Wie fast jedes Jahr lud die Ackermanngemeinde Würzburg am Samstagabend zur traditionellen St. Johannes-Nepomuk-Feier auf der Alten Mainbrücke ein. Nach einem Festgottesdienst in der Neumünsterkirche zogen knapp hundert Gläubige zu Ehren des Prager Brückenheiligen St. Johannes Nepomuk mit einer Lichterprozession singend durch die Würzburger Innenstadt. Begleitet wurden sie von der Blaskapelle der Pfarrkirche St. Josef sowie verschiedenen Fahnen- und Trachtenabordnungen.
Von der Karlsbrücke geworfen
Der „Brückenheilige“ Johannes Nepomuk wurde im 14. Jahrhundert als Sohn einer deutsch-böhmischen Familie südlich des tschechischen Pilsen geboren. In Prag studierte er Theologie, Philosophie und katholisches Recht. Später wurde er zum Generalvikar der Erzdiözese Prag ernannt, wo er zwischen die Fronten von König Wenzel und dem Erzbischof von Prag geriet. Aufgrund seines Ranges und seiner ausgewiesenen Kirchentreue wurde er von königlichen Beamten verhaftet, gefoltert und schließlich von der Karlsbrücke gestürzt. Für seine Standfestigkeit wurde er von Gläubigen schon bald über die Grenzen Böhmens hinaus als Märtyrer verehrt. In Bayern wurde er zu einem der Landespatrone, der auch als Brückenheiliger und Vermittler zwischen Tschechen und Deutschen gilt. Wie frühe Darstellungen bezeugen, wird der böhmische Heilige in Würzburg seit rund 300 Jahren verehrt. Seine Statue dürfte wohl die bekannteste auf der Alten Mainbrücke sein.
Auftakt der Renovabis-Aktion
Die Feier des heiligen St. Nepomuk als „Brückenbauer“ diente zugleich als Auftakt der Renovabis Pfingstaktion 2018. Unter dem Motto „miteinander. versöhnt. leben - gemeinsam für ein solidarisches Europa“ wirbt das Osteuropa-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland für Verständigung und Versöhnung. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Menschen in Europa im Gespräch bleiben“, betont Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl. Gerade im Hinblick auf drängende Fragen in Europa, etwa zu Migration und Integration, aber auch zu Fragen nach einem gemeinsamen Werte-Fundament, sei die Bereitschaft zum gegenseitigen Verständnis unverzichtbar.
Auf gegenseitiges Verständnis hoffte auch ein Bläser der Blaskapelle St. Josef, der sich nur als Herr Schmitt vorstellen wollte. Für ihn seien die Lichterprozession sowie die darauffolgende Andacht auf der Alten Mainbrücke etwas Besonderes. Dies sähen jedoch nicht immer alle Besucher auf der überfüllten Mainbrücke ähnlich, weswegen es in der Vergangenheit häufig zu abfälligen Bemerkungen gekommen sei. Das findet er schade, schließlich seien die Feierlichkeiten auch für ein breites Publikum interessant.
Sein Wunsch indes sollte dann auch in Erfüllung gehen. Die Besucher auf der Alten Mainbrücke machten Platz für die feierliche Prozession und beäugten die Gläubigen neugierig. Rasch machte das Stichwort „St. Nepomuk“ die Runde, woraufhin einige angeregte Gespräche über den Brückenheiligen und seine Statue entstanden. Auch bei der folgenden Brückenandacht blieben einige Passanten stehen und lauschten den Worten zu Ehren des St. Nepomuk.
Lichterschwimmen auf dem Main
Den Höhepunkt des Abends bildete das Lichterschwimmen der Fischerzunft, die dutzende Kerzen auf dem Main schwimmen ließ. Auch dies lässt sich auf die Geschichte des Johannes Nepomuk zurückführen: Der Legende nach konnte dessen Leiche in der Moldau nur mithilfe leuchtender Lichter auf der Moldau gefunden werden. Ein Brauch, der bei den restlichen Brückenbesuchern für amüsiertes Interesse sorgte: „Ich find‘s irgendwie gut, aber vor allem ziemlich skurril“, war etwa aus einer Gruppe Jugendlicher zu hören.