Die Kräuterweihe am Fest "Maria Himmelfahrt" ist ein uralter Brauch, der auch heute in den Dörfern noch gepflegt wird. Die Würzbüschel, die einst Pflanzen enthielten, die teilweise schon ausgestorben sind und die im Anschluss an den Gottesdienst den kirchlichen Segen bekommen, hatten in früherer Zeit einen besonderen Stellenwert bei der ländlichen Bevölkerung.
Neben der Verehrung Marias, die auf Bildern oft mit Blumen und Pflanzen in Verbindung gebracht wird, kam einst den Kräutern eine besondere Bedeutung bei der Behandlung von Krankheiten zu. Zu dem überlieferten Wissen um die Heilkraft von Pflanzen wie Johanniskraut, Ringelblume, Wiesenknopf (Blutstropfen), Schafgarbe, Baldrian, Klee, Kamille, Salbei, Beifuß, Augentrost, Thymian, Mädesüß, Labkraut, Rainfarn oder Augentrost und der Königskerze war es die tiefe Frömmigkeit, die den geweihten Kräutern einen göttlichen Schutz und Segen zusprach.
Schutz vor Blitzschlag oder Krankheiten
So gehörte es zum selbstverständlichen Brauch, Kräuterbüschel auf dem Dachboden aufzuhängen, um das Haus vor Blitzschlag zu schützen. Bekannt war auch zum Ausräuchern der Ställe die getrockneten Kräuter zu verwenden, damit die Tiere vor Krankheiten bewahrt würden. Oder dem ersten Trank eines neu geborenen Kälbchens Teile aus dem Würzbüschel beizumengen, um ein gesundes Wachstum zu erreichen.
Die bereits aus dem 10. Jahrhundert bekannte Kräuterweihe trieb auch im Aberglauben ihre buntesten Blüten. So wurde in der alten Zeit zur Vertreibung von Hexen Wermut ebenso bevorzugt verwendet wie das Tausendgüldenkraut.
Wenn auch die Kräuter heute kaum noch als Hausapotheke Verwendung finden, ist so ein bunter Kräuter-, Pflanzen-und Blumenstrauß, wie ihn die kleinen Gelchsheimerinnen Anna und Sophia in den Armen halten, nicht nur ein dekorativer Zimmerschmuck, sondern setzt eine Tradition fort, die seit jeher in den Dörfern gepflegt wird.