„Laufen, laufen, laufen“: Jeder Tag sieht so bei den Security-Mitarbeitern auf der Landesgartenschau (LGS) aus – jedenfalls bei denjenigen, die nicht für die Kassen zuständig sind.
Langweilig wird es den „Securitys“ dabei nicht, denn sie werden immer wieder von Gartenschau-Besuchern angesprochen – wie gerade eben: Es ist Mittagszeit, LGS-Besucherin Ria Knapke-Fleischmann aus Seßlach (Landkreis Coburg) ist mit ihrem Elektroauto gekommen und etwas abgehetzt, weil sie lange nach einem Parkplatz für Elektroautos Ausschau gehalten hatte, bevor sie endlich einen Platz mit Ladestation fand. Höchste Zeit, denn sie hat eine Verabredung mit ihrer Mutter, die „auf der anderen Seite“ der Gartenschau wartet, wie sie fürchtet. Wo muss sie hin? Sie sucht die ehemalige Shopping Mall. Die nennt sich heute „Food Court“ und befindet sich am westlichen, der Stadt zugewandten Wiesenpark. Wie sich nun herausstellt, ist es bis dorthin nur noch einen Katzensprung.
Meist geht es um kurze Wegbeschreibungen, und die Security-Mitarbeiter können so einiges wett machen, was an Beschilderungen offensichtlich fehlt im und um das circa 1,7 Kilometer lange und bis zu 500 Meter breite Areal. Immer wieder werden sie auch zu Verletzten herbeigewunken, leisten Erste Hilfe, informieren die Sanitäter auf dem Gelände oder holen gleich einen Krankenwagen – oder es passiert etwas ganz Ungewöhnliches.
Skurrile Ereignisse
Vor allem zu Beginn der LGS versuchten Langfinger ihr Glück. Betrunkene wollten Figuren aus etwa einem Meter Höhe aus den Wissensgärten klauen: einen Elefanten und ein Schwein. Der Sicherheitsdienst wurde rechtzeitig darauf aufmerksam und setzte die übermütigen Diebe fest.
Und Skurriles: Ein junger Mann hüpfte beim Sportplatz über den Zaun, mitten am Tag, vormittags um 10.30 Uhr, erinnert sich Andreas Frank, der auf dem LGS-Gelände Einsatzleiter des cds-Sicherheitsdienstes ist („cds“ nach Christian Dieter Schnürle). „Ich habe mich umgedreht, und da stand er direkt vor mir.“ So schnell habe er noch nie jemanden davonlaufen sehen, schmunzelt er. Frank lief aber nicht hinterher. Vermutlich habe sich der junge Mann genauso sportlich wieder vom Gelände verabschiedet, wie er gekommen war.
Vermisstes Kind wurde rasch gefunden
Waffen hat der Sicherheitsdienst nicht dabei – nur nachts Taschenlampen und immer Handys. Der Einsatzleiter ist über Funk mit der LGS-Gesellschaft und den Sanitätern verbunden. Deshalb erfährt er auch sofort, als am frühen Nachmittag ein kleiner Junge vermisst wird, „bekleidet mit Camouflage-Hose, heller Jacke und Käppi“, tönt es aus dem Funkgerät. Und schon knapp zwei Minuten später: „Malte wurde gefunden.“
Nachts lassen sich manchmal Tiere blicken. Ein Reh zum Beispiel sorgte für etwas Aufruhr, denn es sollte aus dem LGS-Gelände ja wieder hinaus. Erst mit Hilfe eines Försters und Feuerwehrleuten konnte das Tier in Richtung eines Ausganges und schließlich durchs geöffnete Tor hinaus gescheucht werden. Dass es so relativ große Tiere trotz der eng aneinander gestellten Zaunteile dennoch aufs Gelände schaffen, verwunderte zunächst. Aber an einigen Stellen sitzt der Zaun eben doch gut zehn bis 20 Zentimeter über der Erde – bei Unebenheiten etwa. Für Hasen ohnehin kein Problem. Die verschwinden von alleine wieder, sobald Menschen in die Nähe kommen.
