Die Linde abgeholzt für einen Stellplatz – Umweltvandalismus“ . Das Transparent im Hinterhof Bismarckstraße 2 a, gleich gegenüber dem Hauptreingang zum Geschäftssitz der Wohnungsbaugesellschaft St. Bruno-Werk, fällt ziemlich ins Auge. Vor allem den Mitarbeitern des Bruno-Werks, dem die Botschaft gilt. Stinksauer ist der Nachbar Thomas Wachter, weil ihm der Großbaum direkt vor seinem Freisitz über viele Jahre ans Herz gewachsen war, wie er sagt. In einer Nacht- und Nebelaktion war er verschwunden.
An einem Montag, schildert er, hörte man früh Motorsägen heulen. Ein Laster stand schon zum Abtransport von Holz und Geäst bereit, so Wachter. Wie ein Spuk war der Baum plötzlich fort. Er stammte aus der Nachkriegszeit oder war noch älter, meint er – „schwer zu schätzen“. Der Baum habe den ganzen Hof ausgefüllt. Jedenfalls war Wachter so wütend, dass sich auf einem ersten Protestplakat sogar das Wort „skrupellos“ fand.
Das wurde ihm vom Bruno-Werk, mit dem er jetzt im Rechtsstreit liegt, durch eine einstweilige Verfügung per Anwalt verboten. Jedenfalls sei der Baum nicht krank gewesen. Laub und Dreck, der vom Baum auf die Autos darunter fiel, vermutet Wachter als Grund der Aktion. Verärgert ist der Nachbar vor allem deshalb, weil das Brunowerk die Fällung des Baumes zwar beantragt hatte. Dies sei aber mit Hinweis auf die Richtlinien der städtischen Baumschutzverordnung abgelehnt worden. Nun gebe es ein Verfahren gegen das Bruno-Werk.
Dieser Sachverhalt wurde vom Pressesprecher der Stadt, Christian Weiß, auf Anfrage bestätigt. Die Linde sei „definitiv unter die Bestimmungen der Baumschutzverordnung gefallen“, so Weiß. Nach dem Fällen des Baumes habe man das Bruno-Werk zu einer Begründung und Stellungnahme aufgefordert.
Die lieferte der Redaktion im Gespräch bereits der Geschäftsführende Vorstand des St. Bruno-Werks, Frank Hermann. Nach seinen Aussagen war die Linde nicht sehr alt, höchstens sechs bis sieben Jahre. Es sei durch die Beseitigung des Baumes kein einiger Parkplatz neu geschaffen worden. Man habe vielmehr aufgrund der Verkehrssicherungspflicht gehandelt. Der Baum habe mit seinen Wurzeln die Pflastersteine hochgehoben, Kunden seien gestolpert. Es „ging um die Sicherheit von Menschenleben, deshalb haben wir gehandelt.“ Gefällt habe man auch vor der Brutzeit der Vögel.
Von dem früheren Baum gibt es keine Spuren mehr. Wo er gestanden haben muss, lässt eine minimale, neue Randbepflasterung vermuten. Das Blattwerk des Baumes überragte wohl die vorhandenen Parkplätze.
Die sollen eine hohe Geldstrafe bezahlen und an der gleichen Stelle
eine neue Linde pflanzen und eine weitere an einer anderen Stelle.
Die ganmze Sache wird, wenn überhaupt, mit einer geringfügigen Geldbuße geahndet werden, die das große Brunowerk aus der Portokasse bezahlen wird. Wahrscheinlich wird man sich aber windelweich herauszureden versuchen, indem man behauptet, ein herunterfallendes Blatt hätte Mitarbeiter des Brunowerkes, die zufällig dort eventuell hätten stehen können, böse verletzten können.
Wenn hier keine personellen Konsequenzen gezogen werden, macht sich die Kirche noch unglaubwürdiger, als sie im Moment mit ihren vielen Problemen, auch im regionalen Bereich, ohnehin schon dasteht.