten Vorderen Talwegs hervor. Da es keine Anliegerbeiträge mehr gibt, muss die Gemeinde für die Kosten aufkommen. Auch die Erweiterung des Kindergartens Am Bremig steht an. Stillstand herrscht noch immer im Baugebiet Am Sand West. Im Juli hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Bebauungsplan für unwirksam erklärt. Die Gemeinde muss nun in einem ergänzenden Verfahren nochmals die Artenschutzprüfung durchführen. "Wir arbeiten daran", versprach Schmitt. In Planung ist ein weiterer 20 Hektar großer Solarpark an der Autobahn. Zudem gibt es Überlegungen, östlich des Wäldchens Spreth Windräder zu errichten.

Kinderhaus am Grasholz ist trotz Lieferengpässen fertig

Groß ist der Erleichterung darüber, dass es trotz Lieferengpässen gelungen ist, das Großvorhaben des Neubaus des Kinderhauses am Grasholz zu beenden. Der vom Johannesverein getragene neue Kindergarten konnte wie geplant zum 1. September samt einer Großküche in Betrieb gehen. Insgesamt sieben Millionen Euro hat der Neubau gekostet, bei einem staatlichen Zuschuss von 1,7 Millionen Euro. Der Umbau des Bahnhofsgebäudes für 4,5 Millionen Euro zum "Begegnungsbahnhof" dürfte sich leicht bis zum Frühjahr verzögern.

Die Möglichkeiten der Gemeinde, auf die Energiekrise zu reagieren, sind beschränkt: Die Bodenstrahler in den Kreiseln, im Friedhof, der Kirche oder am Kriegerdenkmal bleiben aus. Die Straßenleuchten sind komplett auf sparsame LED-Leuchtmittel umgerüstet und werden ohnehin nachts bereits herunterreguliert. Die Verkehrssicherungspflicht steht hier weiteren Einsparungen gegenüber. Im Rathaus und den öffentlichen Gebäuden bleiben die Heizungen in den Fluren aus, in den Büros wird die Temperatur auf 19 Grad abgesenkt. Das Schwimmbad bleibt in Betrieb. Es wird dringend für Schwimmkurse benötigt. In den vergangenen zwei Corona-Jahren konnten diese kaum stattfinden.

Dem katholischen Marienheim droht die Schließung.
Foto: Christian Ammon | Dem katholischen Marienheim droht die Schließung.
 
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