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Lindahls verschlungene Wege
ALTSTADT Den Ringpark kennt eigentlich jeder Würzburger - aber wie gut? Bei einer Führung am "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag nutzten zahlreiche Bürger die Chance, ihn einmal ganz genau kennen zu lernen.
Von unserem Mitarbeiter WOLFGANG BANKL
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
"Es hat mich fasziniert, wie ein schwedischer Gärtner Ende des 19. Jahrhunderts so eine Anlage geschaffen hat," sagte der Münchner Landschaftsarchitekt zu seiner Motivation, sich seit langer Zeit mit der Geschichte des Parks zu beschäftigen. Damit meinte er den Stadtgärtner Jöns Person Lindahl, der dem Glacis einst seinen Charakter gab. Der Begriff "Glacis" habe ursprünglich das freie Schussfeld vor Stadtmauer und Stadtgraben bezeichnet. 1804 hat man begonnen, dieses mit einer Pappel-Allee zu begrünen.

1839 seien das Pleicher und das Hauger Glacis schon "komplett begrünt" gewesen, so Schwahn. Die Aufhebung der Festungs-Eigenschaft Würzburgs 1856 gab schließlich den Anstoß, die Befestigungsanlagen aufzuheben, die die Stadt 1868 dem Königreich Bayern abkaufte. In diesem Kaufvertrag finde sich ein Passus, der besagt, dass das Glacis "komplett für Grünanlagen zur Verfügung zu stehen hat".

Nun war der Weg frei für die Schaffung des ganzen heutigen Ringparks. 1880 wurde Lindahl Würzburgs erster Stadtgärtner. Er schuf eine historistische Anlage mit vielen verschlungenen Wegen, Plätzen und Rasenflächen. Schwahn machte deutlich, "was da für ein Gestaltungswille dahinter stand". Nur mit Schaufel und Schubkarre seien große Erdmassen bewegt worden.

Im Rennweger Glacis ist dieses Konzept noch zu sehen, während das Hauger Glacis in den 60er Jahren um der Modernisierung willen massiv verändert wurde, wie Schwahn erläuterte. Das Gelände wurde aufgefüllt und eingeebnet, es birgt keine Überraschungen mehr.

Doch bei archäologischen Grabungen des Gartenamts sind nun unter der damals aufgefüllten Humusschicht Reste von Lindahls "ganz artifiziellem Wege-System" gefunden worden. Die Wege von 1885 sind mit einem Bett aus Steinen unterfüttert, das bis heute in offensichtlich gutem Zustand erhalten ist. Schwahn betonte, dass sie ein "historisches Denkmal" sind. Auch Reste der damaligen Kanalisation der Pleichach wurden freigelegt.

Der Landschaftsarchitekt vermutet, dass vielleicht auch der einfacheren Pflege wegen Lindahls kunstvolles Wege-System zugeschüttet und durch "plumpe" Diagonalen ersetzt wurde. Er kann sich aber nach den erfolgreich verlaufenen gartenarchäologischen Grabungen vorstellen, dass der alte Zustand wiederhergestellt werden könnte.

 
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