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WÜRZBRUG
Lotto: Der Traum vom großen Glück
Julia Haug
 |  aktualisiert: 28.10.2016 03:44 Uhr

Der große Traum von tausenden Menschen am Samstag: Einmal die sechs Richtigen plus Zusatzzahl auf dem eigenen Lottoschein entdecken und dann mit ein paar Millionen auf dem Konto ein sorgenfreies Leben führen. Seit 1956 gibt es das Samstagslotto, 1982 kam das Mittwochslotto dazu, seit dem Jahr 2000 gibt es das so genannte „rollierende System“ – der nicht geknackte Jackpot wandert vom Mittwoch in den Samstag und wieder in den Mittwoch. Vorher waren das zwei getrennte Systeme.

Viele spielen schon seit Jahrzehnten

Manche spielen schon Jahrzehnte. „Viele meiner Kunden spielen immer dieselben Zahlen, nur wenige nehmen immer wieder neue“, weiß Rigobert Dollansky, der seit 1984 die Lottoannahmestelle in seinem Geschäft „Dollansky mit-y“ in der Würzburger Erthalstraße betreibt. Er hat Kunden, die schon seit über 30 Jahren regelmäßig samstags zu ihm kommen, um den Lottoschein auszufüllen. Einige haben diese Tradition schon an ihre Kinder weitergegeben. Welche Zahlen sind besonders beliebt? „Wenn die 19 dabei ist, ist die Quote bei einem Gewinn oft niedriger, denn die wird bei vielen Geburtsdaten vor dem Jahr 2000 mitgetippt“, hat Dollansky die Erfahrung gemacht.

Vor allem wenn der Jackpot sehr hoch ist, lockt das Neu- und Gelegenheitsspieler zur Annahmestelle. Er selbst hatte noch niemanden, der mit seinem Lottoschein zu ihm kam, um einen Millionengewinn abzuholen. „Die Leute wenden sich dann direkt an die Lotterieverwaltung in München. Manche spielen mit personalisierter Kundenkarte, da bekommen sie eine Nachricht, wenn sie gewonnen haben, und das Geld wird aufs Konto überwiesen. Wer anonymisiert spielt und seinen Schein mit den richtigen Zahlen abgibt, kann zwischen einem Scheck und der Überweisung wählen. Die schickt dann aber ebenfalls die Lottozentrale“, erklärt Rigobert Dollansky. Ob und in welcher Höhe ein größerer Gewinn über seine Annahmestelle lief, erfährt er nur, wenn die Gewinner selbst es ihm mitteilen – von der Lottozentrale erfährt er nichts. Der höchste Gewinn bei ihm waren 7777 Euro beim Spiel 77. „Das war ein langjähriger Kunde, für den ich mich sehr gefreut habe“, so Dollansky. Er selbst spielt natürlich auch regelmäßig – allerdings nicht im eigenen Geschäft, das wäre gegen die Richtlinien.

Petra Haas, Inhaberin des „Buntstift“ in der Würzburger Seinsheimstraße, spielt dagegen nicht selbst. Und dass das Minderjährige auch nicht tun, darauf muss sie ganz besonders achten: „Das ist streng verboten. Damit wir das auch einhalten, schickt die Lotteriegesellschaft sogar Testkäufer, die unter 18 sind. Wenn wir da nicht richtig reagieren und zulassen, dass sie Lotto spielen oder ein Los ziehen, könnten wir im schlimmsten Fall unsere Annahmestelle verlieren“, erklärt Petra Haas, die seit 2009 im Lotto-Geschäft ist. Auch sie hat viele Stammkunden, und einem davon konnte sie sogar einmal zu einem Gewinn von 270 000 Euro gratulieren. „Der kam morgens und hat uns ganz leise gesagt, dass er einen Sechser hat, allerdings ohne Zusatzzahl. Wir haben ihm dann den Zettel mitgegeben, den er für die Gewinnanforderung ausfüllen muss, und haben ihn nach Geschäftsschluss einbestellt und haben alles mit ihm geklärt, das hat kein anderer Kunde mitbekommen“, erzählt sie. Sehr gefreut hat sie sich auch mit einer Kundin, die spontan gespielt hat und auch daheim nicht nachgeschaut hatte, ob sie etwas gewonnen hat: „Sie hat uns den Zettel durchschauen lassen und hat tatsächlich 3700 Euro gewonnen.

