„Genauigkeit vor Schnelligkeit“. Mit diesem Mantra versuchte der Bürgermeister regelmäßig eine Antwort hinsichtlich der Theaterkarten – mit Unterstützung weiter Teile des Stadtparlaments – bis kurz vor Beginn der folgenden Festspielsaison hinaus zuschieben. Ein zeitnaher Einblick in den „Kosmos Frankenfestspiele“ wurde so jahrelang erfolgreich verwehrt.
Mit dem in dieser Ausführlichkeit erstmals vorgelegenen Zahlenwerk tun sich allerdings weitaus mehr Fragen auf, als Antworten geliefert wurden; und die Rechnung will einfach nicht aufgehen. Der Bürgermeister räumt ein, dass ein Teil der Tickets „nur geschätzt“ worden sei. Die der Öffentlichkeit verkauften „genauen Zahlen“ sind somit nichts weiter als ein Fake. Die Buchhaltung der Festspiele und nicht nur die, sind längst ein Fall für die Kommunale Rechtsaufsicht geworden – Mindestens.
Es verwundert deshalb auch überhaupt nicht, dass die Theaterkasse – wie es der Bürgermeister am Ende seiner Amtszeit so trollig formuliert –„eine durchaus schwierige Arbeit“ zu bewältigen habe und diese der „Verwaltung viel Zeit gekostet hat“. Kein Wunder; mussten die „genauen Zahlen“ doch erst mühsam zurecht komponiert werden, damit das Gesamtergebnis plausibel erscheint. Dabei war der Bürgermeister vor zwölf Jahren angetreten, die Frankenfestspiele zu optimieren. So wurde der seinerzeitigen Leiterin Frau Kastelik, welche die Festspiele mit großer Begeisterung und Herzblut gemanagt hatte, aus bis heute der Öffentlichkeit nur fragmentarisch bekannten Gründen, der Stuhl vor die Türe gesetzt. Dafür gibt es jetzt ein Konjunkturprogramm für die Chefin des Jungen Theaters, eine mit viel Tam Tam hochgejazzte Theaterakademie, welches sich angeblich selbst finanziert. Früher nannte man das einfach Schultheater.
Shakespeare hat es im Hamlet so formuliert: „Und ist es auch Irrsinn, so hat es doch Methode.“
Erhard Schauer
97285 Röttingen