
Es ist bunt auf dem Tisch vor dem Sozialkaufhaus "Brauchbar" im Würzburger Stadtteil Grombühl: Thomas Schmidt, Jessica Egert und Astrid Eckmann von Wue-Care stehen vor vielen farbenfrohen Beuteln, die aus gespendetem Stoff von ehrenamtlichen Näherinnen gefertigt worden sind. In jedem Beutel stecken Schulmaterialien im Wert von etwa 35 Euro. "Es ist alles drin, was man für den Schulstart braucht: Mäppchen, Füller, Trinkflasche, Brotdosen, Lineale, Klebstoff und Radiergummi", sagt Thomas Schmidt.
Schmidt ist einer von sieben Männern und Frauen aus Würzburg und Umgebung, die den Verein in der Anfangszeit der Corona-Pandemie gegründet haben, als wegen Lockdown und Kurzarbeit "alle zuhause saßen und sich gelangweilt haben. Wir wollten etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tun und haben mit Nachbarschaftshilfe angefangen", erzählt Thomas Schmidt.
Der Verein entstand während der Corona-Pandemie aus einer Facebook-Gruppe
Kennengelernt hat sich die kleine Gruppe durch die Facebook-Gruppe "Corona-Hilfe für Würzburg und Umgebung", in der zum Beispiel Einkäufe für ältere Menschen organisiert wurden. Die erste gemeinsame Aktion war die Beschaffung von Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel für Würzburger Seniorenheime, darunter das von Corona besonders betroffene Ehehaltenhaus.

"Das hat uns Spaß gemacht, deswegen haben wir überlegt, was wir sonst noch tun können", erinnert sich Schmidt. Weil bürgerschaftliches und soziales Engagement wegen der bürokratischen Hürden im Verein besser funktioniere, habe man den Wue-Care e.V. gegründet. Ein Steuerberater, ein Rechtsanwalt und ein Notar halfen dabei kostenlos: "Wir haben sehr viel selbstlose Initiative von Menschen erfahren, von denen wir das nicht erwartet hätten."
Über hundert Menschen nähen Alltagsmasken in der Pandemie
Wenige Monate später hatten mehr als hundert ehrenamtlich engagierte Menschen 12.000 Alltagsmasken genäht, die der junge Verein an Schulen, Seniorenheime und andere Einrichtungen verteilte. Für dieses Engagement wurde Wue-Care bereits ein Jahr nach der Gründung mit dem Bürgersozialpreis der Stadt Würzburg ausgezeichnet.
Dann kam die FFP2-Maskenpflicht, und der Verein suchte sich neue Betätigungsfelder. "Viele ältere Menschen saßen zuhause an ihren Nähmaschinen, wir wollten die Stoffspenden nutzen und damit weiter Gutes tun", sagt Thomas Schmidt. Daraus entwickelte sich das neue Projekt des Vereins.

Seit 2021 entstehen aus den gesammelten Stoffspenden Schulbeutel für Grundschülerinnen und Grundschüler aus einkommensschwachen Familien. Knapp 860 davon wurden seit 2021 ausgegeben, das entspricht einem Gegenwert von etwa 30.000 Euro. "Als kleiner Verein haben wir den Freiraum, neue Ideen einfach umzusetzen", sagt Thomas Schmidt.
Zu den Aktionen der vergangenen drei Jahre gehören auch Futtermittelspenden für die Tiertafel, Lebensmittel für die Bahnhofsmission oder die Unterstützung geflüchteter Menschen. "Besonders stolz sind wir darauf, dass bei uns wirklich jeder einzelne gespendete Euro in die Projekte gesteckt wird", sagt Schmidt.
Das neueste Projekt feierte im vergangenen Dezember Premiere: Der "Senioren-Wunschbaum" schaffte es in der Vorweihnachtszeit, die Wünsche von mehr als siebzig alleinstehenden Bewohnerinnen und Bewohnern ausgewählter Würzburger Senioreneinrichtungen zu erfüllen. "Wir haben die Wünsche vorher gezielt abgefragt und dann auf Wunschkärtchen an den großen Weihnachtsbaum vor dem Dom gehängt. Von einer Tafel Schokolade bis zu einem Besuch im Tierpark war alles dabei", berichtet Wue-Care-Vorstandsmitglied Jessica Egert.

Innerhalb kürzester Zeit hatten Passantinnen und Passanten beim vorweihnachtlichen Einkaufsbummel sämtliche Kärtchen mitgenommen, fast alle Wünsche konnten erfüllt werden. "Von dieser hohen Spendenbereitschaft waren wir wahnsinnig überrascht, der Wunschbaum wird sicher ein festes Projekt bleiben. Es macht einfach Spaß, seine Zeit sinnvoll zu verbringen und vom eigenen Wohlstand etwas abgeben zu können", sagt Egert. In diesem Jahr ist die Wunschbaum-Aktion übrigens für den 2. und 9. Dezember geplant, und schon jetzt sind beim Wue-Care e.V. mehr als 300 Weihnachtswünsche eingegangen.