Sie kam gerade aus dem Urlaub und konnte das Geld gut gebrauchen.“ Das Geld kam natürlich dann von der Zentrale innerhalb von zwei oder drei Tagen aufs Konto, solch hohe Summen haben Lottogeschäfte nicht in Bar in der Kasse. Obwohl mittlerweile online gespielt werden kann, kommen viele trotzdem lieber regelmäßig in ihr Geschäft. „Die Leute wissen kompetente Läden zu schätzen, das ist für viele ein regelmäßiger Treffpunkt und Gelegenheit für ein Gespräch“, so Petra Haas.

201 Millonengwinne seit 2002 ausgeschüttet

Übrigens: Seit der Euro-Einführung 2002 hat Lotto alleine in Bayern 201 Millionengewinne ausgeschüttet. Was die mit ihrem Geld machen? „Wir können den Gewinnern nur sagen, dass wir es sinnvoll finden, für das Geld ein Konto bei einer großen Bank in einer größeren Stadt zu eröffnen, um wirklich Anonymität zu bewahren und es niemandem zu erzählen“, so Oliver Albrecht von Lotto Bayern. Wer es aber wo anlegt oder ausgibt, das sei jedem selbst überlassen.

Bei Lotto Riedl am Albrecht-Dürer-Platz in Schweinfurt kann man seit 1958 sein Glück versuchen. Es ist eine der wenigen Annahmestellen, die außer Lotto/Toto und die damit verbundenen Glücksspielangebote, nur Zeitungen und Zeitschriften, nicht einmal Zigaretten anbieten. Arnold Riedl, promovierter Wirtschaftswissenschaftler, kehrte damals der Industrie den Rücken und machte sich selbstständig. 1974 übernahm Sohn Manfred nach dem Studium.

Das Besondere, verglichen mit anderen Annahmestellen – 1958 wie 2016: Riedl ist einer von bayernweit 26 Bezirksstellenleitern und damit Schulungsbeauftragter für rund 170 Annahmestellen in der Region Würzburg, Schweinfurt sowie in der Rhön. Er darf damit Tankstelleninhaber, Lebensmittelhändler und andere, die eine Lotto-Annahmestelle bei sich integrieren wollen, schulen, und Bewerber gegebenenfalls auch ablehnen. Zum Beispiel muss die Branche stimmen.„Lotto passt zum Beispiel in keine Modeboutique“, sagt Riedl. Zu wenige Menschen kommen dort vorbei, den Kiosk um die Ecke sehen täglich mehr Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer sein Glück versucht, ist höher.

Anonymität ist hohes Gut

Anonymität ist für Lottospieler ein wertvolles Gut, ist sich Manfred Riedl sicher. Auch als Bezirksstellenleiter erfährt er nicht, ob einer seiner Kunden den richtig großen Gewinn einstreicht. Landkreisgenau weist die Zentrale nur Gewinne bis 100 000 Euro aus. Von größeren erfährt die Öffentlichkeit nur über Phrasen wie „Millionen-Gewinner im Raum Nordbayern“. Etwa ein Drittel der Spieler kann getrost Ziehungen verpassen oder Lottozettel verbummeln – mit Kundenkarte bekommt man Gewinne automatisch überwiesen. Die meisten bleiben freilich lieber namenlos und müssen auf ihre Zettel aufpassen. Einmal, da suchte Riedl mit Hilfe der Medien nach dem Gewinner eines sonderverlosten Luxusautos. Der Unbekannte weiß bis heute nicht, dass er gewonnen hätte.

 
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