Zum Artikel "Die Innenstadt soll sich verändern!" in der Main-Post vom 22. Dezember, Seite 21, erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Bitte, lasst die Kirche im Dorf. Wir haben eine wunderschöne, alte, historische und attraktive Innenstadt (um die uns viele Menschen beneiden). Sicher kann noch vieles verbessert werden, doch mit „weniger Blech, dafür mehr Grün“ ist es nicht getan. Ich bin für Fahrradverkehr. Doch dürfen die „Drahtesel“ nicht überall abgestellt, an jedem Verkehrsschild, an jeder Laterne, an jeder sich bietenden Möglichkeit angekettet werden? Dürfen nicht den Fußgänger behindern? Fahrrad-Sammel-Abstellplätze braucht die Stadt! Das „wilde“ Abstellen von Fahrrädern in Einkaufsstraßen muss verboten werden, wie am Barbarossa Platz.
Auch die Möglichkeiten zum Abstellen, Dauerparken der Fahrzeuge der Innenstadtbewohner müssen dringend verbessert werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wenn Mandatsträgern, „Die Grünen“, bei notwendigen Maßnahmen in der Altstadt zunächst nur einfällt anzumahnen, „die Achse zwischen Residenz und Dom, inklusive Paradeplatz weitgehend von Autos zu befreien“, das heißt, vorhandene Abstellplätz ersatzlos zu vernichten, so bedeutet dies nichts Gutes (insbesondere in Hinblick auf das dort genehmigte Hotel mit Gaststätte und Restaurant ohne die erforderlichen Stellplätze).
Die grundsätzliche Forderung mehr Grün und weniger „Blech“ verbessert für sich alleine nicht die Aufenthalts- und Lebensqualität der Innenstadt. Mit hier ein Bäumchen, dort ein Baum, ist nicht viel getan, außer für die Hundebesitzer. Wer sich im Innenstadtbereich an „Grün“ erfreuen will, kann im Glacis, Hofgarten, am Main-Ufer (Leonard Frank Promenade) und so weiter spazieren gehen.
Wenn ich in die Innenstadt gehe, sind mein Ziel nicht die vorhandenen oder noch zu pflanzenden Bäume, es sind die Geschäfte, die Versorger, Behörden, Gaststätten und vieles mehr sowie der Flair einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt, wie zum Beispiel die Sichtachse Alte Mainbrücke –Dom. Mich fröstelt, wenn ich lese, die Domstraße braucht mehr „Grün“. Am Sternplatz wurden vor wenigen Jahren erst mehrere (größere) Bäume entfernt und durch einen kleineren ersetzt.
Da lob ich mir das Kaufhaus Schlier, das seit Jahren durch Blumen auf dem Vordach längs der Domstraße das Stadtbild, die Domstraße, nachhaltig verschönert und dadurch die Aufenthaltsqualität durch private Initiative verbessert. Ein negatives Beispiel ist das Informationszentrum der WVV in der Domstraße. Muss dieses unbedingt in einer der attraktivsten Einkaufsstraßen sein?
Vor einem möchte ich warnen, mit „weniger Blech und mehr Grün“ darf kein Vernichten, Auflassen von Kfz-Stellplätzen für die Innenstadt-Bewohner erfolgen. Diese brauchen Dauerabstellplätze für ihr Auto, und zwar bezahlbare. Der Wiederaufbau nach dem 15. März 1945 erfolgte weitgehend ohne Kfz-Abstellplätze. Soweit Abstellplätze geschaffen wurden, werden diese heute oft zweckentfremdend als Lager genutzt. Das müsste überprüft und geändert werden. Auch das Wunschdenken vom Verzicht auf das eigene Auto für Bewohner der Innenstadt oder „Carsharing“ bringt nichts. Quartiergaragen müssen gebaut und finanziert werden. Der Kardinal-Faulhaber-Platz könnte der Anfang dieser Entwicklung sein, mit dem Bau einer Quartier-Tiefgarage.
(Auch ein gepflasterter Platz kann schön sein, denn er ermöglicht eine multifunktionale Nutzung mit erhöhter Aufenthaltsqualität.)
Helga Kuttenkeuler
97070 Würzburg