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Lichterkette am Nachthimmel: Was hinter dem Phänomen steckt und wann man es in Unterfranken sehen kann
Ungewöhnliche Himmelserscheinung: Telematik-Professor Klaus Schilling und Astronom Josef Laufer erklären die Hintergründe und Problematiken des Phänomens
Mysteriöses Himmelsphänomen: Was steckt hinter den Lichterketten am Nachthimmel?
Foto: Patrick Pleul, dpa | Mysteriöses Himmelsphänomen: Was steckt hinter den Lichterketten am Nachthimmel?
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:44 Uhr

Seit einigen Jahren ist das Phänomen immer wieder am Nachthimmel zu beobachten: Aufgereiht wie auf einer Perlenkette zieht eine langgezogene Linie einzelner Lichtpunkte langsam über das Firmament.

Dass die geometrische Formation menschengemacht sein muss, scheint plausibel. Doch worum handelt es sich dabei genau? Und wann und wo kann man die Erscheinung in Unterfranken sehen? Antworten darauf geben Klaus Schilling, Professor für Robotik und Telematik am Lehrstuhl für Informatik VII der Universität Würzburg, und der Astronom Josef Laufer von der Volkssternwarte Würzburg.

Worum handelt es sich bei dem Phänomen?

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Verantwortlich ist der US-amerikanische Multimilliardär Elon Musk. Mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX hat er es sich zum Ziel gesetzt, ein weltumspannendes Satellitennetzwerk aufzubauen, das schnelles kabelloses Internet überall auf der Erde ermöglichen wird. Dafür lässt er seit 2019 im Akkord Satelliten in den Orbit schicken. Über 2000 sind es bereits, erklärt Schilling und bis zu 40.000 sollen es im Endausbau werden, ergänzt Laufer.

Rund 60 dieser Satelliten werden laut Schilling mit jeder Trägerrakete auf eine Höhe von etwa 250 Kilometer gebracht, woraufhin sie sich mit eigenem Antrieb in ihre endgültige Bahnhöhe von knapp 600 Kilometern begeben.

Sobald die Satelliten die Rakete verlassen haben, reflektieren sie das Sonnenlicht, wodurch sie von der Erde aus als helle Punkte sichtbar werden. Das Ziel, so Laufer, ist es, dass sie sich jeweils auf einer Erdumlaufbahn hintereinander verteilen. Dabei stehen sie für etwa zwei bis drei Tage so nah beieinander, dass sie als eine Lichterkette wahrgenommen werden können. Wie schnell sich die Formation auflöst, orientiert sich auch daran, wann der Antrieb der Satelliten aktiviert wird, erklärt Schilling.

Wann kann man das Phänomen in Unterfranken beobachten?

Der Wissenschaftler und Präsident des Zentrums für Telematik, Klaus Schilling, beschäftigt sich selbst mit dem Bau von Satelliten.
Foto:  Nicolas Armer | Der Wissenschaftler und Präsident des Zentrums für Telematik, Klaus Schilling, beschäftigt sich selbst mit dem Bau von Satelliten.

Die Seite findstarlink.com gibt bei Eingabe des eigenen Standorts Auskunft darüber, wann und in welcher Richtung von dort aus eine Starlink-Sichtung möglich ist. Es bietet sich dennoch an, die Raketenstarts im Auge zu behalten, da die Seite mögliche Sichtungen lediglich innerhalb der nächsten fünf Tage analysiert. Schilling empfiehlt dafür die Website starwalk.space/de, wo neben vergangenen und künftigen Raketenstarts auch detaillierte Anleitungen für die Sichtung der Satelliten mithilfe unterschiedlicher Smartphone-Apps zu finden sind.

Der nächste Raketenstart ist für den 5. September 2022 anberaumt. Laut findstarlink.com werden die Satelliten dann aufgrund ihrer Position von Unterfranken aus aber nicht gut sichtbar sein. 

Welche Probleme birgt der rasante Anstieg der Satellitenzahl im Orbit?

"Das ist eine Revolution, die Musk vollbracht hat", würdigt Schilling, der in Würzburg selbst eine Satellitenfabrik aufbaut, die Weltraumaktivitäten des US-Amerikaners. In den rund 70 Jahren Raumfahrt habe die Menschheit bislang 6000 Satelliten in den Orbit gebracht. Musk hat dem in gerade einmal zwei Jahren 2000 neue hinzugefügt. "Und er macht weiter, das ist schon signifikant", betont Schilling.

Leidtragende dieses enormen Anstiegs an Satellitenmasse in der Umlaufbahn sind besonders Astronominnen und Astronomen. "Die sind von dieser Nachthimmelverschmutzung stark betroffen. Die Reflexionen der Satelliten ermöglichen einfach schlechtere Beobachtung des Sternenhimmels – die stören ständig, wenn sie vorbeifliegen", erklärt Schilling die Problematik.

Dies bestätigt auch der Astronom Laufer und berichtet, dass die Bedenken seiner Kolleginnen und Kollegen zumindest nicht ganz ohne Gehör blieben: "Die ersten Satelliten waren sehr hell, da die Oberfläche spiegelte. Auf Proteste von Astronomen hin wurden sie in der Folge mit dunkler Außenhaut ausgestattet und leuchten nicht mehr so hell."

Auch die konkrete Gefahr von Zusammenstößen mit Weltraumschrott steige für die Infrastruktur im Orbit proportional mit der Satellitenzahl, erklärt Schilling. Zwar seien die neuen Geräte steuerbar, "aber das sind natürlich Teile im Erdorbit, die ein Hindernis sein können und wo es zu Kollisionen kommen kann".

 
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