„Programmieren kann man sich etwas wie Lego bauen vorstellen“, sagt Isabel John den 13 Mädchen in ihrem Kurs, „man sucht nach den passenden Bausteinen und fügt sie zu einem großen Ganzen zusammen.“ Die Mädchen passen auf und hören der Professorin für Software Engineering an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) in Würzburg gespannt zu. Die Informatikerin ist Teil des Dozententeams der naturwissenschaftlich-technischen Schnuppertage für Mädchen. Dabei hatten 60 Schülerinnen von der achten bis zur zwölften Jahrgangsstufe die Möglichkeit, in ihren Herbstferien zwei Tage lang in spannende Themen rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik hineinzuschnuppern.
Ziel der Aktion war es, Vorurteile und Ängste gegenüber Technik und Naturwissenschaften – einer vermeintlich klassischen „Männerdomäne“ – abzubauen und das mögliche Berufswahlspektrum für Mädchen in diese Richtung zu erweitern, um insbesondere den Anteil von Frauen in diesen Studiengängen zu erhöhen. „Wir möchten in den Tagen Mut machen, Dinge in die Hand zu nehmen, die vielleicht auch eher die Männer dominieren. Die Mädchen sollen sich nicht sagen lassen, dass sie etwas nicht können oder dass das nur etwas für Jungs ist“, sagt Christina Völkl-Wolf, Professorin für E-Commerce und seit dem ersten Oktober Frauenbeauftragte der FHWS.
NAO – der menschliche Roboter
Im Rahmen von verschiedenen Workshops hatten die Mädchen die Möglichkeit, in technische Gebiete einzutauchen. So lernten sie beispielsweise NAO kennen – einen menschlichen Roboter, der auf Aufforderung der Schülerinnen Befehle ausführt. Er tanzte zu Michael Jacksons „Thriller“, legte Push-Ups hin, oder machte Tai-Chi-Übungen. Gleichzeitig erfuhren die Mädchen etwas über die Programmiersprache „Python“.
In einem weiteren Workshop hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ihren eigenen Blog zu erstellen. Zum Thema ihrer Wahl lernten sie, wie man Texte postet oder Bilder hochlädt. Und das Beste: Auch nach dem Workshop haben die Mädchen noch Zugriff auf ihren eigenen Blog, um von Zuhause aus weiter daran arbeiten zu können. Und wer weiß, vielleicht bilden sich hier schon die Influencer, also Menschen, die vom Bloggen leben können, von morgen?
Persönlichen Stiftehalter basteln
Am zweiten Tag ging es dann zu Workshops bei Würzburger Unternehmen und Kooperationspartnern der Aktion. Beim Automobilzulieferer Brose lernten die Mädchen beispielsweise die Ausbildungsberufe Technische Produktdesignerin und Maschinen- und Anlagenführerin kennen, indem sie einzelne Metallkomponenten zu einem persönlichen Stiftehalter zusammenbauen konnten.
Bei der IT-Firma SALT Solutions AG wurde den Mädchen gezeigt, wie eine Software entsteht, wie sie ihr eigenes Programm schreiben und was sie damit bewirken können. Schülerinnen, die sich für den Workshop bei der IT-Firma rockenstein AG entschieden haben, durften das Innenleben eines Computers erforschen und eine Zeitreise durch die Geschichte des Internets machen. Weitere Workshops gab es außerdem noch beim Softwareentwickler Noxum GmbH, dem Zentrum für angewandte Energietechnik und dem Didaktikzentrum MIND-Center.
Mitorganisator und Sponsor, Stadt Würzburg
„Schnuppertage sind so wichtig, weil Mädchen und junge Frauen immer noch in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) unterrepräsentiert sind. In den letzten Jahren gab es zwar einen kleinen Aufschwung, bei dem 20 Prozent der Studierenden weiblich sind, jedoch sind 20 Prozent keine 40 oder 50“, sagt Würzburgs Dritte Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake im Namen der Stadt, welche Mitorganisator und Sponsor der Aktion ist. „Ich würde mich freuen, wenn durch solche Tage viel mehr Mädchen und Frauen sagen 'jawohl, das hat mich interessiert, da kann ich meine Fähigkeiten einsetzen und ich hab den Willen dazu'.“