Zum Artikel "Nachgefragt: Im Mainviertel wurden drei Häuser abgerissen" vom 17. Dezember erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
In dem letzten Haus wohnte vor einigen Jahren eine ältere Dame, die eine langjährige Freundin eines bekannten Würzburger Malers und Kunstsammlers war, beide sind leider schon verstorben. Seine ausgesprochenen Einladungen zu einem gemütlichen Beisammensein oder auch zu größeren Feiern fanden nicht selten in diesem Haus bzw. draußen im Garten statt. Künstler und Kunstinteressierte aus dem In- und Ausland, Personen, die in der Öffentlichkeit stehen oder damals standen, aber auch ganz einfache Leute, so wie wir, waren herzlich willkommen und kamen in den Genuss der stundenlang köchelnden Kartoffelsuppe der Hausherrin.
Das Haus glich einem privaten Museum: Unten im Badezimmer befand sich ein riesiger, von der Decke bis zum Boden reichender, Spiegel, der laut Aussage der Dame des Hauses aus einem Fundusverkauf der Residenz stammte. Saß man an dem langen Tisch im Esszimmer, blickte man auf der Stirnseite auf eine Bilderwand, in dessen Mitte sich das markanteste, ein Stillleben von Luigi Malipiero, befand. Im ersten Stock hingen in einer Nische einige Gemälde von Gertraud Rostosky usw..
Zugegeben, die Räumlichkeiten waren teilweise beengt, die Installation, die Elektrik, nicht auf dem neuesten Stand, aber ich hatte nie Bedenken, dass das Gebälk unter oder über mir zusammenbrechen könnte. Schade, nun ist wieder ein Stück Geschichte aus dem Stadtbild, das ockergelbe Häuschen oberhalb der Mauer des Wasserspielplatzes, verschwunden.
Helga Kratochvil-Geis
97072 Würzburg