zurück
OCHSENFURT
Lügensteine faszinierten auch als Kopien
Lügensteine       -  Carola Kleindienst mit Nachbildungen der Eibelstädter Lügensteine im Trias-Museum an der Ochsenfurt.
Foto: ANTJE ROSCOE | Carola Kleindienst mit Nachbildungen der Eibelstädter Lügensteine im Trias-Museum an der Ochsenfurt.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:40 Uhr

Können Steine lügen? Seit bald 300 Jahren wird gerätselt, wie es passieren konnte, dass sich die sensationellen Figurensteine zu den Eibelstadter Lügensteinen verwandelten.

Carola Kleindienst ist zufrieden mit dem Museumstag. Den ganzen Tag über interessierten sich Menschen, darunter viele Radfahrer. Das Trias-Museum an der Ochsenfurt hatte diesmal zusätzlich die Sonderausstellung von Petra Hubmann aus Höchberg zu bieten – beruhend auf ihrer Dissertation.

Schautafeln legen neben der Lügenstein-Geschichte einen Fokus auf den Medizinprofessor Dr. Johannes Bartholomäus Adam Beringer und das zeitgenössische Umfeld in Würzburg, die Forschungsansätze und das Weltbild im katholischen Fürstbistum, mit dem man sich auf das Zeitalter der Aufklärung zu bewegt.

Das Trias-Museum selbst besitzt 135 Kopien der Lügensteine. „So viele auf einmal sind sonst nirgends zu sehen“, sagt Carola Kleindienst. Von seinen Auszubildenden hatte Otmar Kleindienst die Repliken fertigen lassen, aus weichem Muschelkalk, der an der Luft aushärtet.

Die Original-Lügensteine von 1725 dagegen, von denen 204 in der Lithographia Wirceburgensis – erster Band einer Würzburger Steinkunde – beschrieben und diskutiert wurden, sind weltweit verstreut. Ihre Berühmtheit hat über die Jahrhunderte nichts eingebüßt, gelten sie doch als erster Fall von Wissenschaftsbetrug und gibt es außerdem bis heute so viele Rätsel und Ungereimtheiten um Hergang und Motiv, dass das Gerücht lebt und lebendig bleibt.

Weinbauverein und Stadt Eibelstadt fordern sogar auf, dem eigenen Spürsinn zu folgen und Neuinterpretationen zu wagen.

Es liegt also noch viel Potenzial im Muschelkalk. Für das Trias-Museum, dessen Gründer Otmar Kleindienst vor einem Jahr verstorben ist und dessen Zukunft letztlich noch nicht gesichert ist, liegt es derzeit vor allem in der Saurier-Begeisterung der Vorschüler und bei Schulklassen sowie in der Kombination mit dem nur wenige hundert Meter entfernten Quaderkalkbruch – Nummer 83 unter Bayerns schönsten Geotopen.

Viele Exponate der Kleindienst-Sammlung stammen von dort und aus der nächsten Umgebung, aus Aub, Sommerhausen oder Kirchheim – darunter so exquisite und seltene Stücke wie der Goßmannsdorfer Seestern.

Tausende Gesteinsbrocken hat die Familie Kleindienst über die Jahre aufgeschlagen, immer auf der Suche nach dem großen Fund. Und es sind einige beeindruckend schöne Fossilien darunter.

Ergänzt wird das Fossilien-Museum von Bildhauer-Arbeiten, einer Bibliothek und einer exemplarischen Steinhauer-Halle. Sie zeugt vom Leben in den Steinbrüchen noch vor 50 Jahren und der wirtschaftlichen Bedeutung des Muschelkalk für die Region.

Carola Kleindienst schließt das Museum bei Interesse immer gerne auf. Wer es nicht dem Zufall überlassen möchte, ob sie zu Hause ist, meldet sich an unter Tel. (0 93 31) 28 73.

Weitere Infos unter www.fossilienmuseum-franken.de im Internet.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Antje Roscoe
Zeit der Aufklärung (1670 - 1779)
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top