Zum Artikel "Familien bangen am Oberen Burgweg" in der Main-Post vom 21. Januar erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Die Immobilienverwaltung des Freistaates Bayern prüft die Verwertung der Erbbaurecht-Grundstücke am Oberen Burgweg. Der übergeordnete Auftrag aus München ist es, für die neugegründete Wohnungsbaugesellschaft staatliche Grundstücke für den Geschosswohnbau zu prüfen. Ist „ver-werten“ jetzt genau so negativ zu verstehen wie (sich) „ver-sprechen“, wie mit dem Schreiben von 2018, oder sich „ver-tun", wie der damalige Finanzminister Markus Söder 2013 mit der Veräußerung von 33.000 staatlichen Wohnungen der GBW (Gemeinnützige Bayerische Wohnungsbaugesellschaft). Ein „mietenpolitischer Super-GAU".
Trotz der angeblichen jetzigen Prüfungsphase der Verwertung gibt es bereits Pläne zum weiteren Vorgehen. Aber wird mit der Planung zur anderen Nutzung der Erbbau-Grundstücke nicht zu viel „ver-tan"? Städtebaulich kann eine Wohnraumverdichtung Sinn machen. Aber mindestens zehnmal mehr Personen als bisher auf der gleichen Fläche mit dreieinhalb Geschossen mit ca. 25 Wohneinheiten und 75 Personen heißt halt, maximal alles in die Fläche zu pressen, mit Stellflächen für ca. 36 Fahrzeuge alle Grünflächen vernichten. Also maximalen Gewinn abschöpfen.
Ist dieses Projekt das Trojanische Pferd, mit dem man das ganze Areal bis zur Festung hin umstrukturieren kann? Der Blick von Westen und der Zugang dorthin wird ein anderer sein. Und ein Fall für den Denkmalschutz werden. Die Stadt muss hier ihre planerische Hoheit zeigen. Hundert Jahre alte Häuser in lehrbuchhafter ökologischer Bauweise mit wertvollem Grün, ein kleinklimatisches und ökologisches Eldorado versus weiß-graue kalte und die minimal möglichen Abstandsflächen ausreizende Blöcke, deren Lebensdauer auf maximal 50 Jahre ausgelegt sind. Die sozialen, ökologischen und klimatischen Vorteile diese Areals für Würzburgs sind offensichtlich. Menschen und ihre Wohnsituation müssen mehr Wert haben als Gewinnmaximierung.
Dr. Wieland Gsell
97225 Zellingen