30 Kilometer laufen pro Tag
Gut 30 Kilometer legt ein Security-Mann pro Tag zurück: sieben bis acht Kilometer Zaunlänge weist ein Rundgang auf der LGS auf. Zwölf Stunden täglich sind die Sicherheitsleute unterwegs, dazwischen ist eine Stunde Pause angesagt. Tagsüber laufen vier cds-Leute durchs Gelände, mal am Zaun, mal kreuz und quer. In ihren dunklen Hosen und weißen Hemden, manchmal mit Käppi auf dem Kopf, immer aber als Security erkennbar durch die Aufschrift an der Kleidung, fallen sie zwischen dem bunten Volk und den langen, grünen Wiesen auf. Genau so ist das gewollt. Nachts sind sie zu dritt.
Kopf voraus auf einen Stein
Meist sind es kleinere Verletzungen, wenn Leute auf sich aufmerksam machen. Natürlich hat die LGS-Gesellschaft auch einen ständigen Sanitätsdienst auf dem Gelände postiert, aber die ersten sind oft gerade die Security-Leute, wenn sich jemand verletzt hat. Nicht immer geht es um einen Schlaganfall oder eine Kopfwunde, aber eben auch. Sowohl ein Schlaganfallpatient wie auch eine Frau, deren Rollstuhl bei einem Manöver kippte und sie Kopf voraus auf einen Stein warf, wurden vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht.
Viele, denen schlecht oder schwindelig wird, haben zu wenig getrunken, so die Securitys. Je wärmer es ist, desto öfter ist das der Fall. Das Gelände erhitzt sich schnell im prallen Sonnenschein, vor allem auf den befestigten Wegen und Plätzen.
Erwachsene auf den Spielplätzen
Im übrigen gehen die Verletzungen sonst meist glimpflich ab. Erwachsene dürfen auch die Spielplätze benutzen, aber sie verletzen sich hier öfter als die Kinder, berichten die Helfer. Denn Kinder sind meist beweglicher und das Herumflitzen gewohnt. Will jedoch ein Erwachsener von Tranpolin zu Trampolin hüpfen, fehlen oft Koordination, Sprunggewalt und die richtige Technik.
Es ist auch erlaubt, auf den Mauern zu laufen, die als Wegbegrenzung dienen. Nur quer durch die Blumenbeete, das wollen die Securitys nicht sehen.
Je nach Besucherzahl und Veranstaltungen stellt der Sicherheitsdienst in Absprache mit der LGS-Gesellschaft weitere Leute ab; bei Konzerten zum Beispiel fünf Security-Leute extra zur Bewachung der Bühne und für die nötige Koordination der Besucher. Angst vor einem Anschlag hat dabei niemand. Drohungen habe es bisher keine gegeben.
24-Stunden-Dienst am Tor 21
Tor 21 am Eck von Blumenhalle und Festwiese ist 24 Stunden lang besetzt. Hier öffnet und schließt die Security für Anwohner, Dauerkartenbesitzer, angekündigte Politiker und viele andere Gäste. Auch Aussteller und Bauarbeiter können hier, aber auch am Tor 14 an den Wissensgärten hinein und hinaus. Tor 14 bleibt aber tagsüber zu (geöffnet nur von 6.30 Uhr bis 9 Uhr und von 19 bis 20 Uhr).
Insgesamt drei große Kassenbereiche mit Einlass hat die LGS (Rottendorfer Tor, Belvedere, Wissensgärten). Von insgesamt 24 Toren sind sieben als Notausgänge gekennzeichnet. Bisher musste das Gelände aber noch nicht geräumt werden.
Auch bei Unwetterwarnung sind die Security-Leute unterwegs und schließen die Sonnenschirme auf der ehemaligen Landebahn, dem Wiesenpark. Abends schließen sie die Türen der Gebäude. Und als letzte machen sie das Licht aus.