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WÜRZBURG
Literaturfrühstück: Treffpunkt für „Lesesüchtige“
Vorleser: Wolfgang Salomon und...
| Vorleser: Wolfgang Salomon und...
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 14.04.2015 19:21 Uhr

Die Titel klingen sämtlich spannend: „Gegenspiel“, „Stoner“, „Ein Kanake sieht rot“, „Kindeswohl“ oder „Von fünf Viertelstunden bis zum Meer“. Doch halten die Titel wohl, was sie versprechen? Lohnt es sich, die Bücher zu kaufen? Das Literaturfrühstück der Buchhandlung Knodt gab einen aussagekräftigen Einblick in diese Werke.

Seit zehn Jahren veranstaltet die Akademische Buchhandlung ein Literaturfrühstück. Der Zuspruch war von Anfang an groß. „Anscheinend entdeckten wir damit in Würzburg eine Marktlücke“, meint Belletristik-Experte Stefan Gessner. Menschen, die gern zum Buch greifen, scheinen dankbar zu sein für eine Orientierungshilfe auf dem riesigen Markt.

Das kann Christine Hidringer aus Winterhausen bestätigen. Nur wenige Literaturfrühstücke hat sie bisher verpasst. Natürlich, schränkt sie ein, könnte man auch einfach im Buchladen stöbern: „Doch dann sucht man automatisch nach seinen Lieblingsautoren und Lieblingsthemen.“ Beim Literaturfrühstück kommt sie mit unbekannten Stoffen, Autoren und Stilen in Kontakt.

Außerdem sei es schön, weitere „Lesesüchtige“ zu treffen und mit ihnen vor und zwischen den Lesungen beim Frühstück zu plauschen, so die 58 Jahre alte Chefsekretärin. Sie selbst sei bekennend lesesüchtig: „Ich lese, wo es nur geht. Im Zug. Im Bus. In der Mittagspause.“

Bis Juni 2014 wurde das Literaturfrühstück im Café Poppular veranstaltet. Um die 35 Literaturfans kamen regelmäßig – womit das Event am Sonntagmorgen stets lange im Vorfeld ausgebucht war. Gessner: „Zahlreiche Interessenten standen immer auf der Warteliste.“

Nun werden nicht mehr gar so viele Leseratten enttäuscht: Seit September ist man im „Markt 7“ zu Gast. Bis zu 50 Bücherhungrige erfahren nun sechs Mal im Jahr, welche Bücher angesagt sind und wie professionelle Büchermenschen sie bewerten. Gessner: „Eine Warteliste haben wir aber leider immer noch für jeden Termin.“

Ein Großteil jener, die sich am Sonntagmorgen auf den Weg zum Literaturfrühstück machen, ist Stammpublikum. Gessner: „Es kommen aber auch immer wieder neue Interessenten, die etwa über unsere Internetseite aufmerksam werden.“ Oder durch eine gut funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda. Insgesamt ist das Publikum bunt gemischt, altersmäßig geht es von 30 Jahren an aufwärts.

Barbara Günthert, 53 Jahre, hat von Berufs wegen viel mit Büchern zu tun: Sie ist Deutschlehrerin. „Ich liebe es, vorgelesen zu bekommen.“ Außerdem hat auch sie das Bedürfnis, sich auf angenehme Weise über aktuelle Bücher zu informieren. Gefällt ihr eines der präsentierten Werke, erwirbt sie es. Um die 1 000 Bücher, schätzt die Leseliebhaberin, hat sie inzwischen zu Hause. Welche Bücher aus der Vielzahl der Veröffentlichungen werden nun aber für die Veranstaltungen ausgesucht? Pflichtlektüre sind die Gewinner des Deutschen Buchpreises und des Preises der Leipziger Buchmesse. „Das wichtigste Kriterium für die Auswahl ist daneben schlicht, dass derjenige, der es vorstellt, auch wirklich dahinter steht“, sagt Gessner.

Er selbst stellte beim letzten Literaturfrühstück Stephan Thomes Roman „Gegenspiel“ vor. Rund zehn Minuten lang las er aus einer Passage, die einen teilweise beklemmenden Einblick in die Ehekrise eines Paares gibt. Die eheliche Selbstzerfleischung wird zum Leseerlebnis. Das fasziniert Gessner. Außerdem ist er vom genauen Blick des Autors angetan: „Der aber niemals abwertend wird.“

Das Team um Buchladeninhaberin Elisabeth Stein-Salomon achtet darauf, neben Fantasiereisen in ernste literarische Gefilde immer etwas Humorvolles dabei zu haben. Das wurde diesmal von Gast Wolfgang Salomon vom Theater am Neunerplatz präsentiert. Gestenreich las er eine skurrile Kurzgeschichte aus „Ein Kanake sieht rot“ vor. Ein erheiternder Abschluss vor der Pause, bevor das Büffet neuerlich gestürmt werden durfte.

Für Elisabeth Stein-Salomon, die beim Literaturfrühstück ein Werk des fast vergessenen Autors John Williams präsentierte, ist es wichtig, Bücherliebhabern stets neue „Settings“ zu präsentieren, wie sie Literatur erleben können. Die neueste Idee lautet „Einschließen und genießen“. Dabei werden Lesehungrige um 19 Uhr mit einem Glas Wein in ihrer Buchhandlung empfangen und danach bis 22 Uhr „eingeschlossen“.

Die nächsten Literaturfrühstücke finden am 26. April, am 21. Juni sowie am 27. September jeweils um 11 Uhr statt. Reservierung unter Tel. (0931) 5 26 73.

Elisabeth Stein-Salomon. Fotos: Christ
| Elisabeth Stein-Salomon. Fotos: Christ
 
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