zurück
Würzburg
Mahnmal: Wo Würzburgs neue Stolpersteine liegen
Mit seinen Stolpersteinen will Künstler Gunter Demnig an die grausamen Taten der Nazis erinnern.  In Würzburg kamen am Freitag 16 neue dazu - und erinnern an Schicksale.
Einen von 16 neuen Stolpersteinen verlegte Künstler Gunter Demnig im Winterleitenweg 24g. Hier lebte Margarete Hülle bevor sie 1942 von den Nazis verschleppt wurde.
Foto: Thomas Obermeier | Einen von 16 neuen Stolpersteinen verlegte Künstler Gunter Demnig im Winterleitenweg 24g. Hier lebte Margarete Hülle bevor sie 1942 von den Nazis verschleppt wurde.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 24.07.2020 02:10 Uhr

Es herrscht eine andächtige Stimmung im Winterleitenweg. Vor dem Haus mit der Nummer 24g hat sich eine kleine Gruppe versammelt. Etwas abseits kniet Gunter Demnig auf dem Bürgersteig und arbeitet routiniert mit Hammer und Kelle. Der Künstler verlegt dort einen der neuen Stolpersteine.

Mit den Steinen will Demnig aufmerksam machen auf die Verbrechen der Nationalsozialisten und besonders auf deren Mordopfer. Über 75 000 Steine habe der Künstler europaweit bereits verlegt, 583 seien es bisher in Würzburg gewesen, sagt Benita Stolz, die Koordinatorin des Würzburger Arbeitskreises Stolpersteine. Am Freitag kamen 16 neue dazu – unter anderem auch in der Domstraße, der Kaiserstraße und der Eichhornstraße.

Baustein der Erinnerungsarbeit

Die Stolpersteine seien ein zentraler Baustein der Erinnerungsarbeit der Stadt, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Verlegung: "Ereignisse wie die Anschläge in Halle und Hanau zeigen, dass Rassismus immer noch ein Problem ist, dem wir entgegentreten müssen."

Andächtige Stimmung im Winterleitenweg: Fünf Schüler der Leopold-Sonnemann-Realschule aus Höchberg erzählten bei der Stolperstein-Verlegung vom dramatischen Schicksal von Margarete Hülle.
Foto: Thomas Obermeier | Andächtige Stimmung im Winterleitenweg: Fünf Schüler der Leopold-Sonnemann-Realschule aus Höchberg erzählten bei der Stolperstein-Verlegung vom dramatischen Schicksal von Margarete Hülle.

Die Steine verlegt Demnig in der Regel dort, wo die Menschen vor ihrem gewaltsamen Tod zuletzt gewohnt haben. Im Winterleitenweg 24g ist es das Schicksal von Margarete Hülle, an das künftig eine kleine, in den Boden eingelassene Messingtafel erinnern wird. Bei der Verlegung berichteten Schüler der Leopold-Sonnemann-Realschule aus Höchberg von Hülles Leben.

Dramatisches Schicksal

Geboren ist Margarete Hülle 1877 in Breslau als Tochter jüdischer Eltern. Sie lebte unter anderem in England und Berlin, bevor sie 1928 den Bibliotheksdirektor Hermann Hülle heiratete. Sie nahm dessen Konfession an und trat der evangelischen Kirche bei. Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie 1935 in den Winterleitenweg in Würzburg. Von da an geriet sie immer wieder ins Visier der Nazis. Auch ihre Nachbarn schwärzten Margarete Hülle an und trugen dazu bei, dass die 65-Jährige im September 1942 nach Theresienstadt verschleppt wurde. Dort starb sie ein halbes Jahr später in Folge der unsäglichen Lebensbedingungen.

"Was unter den Nazis passiert ist, ist keine Kleinigkeit", betonte die Neuntklässlerin Cara Schmück. Sie und ihre Mitschüler forderten dazu auf, die Gewalttaten in Erinnerung zu behalten und sich auch heute gegen die Diskriminierung von Minderheiten einzusetzen. "Wir wollen Rassismus keine Chance geben und unvoreingenommen aufeinander zugehen." Das sollen auch die neuen Stolpersteine ab sofort allen Passanten in Erinnerung rufen.

Mahnmal: Wo Würzburgs neue Stolpersteine liegen
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Höchberg
Anna-Lena Behnke
Anschläge
Benita Stolz
Christian Schuchardt
Diskriminierung
Evangelische Kirche
Gewalt
Gewaltdelikte und Gewalttaten
Grausamkeit
Gunter Demnig
Konfessionen
Minderheitendiskriminierung
Mordopfer
Rassismus
Verbrechen und Kriminalität
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • info@softrie.de
    Fakt ist, dass der Künstler sich mit den Mahnmalen eine goldene Nase verdient. Man könnte es wie die Stadt München lösen und Hinweisschilder an den Gebäuden anbringen. Das wäre nicht so teuer, da die Stadt das im Eigenbetrieb vornehmen könnte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • peterlesbub
    Na, dann übernehmen Sie halt mal die Geschäftsidee, Sie werden sehen, dass man sich keine goldene Nase verdient.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    @max2010

    Erstens glaube ich nicht, daß Sie ihre Behauptung belegen können und zweitens sieht der Gunter Demnig nicht so aus, als würde er viel Geld verdienen und deshalb mit über Sechzig noch auf Knien herumrutschend (das tut übrigens ganz schön weh, Katholiken wissen das) den Menschen gedenken, an die zu Lebzeiten zu wenige gedacht haben...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p.woetzel@mail.de
    Wenn sie unter einem „durchschnittlichen Festgehalt“, das von einer Stiftung bezahlt wird, einen Verdienst in Höhe „goldene Nase“ verstehen ... 120 Euro kostet übrigens ein Stolperstein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten