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Würzburg
Leserforum: Hinter die Kulissen der Wörter schauen
Bearbeitet von Stefan Pompetzki
 |  aktualisiert: 24.09.2021 03:16 Uhr

Zum Artikel "Sprachdenkmäler unserer Geschichte" vom 21.September erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:

Dass Würzburg Ortsunkundige mit dem Hinweis "Centrum" in den Mittelpunkt der Stadt leitet, es im ehemals unmittelbaren Reichsdorf und einstigen Oberrabbinat Heidingsfeld, seit 1930 Stadtteil von Würzburg, mit dem Hinweis "Zentrum" tut, finde ich hervorragend. Beide Namenwörter weisen als  etymologische Fundstücke stadtgeografischer und etymologischer Wissenschaft jeweils auf eine ganz besondere Bedeutungsgeschichte hin und bezeugen die Vielfalt in unserer Muttersprache.

Das aus dem Lateinischen stammende Nomen "Centrum", gleich "Mittelpunkt, Achspunkt oder Nabe", vom altgriechischen "kentron" meinte in der Antike den Stachelstab als "ruhender Schenkel oder Dorn eines Zirkels", mit dessen Hilfe man die Mitte eines Kreises markierte. Der Begriff mit "C" wird weltweit wohl auch so verstanden. Er weist heute auf die Stadtmitte als den historisch gewachsenen Stadtkern hin als auch auf die City. Sie zieht als Einkaufsstadt ihre Bürgerinnen und Bürger und ihre Gäste von nah und fern mit Kultur- und Freizeitangeboten an.

Dass der Begriff "Zentrum" auch den Hinweis zur indogermanischen Wurzel "kent" für "stechen" aufweist, macht über weitere Exkurse in die Etymologie beider Wörter des vermeintlich einheitlichen Begriffes die Vielfalt unserer Sprache hinsichtlich ihrer Entstehungs- und Bedeutungsgeschichte zu einem ganz besonderen Abenteuer. Nimmt man Begriffe wie hier in unserem Fall mit C oder Z mit Hilfe der Etymologie und der Linguistik unter die Lupe, betritt man unsere Sprache als das gemeinsame Haus unseres Denkens, Planes und Entscheidens und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Man fühlt sich, als ginge man mit Aristoteles, Cicero, Charles Darwin, Johann W. von Goethe, Thomas Mann, Noam Chomsky,  Edward D. Wilson und Bernd Hölldobler in einem Park spazieren. Es lohnt sich also sehr, etwas genauer hinter die Kulissen der Wörter und Worte zu schauen, welche wir heutzutage analog wie digital von uns geben, bevor sie schnell wie Pfeile, die wir nicht mehr zurück holen können, Andersdenkende treffen und allzu oft tief verletzen. Wie das vor sich geht, zeigt uns das jüngste Beispiel hetzerischer Plakate im "Wahl-Kampf" gegen Andersdenkende - eine mehr als unschöner Exkurs in Etymologie und Linguistik verstörenden Denkens.

Frank Stößel

97299 Zell am Main

 
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