Die Stelle an den Hängen des Taubertals mit Blick auf Röttingen soll zum magischen Ort des Frankenweins werden. Von einer Aussichtsplattform, eingefasst in eine 16 Meter hohe geometrische Figur, sollen sich Spaziergänger vom Blick auf die Flusslandschaft verzaubern lassen.
Seine konzeptionellen Gedanken und erste Entwürfe stellte der Reichenberger Designer Michael Ehlers gemeinsam mit dem geistigen Vater des Projekts, Hermann Kolesch, nun dem Röttinger Stadtrat vor. Das Objekt könnte Teil einer einzigartigen Reihe magischer Orte werden, die derzeit im gesamten fränkischen Weinland entstehen.
Kolesch, damals noch staatlicher Weinbauberater und inzwischen Chef der Veitshöchheimer Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, hatte die Idee zu dem ehrgeizigen Vorhaben. An exponierten Stellen in den fränkischen Weinbergen sollten die magischen Orte entstehen. Jeder für sich, aber auch in ihrer Gesamtheit ein touristischer Anziehungspunkt und ein Alleinstellungsmerkmal, an der sich Weinbau mit Kunst und Naturgenuss als Kennzeichen des fränkischen Terroirs verbinden. „Terroir f“ heißt deshalb der Arbeitstitel für das Projekt, das mit einem staatlichen Zuschuss von 50 Prozent der Nettokosten gefördert wird.
Auch in Röttingen war die Idee auf fruchtbaren Boden gefallen. An Michael Ehlers ging der Auftrag, sich über die Gestaltung Gedanken zu machen.
Für seine nur scheinbar nüchtern-technische Konstruktion nahm sich der Designer die Natur zum Vorbild. Grundelement ist das Pentagramm, der fünfzackige Stern, der Form der unscheinbaren Weinblüte nachempfunden. Zwölf solcher Pentagramme, in deren Längenverhältnissen sich der „Goldene Schnitt“ ausdrückt, hat er zu einem geometrischen Körper angeordnet. Der entstehende Dodekaeder oder Zwölfflächner zählt zu den geometrischen Grundfiguren der antiken Geometrie.
Inmitten der filigranen Streben hat Ehlers in sechs Metern Höhe eine Aussichtsplattform eingeplant, die über eine Wendeltreppe zu erreichen ist. Sie soll zur Rast einladen und nimmt, als Sonnenuhr konzipiert, auf eine weitere Besonderheit Röttingens als „Stadt der Sonnenuhren“ Bezug. Ein zentraler Tisch übernimmt die Funktion des Ziffernblatts.
Der Stadtrat war angetan von der Idee. Lediglich zur Materialwahl hatten einige Stadträte Zweifel. Die vorgeschlagenen Balken aus Lärchenholz könnten schon nach wenigen Jahren durch die Witterung Schaden nehmen. Dauerhafteres Eichenholz oder gar Stahl würden allerdings die Kosten nach oben treiben. Außerdem, so Bürgermeister Martin Umscheid, hat die Naturschutzbehörde schon Bedenken gegen eine Stahlkonstruktion angemeldet. Mitten im Naturschutzgebiet „Taubertal“ hält man dort Holz als den geeigneteren Werkstoff.
Designer Michael Ehlers hat sich über die Langlebigkeit des Objekt bereits Gedanken gemacht. So seien Grundzüge des konstruktiven Holzschutzes berücksichtigt worden, sagt er. Außerdem könne man durch die vorgeschlagene Verbindungstechnik ohne Probleme einzelne schadhafte Balken auswechseln.
Springender Punkt bleibt der Preis. Nach einer ersten Schätzung betragen die Gesamtkosten rund 310 000 Euro. 180 000 müsste die Stadt Röttingen als Eigenanteil aufbringen. Der Rahmen, den sich der Röttinger Stadtrat gesetzt hat, liegt bei 100 000 Euro. Bürgermeister Martin Umscheid macht die Verwirklichung deshalb davon abhängig, ob Sponsoren für das Projekt gefunden werden können. Umscheid will deshalb auf Betteltour zu den örtlichen Firmen gehen.
Den Röttinger Winzern und Gastbetrieben soll das Konzept in gesonderten Veranstaltungen vorgestellt werden, um auch dort Verbündete zu finden. Schließlich soll vor allem der Tourismus von der neuen Attraktion profitieren.
Am wichtigsten aber sei, dass die Röttinger Bürger die futuristische Landmarke über dem Tauberstädtchen akzeptieren können, gab Stadtrat Albrecht Haag zu bedenken. Das sieht auch Bürgermeister Martin Umscheid so.
„Die Idee ist außergewöhnlich und interessant und gibt uns die Chance überregional stärker wahrgenommen zu werden“, sagt er, schränkt aber ein: „So etwas ist keine originäre Aufgabe der Stadt, und wir geben kein Geld für etwas aus, was den Röttingern nicht gefällt.“