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Würzburg
Machtmissbrauch in der Musikbranche: Vorwürfe gegen Fotografen erschüttern Musikszene
Schwere Vorwürfe gegen einen Fotografen aus Würzburg werfen ein Schlaglicht auf Machtstrukturen in der Musikbranche. Eine bekannte Band hat Konsequenzen gezogen.
Ein Fotograf, der ursprünglich aus Würzburg stammt, steht derzeit im Zentrum von Vorwürfen des Machtmissbrauchs. 
Foto: Illustration: Ivana Biscan | Ein Fotograf, der ursprünglich aus Würzburg stammt, steht derzeit im Zentrum von Vorwürfen des Machtmissbrauchs. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 29.11.2024 02:37 Uhr

Er hatte zahlreiche namhafte Bands und Künstler vor der Kamera, darunter Giant Rooks, Silbermond, Jeremias oder OK Kid – doch in den vergangenen Wochen wurden schwere Vorwürfe gegen einen Fotografen bekannt. Der Mann, der ursprünglich aus Würzburg kommt und hier auch in der Kulturszene verwurzelt war, wird des Machtmissbrauchs, unangemessenen Verhaltens und der Ausnutzung seiner Position beschuldigt.

Sowohl die bekannte Band Jeremias, für die er lange Zeit als Foto- und Videograf tätig war, als auch eine Gruppe von Betroffenen haben sich inzwischen öffentlich in Statements zu den Anschuldigungen geäußert. Der Fotograf jedoch nicht – auch auf eine schriftliche Anfrage dieser Redaktion antwortete er nicht.

Zu Missständen in der Musikbranche sollte nicht geschwiegen werden

Auf einer eigens eingerichteten Instagram-Seite erklärt eine Gruppe von Betroffenen, warum sie an die Öffentlichkeit gehen: "Weil wir der Meinung sind, dass man zu Missständen in der Musikbranche nicht schweigen darf." Es sei wichtig, Probleme an der Wurzel zu bekämpfen und füreinander einzustehen.

Demnach wandten sich die Betroffenen im August an das Label der Hannoveraner Band Jeremias. Sie beschuldigen den Fotografen, seine berufliche Stellung ausgenutzt zu haben, um persönliche Grenzen zu überschreiten. Die Vorwürfe reichen von falschen Versprechen von Jobchancen bis hin zu grenzüberschreitendem Verhalten. Einige Betroffene berichten von sexistischen und Macht missbrauchenden Strukturen.

Wie viele mögliche Opfer es genau gibt, bleibt unklar. Die Betroffenen betonen jedoch auf Anfrage der Redaktion, dass sie sich in einer "hochemotionalen Situation" befinden und großen Wert auf Anonymität legen. Ihr Fokus liege darauf, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sie ihre Erfahrungen sicher teilen können.

Machtgefälle seien durch Fotografen ausgenutzt worden

In dem ausführlichen Statement schildern die Betroffenen, wie der Fotograf seine Machtposition ausgenutzt haben soll. Viele von ihnen seien persönlich oder über soziale Medien kontaktiert worden. Dabei seien Jobchancen, emotionale Nähe oder der Kontakt zu ihren Lieblingsbands in Aussicht gestellt worden. Fast alle Betroffenen seien auf Gästelisten gesetzt, einige sogar in Backstage-Bereiche eingeladen worden. Innerhalb dieses Machtgefälles sei es auch zu einvernehmlichen Intimitäten gekommen. Die einzelnen Geschichten würden sehr individuelle Komponenten haben, aber "was uns vereint, ist der Schmerz, den sie hinterlassen haben."

Band Jeremias hat Zusammenarbeit beendet

Die Vorwürfe wurden einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, da der Fotograf eng mit der Band Jeremias zusammenarbeitete. Nachdem die Band kürzlich ein Musikvideo veröffentlichte, in dem der Fotograf in den Credits genannt wurde, hagelte es Kritik. 

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Auf ihrem Instagram-Kanal äußerte sich die Band zu den Vorwürfen, die demnach "Manipulation, Ausnutzen von Safe Spaces und Gaslighting" umfassen. Sie stellt klar, dass sie ein solches Verhalten nicht toleriere und aufs Schärfste verurteile. Sie beendete die Zusammenarbeit "mit sofortiger Wirkung" und nahm das Musikvideo offline.

Fotograf habe sich bei den Betroffenen entschuldigt

Die Vorwürfe haben in der Musik- und Kreativszene hohe Wellen geschlagen. Zahlreiche Künstlerinnen, Künstler und Branchenvertreter äußerten ihre Solidarität mit den Betroffenen und forderten mehr Offenheit im Umgang mit solchen Themen. Es brauche grundlegende Veränderungen, um Machtmissbrauch in der Branche vorzubeugen.

Der Fotograf war für diese Redaktion nicht zu erreichen. Im Statement der Band heißt es jedoch, dass er sich bei den betroffenen Personen entschuldigt und mit externer Hilfe erkannt habe, "wie und warum er die Strukturen und Privilegien zu einem Vorteil auf Kosten der betroffenen Personen ausgenutzt hat." In der laufenden Aufarbeitung sei eine Vereinbarung "mit konkreten Verhaltensregeln für verantwortungsvolles Handeln des Fotografen in seinem Arbeitsbereich und der Branche" entstanden.

Anlaufstellen für Betroffene

  • Die Betroffenen haben eine E-Mail-Adresse eingerichtet: hoert.betroffene@gmail.com
  • Fachberatungsstelle Wildwasser in Würzburg: Tel.: (0931) 13287; E-Mail: info@wildwasserwuerzburg.de
  • Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung & Gewalt e.V.: themis-vertrauensstelle.de
  • Hilfetelefon Gewalt an Frauen: Tel.: 0800 0116 016
  • Hilfetelefon Gewalt an Männern: Tel.: 0800 123 99 00
  • Hilfetelefon sexueller Missbrauch: Tel.: 0800 22 55 530
Quelle: ssc
 
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Kommentare
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  • Lutz Saubert
    Worin soll der Missbrauch gelegen haben. Im Artikel klingt alles nebulös und indirekt.
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  • Klaus B. Fiederling
    wo bleiben hier die Schreier gegen Mßbrauch?
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