
Die Pleichachtalhalle in Versbach wurde zum Schauplatz feiner bayerischer Kabarettkunst. Luise Kinseher, vielen bekannt als "Mama Bavaria", gastierte auf Einladung des Sportbunds Versbach mit ihrem Programm "Wände streichen, Segel setzen". Luise Kinseher kam aber zunächst nicht, stattdessen "Frau Frese", eine distinguierte Dame gesetzten Alters, die auf dem Kreuzschiff "Aida" die Vorzüge des Reichtums lobte. Sie verließ die Bühne, das Publikum war ratlos.
In ihrer zweiten Rolle trat Luise Kinseher dann wirklich als Luise Kinseher auf, und ab da begann eine wilde Jagd durch die Abgründe einer satten, unzufriedenen Menschheit. Kinseher ließ nichts aus, mit schnellen Wesensveränderungen thematisierte sie eine Welt, die an Alice im Münchener Wunderland erinnerte, alles hing mit allem zusammen. Schwarze Löcher genauso wie Bandwürmer trugen zur Beschreibung der Jetztzeit bei, die sie um ein Loch im Boden ihres Wohnzimmers aufspannte und durch alles schimmerte eine Traurigkeit um den Verlust einer vergangenen Zeit.
Auch die vielen Darstellungsebenen waren sehr erfreulich. Kinseher brillierte mit der Arie der Königin der Nacht, ihr Tourbegleiter und Techniker Simon Ernst war Mövengeschrei-Soundgeber und Sparringspartner in Kinsehers Darstellung ignoranten Umgangs mit Angestellten.
Kinseher begeisterte durch eine Lust an der Schauspielerei, die ihre Botschaften sehr subtil transportierte. Nach der Arie mimte sie einen Stimmverlust, Simon "half" mit seinem Gesang "Dont let the sun go down on me" von Elton John. Tracy Chapman umrahmte vom Band mit "Talking about a revolution": 'Cause finally the tables are starting to turn'. Im Nachthemd und mit kindisch trunkener Stimme zu resümieren: "Wenn die Ampel schwarz wird, gilt rechts vor links", das war ganz großes Kino. Langer Applaus und Standing Ovations.
Jetzt fiebern die Versbacher Organisatoren schon dem Auftritt von Wolfgang Krebs entgegen, der im April in die Pleichachtalhalle kommen will.
Von: Dr. Peter Heinrich (für den Sportbund Versbach)